Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Forstchen, William

Forstchen, William

Titel: Forstchen, William Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William R. Forstchen
Vom Netzwerk:
neben ihm.
    »Jetzt, Alexi!«
    Eine Rauchwolke quoll aus dem eisenbeschlagenen Schornstein, und Hans hörte das Rauschen von Dampf. Die Maschine blieb zunächst reglos, und Hans wartete angespannt und voller Furcht. Er hörte, wie sich das Antriebsrad des Vehikels drehte und sich dann die Keilriemen aus Leder ins Zeug legten. Die Maschine schien vor Anstrengung zu stöhnen und stieß dabei mächtige Rauchfontänen aus, um sich dann ganz langsam in Bewegung zu setzen. Die schweren Eisenräder wälzten sich knirschend über den Straßenschotter. Der Pilot in der Frontsektion des Eisenmonsters drehte die Vorderräder, während das Vehikel zentimeterweise die Straße hinabfuhr und dabei fast unmerklich beschleunigte. Als sich die Maschine dem Tor näherte, drehte sie sich bedächtig. Hans folgte ihr und blieb dabei hinter ihr in Deckung, und er spürte die Wärme, die der Kessel in der Hecksektion abstrahlte. Langsam orientierte sich das Vehikel nach vorn, und der Schornstein passte dabei nur knapp unter dem Torbogen hindurch. In diesem Augenblick hörte Hans, wie die Triumphschreie der Bantag erstarben.
    »Jetzt! Auf der Mauer! Jetzt!«
    Eine ungleichmäßige Salve prasselte über ihm, als über hundert Verteidiger aufstanden und aus kurzer Distanz schossen. Beinahe im selben Augenblick feuerte der Zehnpfünder in der Vorderhälfte des Landkreuzers seine tödliche Kartätschenladung ab und bestrich damit den Exerzierplatz. Langsam klapperte die Maschine unter dem Torbogen hervor und bewegte sich dabei schon mit Höchstgeschwindigkeit, die nicht viel größer war als bedächtiges Schritttempo. Die Hinterladerkanone feuerte aufs Neue. Die ersten beiden Seitenluken hatten jetzt freies Schussfeld, und die Schützen dahinter legten mit ihren Einpfündern los und jagten die Ladungen dieser überdimensionierten Schrotflinten in die Bantag, die entlang der Innenwände der Festung anstürmten.
    Hans, der nach wie vor hinter dem Landkreuzer in Deckung blieb, konnte sich gut die Panik vorstellen, die auf dem Exerzierplatz beim Anblick des mechanischen Monsters ausbrach, das auf die Bantag zuwankte. Die feindlichen Truppen wandten sich ab und rannten zum eingeschlagenen Tor genau das Ergebnis, worauf Hans gehofft hatte. Die gedrängte Masse der Krieger wurde dort von zwei weiteren Kartätschen zerfetzt. Die wenigen Überlebenden auf dem Exerzierplatz, die sich nicht ins Gedränge am Tor gestürzt hatten, flohen über die Nord-und Südmauern, nur um dort von den Zentralbastionen der Ziegelmauer aus niedergestreckt zu werden.
    Hans hörte das hohle Knallen von Kugeln, die den Landkreuzer trafen, und es klang beinahe wie Hagel auf einem Blechdach. Alexi lenkte die Maschine ins Zentrum des Exerzierplatzes, damit alle vier Schützen, die zu je zwei Mann an den Einpfündern der beiden Flanken saßen, freies Schussfeld im Bereich zwischen den Bastionen hatten, während der Zehnpfünder eine letzte Kartätsche durchs Tor jagte.
    Hans war im Schatten des Stadttores stehen geblieben und schüttelte erstaunt den Kopf. Er sah eine Luke an der Rückseite der Maschine aufgehen. Alexi grinste ihn an, winkte und knallte die Luke wieder zu.
    Gewehrschützen der Bantag hielten nach wie vor den Außenhang der Ostmauer, aber überall sonst war der Angriff zum Stehen gebracht.
    »Also, was hast du jetzt vor?«, lachte Hans.
    Ha’ark, der an der Außenmauer lehnte, konnte sich seine Bewunderung nicht verkneifen. Niemand hatte ihm gesagt, dass der zweite Zug, den die Flüchtlinge erbeuteten, einen Landkreuzer transportiert hatte. Irgendwie hatten die Menschen herausgekriegt, wie sie ihn zusammenschrauben und einsetzen konnten. Typisch für sie, dachte er. In einer Krise immer anpassungsfähig. Er fragte sich, ob eine gleiche Anzahl seiner eigenen Lebensform in einer vergleichbaren Lage ebenso kreativ denken und handeln könnte.
    Er sah, wie seine Stabsoffiziere ringsherum die Köpfe hängen ließen und auf seinen Wutausbruch warteten.
    »Das war zu erwarten«, sagte er schließlich. »Das hier ist kein Manöver, wie wir es gegen die Chinstädte durchgeführt haben. Das hier ist eine echte Schlacht, und Hans hat das Unerwartete vollbracht.«
    »Sollen wir von Neuem angreifen?«, fragte Jamul leise.
    Ha’ark schüttelte verärgert den Kopf. »Wir schaffen es vielleicht mit einem massiven Ansturm, aber es sind hundert Meter über den Exerzierplatz, und dann sind wir erst am Fuß einer Mauer, die erklommen werden muss. Falls wir flankierende Angriffe

Weitere Kostenlose Bücher