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Forstchen, William

Forstchen, William

Titel: Forstchen, William Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William R. Forstchen
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armen Teufel in den Tretmühlen aufzutreiben, und das Gleiche gilt für die Puddler. Oder bei Tamira drüben in der Küchenhütte zusätzliches Brot zu bekommen. Diese armen Schweine fallen ja fast schon um.«
    Noch während er redete, behielt er Karga im Blick. Ein Arbeitstrupp stolperte an diesem vorbei und schleppte Körbe voller Holzkohle. Eine Frau mit kleinem Kind, das sich an den Saum ihres zerfetzten Kleids klammerte, stolperte und stürzte und verschüttete mehrere Pfund Holzkohle auf dem Fußboden.
    Karga brüllte wütend und stürzte sich mit knallender Peitsche auf sie. Die Frau versuchte sich aufzurappeln, stürzte aber unter den Hieben erneut.
    Karga bückte sich, hob sie mit einer Hand auf und schleuderte sie ein weiteres Mal zu Boden. Sie blieb bewusstlos liegen, und das Kind brüllte vor Entsetzen.
    »Jesus rette sie!«, flüsterte Gregori. »Das sind Lins Frau und Kind!«
    Hans rannte los. »Karga, für sie gilt Verschonung!«, bellte er. »Sie ist die Frau meines Essensaufsehers. Sie ist verschont!«
    Karga warf sich mit wütendem Knurren zu ihm herum. »Dann tut er seine Arbeit nicht richtig!«, verkündete er und lachte sardonisch. »Ansonsten wären wir nicht im Rückstand. Sie hat absichtlich ihre Holzkohle fallen gelassen, um die Arbeit zu behindern. Sie wandert in die Grube. Falls jemand die Verantwortung dafür trägt, dann du, Hans. Das ist die Bezahlung, die du mir für die Schande schuldest, deine Leute nicht richtig zur Arbeit anzuhalten.«
    »Karga!«
    Ein muskulöser schwarzer Arm wand sich Hans um den Hals und zog ihn rückwärts. Erwehrte sich, blickte über die Schulter und entdeckte Ketswana, den Vorarbeiter des Hochofens drei, mit Gregori an seiner Seite.
    Hans versuchte sich zu befreien, während Ketswana ihm mit der freien Hand den Mund zuhielt.
    »Um Perms willen!«, zischte Gregori. »Wenn du dich einmischst, nimmt er noch ein Dutzend Leute. Lass es!«
    Karga betrachtete Hans mit einem dämonischen Leuchten im Auge, als Hochofen vier aufbrach und sich ein Sturzbach geschmolzenen Eisens aus ihm ergoss.
    »Schaffe ihn weg!«, zischte Gregori.
    Der hochgewachsene Zulu schleppte den strampelnden Hans Richtung Hochofen drei, und seine Wutschreie wurden durch Ketswanas festen Griff gedämpft.
    Hans sah, wie sich Karga die Frau über die Schulter warf und zu der Tür ging, die jeder hier, ob Gefangener oder Meister, das Tor nannte … und das zu den Schlachtgruben vor der Hütte führte.
    Die Frau kam wieder zu sich und schrie los, aber die Schreie galten nicht dem eigenen Schicksal … denn Karga nahm auch das Kind mit. In diesem Augenblick kochte alles über, was Hans befürchtet hatte, alles, wogegen er anwütete. Das Kind war alt genug, um zu wissen, was geschehen würde, aber noch immer klammerte sich das kleine Mädchen an die Mutter, während diese laut schrie und es wegzustoßen versuchte. Karga hob das Kind auf.
    Beim Anblick des Kindes brach etwas in Gregori, und fast hätte er einen Schritt nach vorn getan.
    »Lass es!«, zischte Ketswana. »Er hat Hand an sie gelegt. Sie ist jetzt für die Grube bestimmt. Nichts wird ihn aufhalten.«
    Einen Augenblick lang sah Hans dort in der Düsternis, wie ihn das Kind anblickte, und im Blick der Kleinen spürte er fast so etwas wie Erleichterung, ehe sie im wirbelnden Rauch verschwand. Trotzdem drohten ihn erneut die Gefühle zu übermannen, als stünde ein Damm kurz vor dem Bruch.
    Er rang um Selbstbeherrschung, wollte nicht zusammenbrechen, nicht in Tränen der Qual und des Schmerzes ausbrechen. Er hörte auf, sich gegen Ketswana zu wehren, und spürte, wie der Riese hinter ihm den Griff lockerte.
    Ringsherum hatten alle die Arbeit unterbrochen und blickten Karga nach. Dann wandten sich ihre Augen Hans zu. Obwohl sie unter seinem Schutz standen, spürte er die Anklage, die Enttäuschung, das hohle Gefühl der Niederlage. Zwei aus ihren Reihen waren fortgeschleppt worden. In diesem Augenblick würde man ihnen das Messer durch die Hälse ziehen. Letztlich hatte Hans nichts in der Hand, um sie zu schützen. Sie alle würden sterben, sie waren alle schon tot, und er konnte sie nicht retten.
    »Verdammt noch mal!«, brüllte Hans. »Arbeitet weiter, oder er holt noch mehr!«
    Zitternd wandte er sich Gregori zu. »Wo ist Lin?«
    »Noch immer draußen vor dem Tor im Vorratshaus.«
    Hans wusste, dass er sich Lin stellen musste, sobald der Mann wieder hereinkam. Er selbst sollte es ihm ausrichten.
    »Stellt eine Wache auf, sagt mir Bescheid,

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