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Forstchen, William

Forstchen, William

Titel: Forstchen, William Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William R. Forstchen
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der Nachmittag ist schon halb vorbei, und noch immer ist kein Zug eingetroffen, um die Schienenstücke abzuholen! Bislang kein Zug, was bedeutet, dass vielleicht gar keiner kommt, oder wenn doch, dann verspätet. Falls das so ist, dann besteht keinerlei Garantie mehr, dass wir heute Abend draußen überhaupt einen Zug vorfinden.«
    »Fast immer steht draußen ein Zug«, hielt ihm Lin entgegen. »Der Bahnhof ist vielleicht ein Mal alle paar Wochen ganz leer.«
    »Und mal angenommen, das geschieht heute Abend? Und warum müssen wir unsere Flucht überhaupt vorverlegen?«
    Hans warf Gregori einen scharfen Blick zu, denn er fürchtete, der Junge könnte den wirklichen Grund verraten. Falls doch etwas schiefging, wollte Hans nicht, dass Gregori die Schuld tragen musste. Der Junge schlug die Augen nieder.
    »Sagen wir einfach: Wir haben gute Gründe dafür, dass sie uns allmählich auf die Schliche kommen«, entgegnete Hans gelassen. »Ich habe die Entscheidung getroffen. Wir machen es heute Abend. Ich fürchte, falls wir es nicht tun, denn werden einige – vielleicht alle – von uns morgen abgeholt.«
    »Bist du sicher?«
    »So sicher wie nur möglich. Ich habe die Risiken abgewogen. Sieh mal, sie haben sich heute Morgen die Mühe gemacht, die Arbeitsgruppen durcheinanderzubringen. Dazu müssen sie einen Anlass gesehen haben. Soweit wir wissen, könnten sie morgen eine Gruppe fortschleppen, und falls das geschieht, redet möglicherweise jemand.«
    Er blickte Alexi offen an, und dieser nickte schließlich.
    »Jetzt zum Zug. Falls wir draußen keinen vorfinden, dann schließen wir das Loch wieder und warten, bis einer auftaucht.«
    »In Ordnung, aber ich sage dir, dass ich unentwegt beten werde, bis ich endlich eine lodernde Brennkammer vor mir habe.«
    »Das wirst du heute Abend haben«, sagte Hans. »Wir ziehen alles nach Plan durch. Das Problem ist nur, dass Ketswanas Arbeitsgruppe durcheinandergemischt wurde. Wenn wir den Tunnel öffnen, Ketswana, müssen es die Arbeiter am Ofen erfahren. Wende dich zuerst an die Leute, die du kennst. Gregori, sieh mal, ob du einige von den neuen Leuten für vertrauenswürdig hältst. Vergiss nicht: Wer sich weigert mitzukommen, darf anschließend nichts sagen.« Er zögerte einen Augenblick lang. »Oder er muss für immer zum Schweigen gebracht werden.«
    Ketswana nickte.
    »Ketswana, sobald der Abmarsch beginnt, gehst du durch die Fabrik. Ich denke, du kannst vielleicht noch einige deiner eigenen Männer und Frauen einsammeln. Falls ein Wachmann Fragen stellt, sag ihm, du wolltest sie nur kurz ausleihen, weil es ein Problem mit dem Hochofen gibt, den sie kennen. Sorge von da an dafür, dass sie in deiner Nähe bleiben.
    Als Nächstes holen wir dann die Leute aus den Unterkünften. Unsere eigene Hütte kommt als Erste an die Reihe; dann schicken die Hauptleute, die wir in den übrigen Unterkünften bestimmt haben, ihre Leute los. Alle Hütten tun es gleichzeitig. Den Wachen dürfte nichts auffallen, wenn nur alle sechs Minuten vier Personen die jeweilige Hütte verlassen und nicht eine Hütte nach der anderen ihre ganze Belegschaft ausspuckt. Auf die Wachen am Tor setzen wir eine Gruppe an, die für Ablenkung sorgt. Einer der automatischen Hämmer wird kaputtgehen; das müsste sie anlocken. Wenn unsere Vierergruppen vorbeischlüpfen, nehmen sie jeweils Körbe mit Holzkohle oder Erz auf und tragen sie nach unten. Vier steigen hinab, einer kehrt mit den ineinandergestapelten Körben zurück. Dann kommen die nächsten vier an die Reihe und so weiter.«
    »An irgendeinem Punkt werden es die Wachen bemerken«, warf Gregori ein.
    Hans nickte. Das war der Aspekt, vor dem ihm graute, das eine Glied in der Kette ihres Plans, über das er nachdenken konnte, wie er wollte, und das doch immer ein düsteres Ende versprach.
    »Etwas über sechshundertdreißig Personen sind auf dem Gelände untergebracht. Ich möchte sie alle herausholen, sehe aber nicht, wie das möglich sein sollte. Wer zu krank ist, um auf den eigenen Beinen mitzukommen, muss zurückbleiben. Das sind derzeit mindestens fünfzig Menschen. Wir haben fünfzig Leute mit Kindern. Die kommen mit.«
    Er blickte Manda an, und sie nickte.
    »Dafür haben wir die Opiumtropfen. Der Himmel helfe uns; ich kenne die richtige Dosis nicht, aber jedes Kind muss von dem Opium erhalten, sobald es im Tunnel ist. Ich denke gern, dass wir die Unterkünfte vollständig geräumt haben können, ehe der mitternächtliche Wachwechsel stattfindet und die

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