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Forstchen, William

Forstchen, William

Titel: Forstchen, William Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William R. Forstchen
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Asgard. Sie konnten sich im Notfall als zähe Kämpfer erweisen, aber es fehlte ihnen gänzlich an der Disziplin, die man den Regimentern der Rus und Roum eingebläut hatte. Hans hätte die Asgard gemocht, bedachte man ihren teutonischen Ursprung im, wie Andrew vermutete, römischen Germanien.
    Die Tür hinter ihm ging auf, und Emil gesellte sich in der kalten Nachtluft zu ihm. »Komm schon rein, verdammt, oder du holst dir in dieser Kälte noch den Tod!«
    »Glaubst du das wirklich?«, fragte Andrew.
    »Nein, aber es klingt gut.«
    »In einer Minute.«
    »Du denkst wohl immer noch an Hans.«
    »Ich wünschte, er wäre hier.«
    »Falls es dich irgend tröstet: Ich denke, das wird er immer sein.«
    »So etwas sagt gewöhnlich Vater Casmar.«
    »Nein, so habe ich das nicht gemeint. Ich wollte sagen: in dir. Hans hat dich ausgebildet wie die meisten Jungs des alten Fünfunddreißigsten. Du und das Regiment, ihr habt diese Welt geformt. Falls es jemals einen Soldaten gab, der die große alte Armee des Potomac repräsentierte, dann Sergeant Major Hans Schuder. Diese Armee hat auf diesem Planeten die Republik geschaffen. Sie musste die Republik schaffen, um das widerzuspiegeln, was sie war und immer sein wird. Tröste dich damit, Colonel Keane, wann immer du dich so fühlst wie jetzt.«
    Andrew lächelte Emil an. »Wieder mal der Philosoph.«
    »Welcher alter Jude wie ich ist kein Philosoph?«, fragte Emil und erwiderte sein Lächeln.
    Andrew nickte. »Ich weiß, dass etwas auf uns zukommt.« Er zögerte. »Da sind noch diese anderen Träume. Es erinnert mich an die Geschichte mit Tamuka.«
    Emil musterte Andrew aufmerksam.
    »Es war ein geistiger Einblick, von der Art, wie ich es dir von Tamuka erzählt habe, der im Krieg so etwas versucht hat. Einige von der Horde scheinen über diese Gabe zu verfügen, und dieser neue Kerl ist stark, viel stärker als Tamuka. Seine Gedankengänge sind auch anders.« Andrew brach ab, als suchte er nach den richtigen Worten. »Modern. Das ist es: modern. Er denkt anders, und das, mein Freund, macht mir Angst.«
    Emil betrachtete ihn und diese abgespannten Züge. »Falls du Angst hast, Andrew, dann sollten wir sie vielleicht alle haben.«
    »Bataillon, Aaachtung!«
    Major General Vincent Hawthorne musterte die Reihen, als die vor ihm aufmarschierten Soldaten die Gewehre präsentierten. Ein kalter Schauer der Freude lief ihm bei dem Geräusch über den Rücken. Das Fünfte Suzdal, »Hawthornes Garde«, stand vor ihm in Reih und Glied. Jetzt, wo man bei den Asgard blauen Farbstoff kaufen konnte, übernahm die Armee der Republik allmählich die traditionelle Uniform ihrer Mentoren -himmelblaue Hose, marineblaue Jacke mit vier Knöpfen und schwarzer Filzschlapphut. Beim Anblick dieses Regiments im geliebten Blau schlug sein Herz schneller. Er blickte zur Flagge hinauf, die in der Brise knatterte, und seine Augen blieben auf der von Schüssen durchlöcherten Standarte des Regiments ruhen, verziert mit den Namen eines halben Dutzends hart umkämpfter Schlachten.
    Neben ihnen waren eine Kompanie Seeleute aufmarschiert. Die Männer trugen die blauen Hosen, blau und weiß karierten Hemden und weißen Halstücher der Marine. Admiral Bullfinch stand stolz vor seinen Leuten, angetan mit seinem besten Zweireiher-Gehrock in Blau, und das gutaussehende Gesicht wirkte mit der schwarzen Augenklappe exotisch und leicht gefährlich.
    Als der Zug stoppte und die Lok Dampf abließ, spielte die Kapelle einen einzelnen Trommelwirbel mit Tusch, passend für den Oberkommandierenden der Armeen. Anschließend stimmte sie den »Battle Cry of Freedom« an, den Schlachtruf der Freiheit.
    Vincent und Bullfinch drehten sich um, gingen zum letzten Waggon, nahmen Haltung an und salutierten, als Andrew auf die Plattform heraustrat. Andrew lächelte, salutierte vor der Flagge und dann vor Vincent und Bullfinch. Er stieg von der Plattform und schritt die Formation ab, gefolgt von Pat und Emil, der die Männer neugierig musterte, als hielte er Ausschau nach einem verräterischen Husten oder einem Fiebersymptom.
    »Die Männer sehen gut aus«, stellte Andrew fest, laut genug, damit seine Worte auch gehört wurden. »Aber andererseits würde ich vom alten Fünften nie etwas anderes erwarten.«
    Hinter der militärischen Formation erblickte Andrew die Menge der neugierigen Zuschauer – Hunderte von Eisenbahn- und Docksarbeitern, Werft- und Fabrikarbeitern, die an der vorläufigen östlichen Endstation der Eisenbahn tätig waren.

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