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Forstchen, William

Forstchen, William

Titel: Forstchen, William Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William R. Forstchen
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einen Bogen spannt, wann immer einem der Sinn danach steht. Maschinen muss man reinigen und reparieren.«
    »Reparieren? Hat jemand etwas kaputtgemacht?«
    Hans sah, wie die Puddler bei diesen Worten ihres Meisters zusammenzuckten. Als er zuletzt zu der Auffassung gelangt war, jemand hätte absichtlich ein Werkzeug zerstört, wurden ein halbes Dutzend Arbeiter ins geschmolzene Eisen geworfen; daraus entwickelte sich ein noch heftigerer Wutanfall, als man Karga zu bedenken gab, dass die sechs eingeäscherten Leichen das Eisen verunreinigt hatten und der Guss jetzt unbrauchbar war … Zu diesem Zeitpunkt wurde der gesamte Arbeitstrupp vernichtet und dadurch die Produktion noch stärker zurückgeworfen, bis man neue Arbeiter angelernt hatte.
    »So wie du deinem Pferd Ruhe schenkst, muss auch der Hochofen ruhen, mein Meister. Wie sich dein Harnisch oder deine Bogensehne abnutzen und repariert werden müssen, so gilt dies auch für den Hochofen.«
    Hans wartete gespannt auf einen mörderischen Ausbruch und war fast erschrocken, als der Meister leise lachte.
    »Noch ein Guss; dann legen wir eine Unterbrechung ein und tun, was du vorgeschlagen hast.«
    Hans stieß einen heimlichen Seufzer der Erleichterung aus, obwohl die Mannschaft gerade zu einer glatten Vierundzwanzig-Stunden-Schicht verdonnert worden war, ein Arbeitstempo, bei dem wahrscheinlich mehrere Personen umkommen oder verstümmelt werden würden, ehe der Morgen dämmerte.
    Hans verbeugte sich tief aus der Taille heraus und hielt den Kopf gesenkt, bis sich der Meister abwandte.
    »Manchmal, Vieh, bist du einfach zu clever mit deinen Worten!«, knurrte der Meister. »Eines Tages schneide ich dir die Zunge heraus und esse sie.«
    Wer leitet dann diese Gießerei für dich?, dachte Hans. Er wusste, unter welchem Druck der Meister stand. Eisen und Stahl wurden gebraucht, ganze Zehntausende Tonnen des kostbaren Materials. Aufseher, die ihr Soll nicht erfüllten, wurden abgesetzt, und in der Gesellschaft der Bantag konnte man nur auf eine Art mit einer solchen Schande umgehen: durch Selbstmord.
    »Sollte ich jemals in Schande absinken«, fuhr der Meister fort, »dann schlachte ich hier jeden und auch alle, die euch lieb sind, damit sie mir im Immerwährenden Himmel als Sklaven dienen.«
    Bei dieser Drohung schauderte es Hans, denn er wusste, dass sich die Drohung des Aufsehers letzten Endes fast zwangsläufig erfüllen würde.
    Hans stand schweigend da und wartete darauf, entlassen zu werden, während der Meister jetzt umso dämonischer wirkte -da öffnete ein Arbeiter an Hochofen drei hinter ihm den Zapfen, und ein Strom aus geschmolzenem Eisen ergoss sich auf die Gussfläche. Erstickende Wolken aus Dampf und wirbelnden Funken stiegen zischend und brüllend ringsherum auf.
    Karga bannte Hans mit dem Blick, und Hans wartete lautlos auf den gebellten Befehl, er möge sich trollen.
    »Geh. Kehre in deine Unterkunft zurück.«
    Hans wandte sich nicht ab. »Sollte ich nicht bleiben, um dafür zu sorgen, dass die Arbeit zu deiner Zufriedenheit ausgeführt wird?«
    Der Meister lachte leise. »Sie werden dich nur noch mehr hassen, falls sie schuften und du schläfst. Das gefällt mir.«
    »Ich benötige einen Pass.«
    Karga brummte einen Fluch, fischte in der an seinem Gürtel baumelnden Tasche und zog eine Messingtafel hervor, die kundtat, dass Hans einem Befehl Folge leistete und deshalb die Gießerei verlassen durfte.
    Hans verbeugte sich tief und wich zurück, während sich der Werkmeister mit einem wütenden Fluch abwandte und in die Düsternis davon wanderte. Mit erleichtertem Seufzen richtete sich Hans auf und blickte zu den Puddlern hinüber, die während der ganzen Begegnung ihre Arbeit fortgesetzt hatten.
    »Denkst du, dass es zu einer Schlachtung kommt?«
    Hans sah die Angst in Gregoris Augen. Er gab dem Jungen einen Klaps auf die Schulter.
    »Ist schon in Ordnung. Der Mistkerl kann uns nicht alle umbringen.« Er bemühte sich, ein aufmunterndes Lächeln zu zeigen. »Verdammt, falls er mich umbringt, kriegst du den Job!«
    Kurz spielte ein Lächeln über Gregoris Züge. »Ohne das kann ich länger leben.«
    Hans nickte, rang sich erneut ein Lächeln ab. Obwohl Gregori erst Mitte zwanzig war, wurde sein Haar dünner, und es zeigten sich erste graue Strähnen darin. Wie alle Gefangenen hatte er als Folge von Überarbeitung und Angst ein blasses, fast durchscheinendes Gesicht.
    »Ich verschwinde jetzt lieber. Versuche mal, eine zusätzliche Wassertruppe für diese

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