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Forstchen, William

Forstchen, William

Titel: Forstchen, William Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William R. Forstchen
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das ehemalige Land der Merki und gab gleichzeitig bekannt, dass er keine Forderungen darüber hinaus stellte -und machte zugleich deutlich, dass jeder Vorstoß in das, was jetzt Bantagland war, als Kriegshandlung gewertet und entsprechend beantwortet würde.
    Wie lange sie wohl darauf hereinfielen? Wie lange, bis sie nachsehen kamen und das ausgeklügelte Geheimnis schließlich aufgedeckt wurde? Nur ein Jahr noch, und es war zu spät für die Yankees, dachte er. Wir stürmen übers Meer, bringen unsere Armee an Land, fallen über Roum her und vernichten dann, was noch übrig ist. Es war an der Zeit, sie erneut einzulullen, eine weitere Botschaft zu senden. Seine Gedanken wandten sich dem Yankee-Sergeant zu, mit dem er seit Monaten nicht mehr geredet hatte. Lag dort eine Möglichkeit?
    Hans musterte die Menschen, die sich in seinem kleinen Büro versammelt hatten, und empfand ein Hochgefühl, in das sich Angst mischte. Er wusste, dass sie wohlüberlegte Vorsichtsmaßnahmen getroffen hatten: Der Wächter draußen würde dreimal an die Tür klopfen, um ein Warnsignal zu übermitteln. Wachtposten waren auch an den vier Seiten des Gebäudes postiert und zwei weitere am Lagertor. Das Risiko einer Zufallssuche durch einen Bantagwachmann bestand praktisch nicht. Die Gefangenen selbst jedoch boten Grund zur Besorgnis, und während Hans die Männer und Frauen betrachtete, die sich im Büro drängten, fragte er sich, wie gut Gregori den Charakter und die Kraft jedes Einzelnen eingeschätzt hatte, denn in einem Universum, in dem eine Schale mit wässriger Suppe die Grenze zwischen Leben und Tod markierte, konnte ein Verräter mit einer Hand voll Reis gekauft werden.
    Hans blickte ihnen in die Augen: Ketswana und Manda, Gregori und Alexi, die traurigen, abgezehrten Züge Lins und schließlich Tamira. Schützend drückte sie sich Andrew an die Brust und küsste ihn leicht auf den Kopf, sodass sich der Junge bewegte und dann seufzend in die schützende Wärme der Mutter schmiegte. Erneut erlebte Hans, wie Gefühle in ihm aufstiegen. Früher waren Kinder für ihn Kreaturen gewesen, über denen er höfliche Laute von sich gab, wenn er dazu gezwungen war, für die er jedoch ansonsten nichts weiter aufbrachte als die Haltung des Soldaten, dass sie zu schützen waren. Die Geburt des kleinen Andrew hatte diese Illusionen endgültig zerstört und bot ihm auch die Erklärung dafür, wie Lin durch den Mord an seinem Kind über die Grenze und zu der Bereitschaft getrieben worden war, sich an dieser Wahnsinnstat zu beteiligen.
    Hans nickte Alexi zu, der einmal an die Tür klopfte. Ein einzelnes Klopfen ertönte zur Antwort … sie waren so sicher, wie derzeit überhaupt möglich war.
    Hans lehnte sich an die raue Blockhüttenwand und entschied, dass der Augenblick einen Priem seines kostbaren Tabakvorrats wert war. Er fischte in der Tasche danach und bemühte sich, Tamiras tadelnden Blick zu ignorieren, als er zubiss und den ersten bitteren Schub spürte.
    »Ehe ich ins Detail gehe, möchte ich gleich etwas klarstellen«, sagte Hans leise. »Wir sind alle tot. Schon diese Zusammenkunft verdammt uns alle zu den Schlachtgruben.«
    »Wir sind ohnehin tot!«, knurrte Ketswana, und die Hordensprache klang in seiner tiefen, grollenden Stimme ein bisschen beängstigend. »Wir haben es doch heute erlebt. Nichts kann uns schützen, gar nichts.« Und er deutete mit dem Kopf auf Lin Zhu, der in der Ecke auf dem Boden saß, die Augen rotgerändert vor Trauer. Lin rührte sich, als wollte er etwas sagen, schüttelte dann aber nur den Kopf und schlug die Hände vors Gesicht. Tamira setzte sich neben ihn und flüsterte ihm leise Worte zu, während sie weiter Andrew knuddelte.
    Allein bei ihrem Anblick bekam Hans einen Kloß der Angst im Hals. Sie war der einzige Grund für ihn, sich weiter ans Leben zu klammern. Obwohl er sich als Verräter an Andrew und der Republik empfand, konnte er letztlich nicht den Gedanken ertragen, was aus Tamira würde, falls er sich irgendwann zu gehorchen weigerte oder einfach nicht mehr nützlich war für die Mistkerle. Der Tod von Lins Frau und Kind hatte Hans jedoch gezeigt, dass nicht mal er die beiden Menschen retten konnte, die er am meisten liebte.
    Welche Ironie! Ein dem Krieg gewidmetes Leben, den Armeen seiner beiden Wahlheimatländer, der Vereinigten Staaten und Rus. Bis jetzt hatte er niemanden gehabt. Von Neuem erblickte er jetzt diesen Ausdruck in ihren Augen, einen Blick, der nach wie vor so viele Gefühle in ihm

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