Forstchen, William
Armen.
Mit auf einmal zitternden Knien ging Hans dicht heran, griff hinauf und nahm ihre Hand.
»Andrew?«, fragte er leise.
»Schläft noch.«
Hans entdeckte Manda neben ihr, und Ketswana stieß einen Freudenschrei aus, als sie aus dem Wagen in seine Arme sprang.
»Der Wagen«, erzählte Manda, »ist voller Waffen und Kugeln!«
Hans wandte sich an Ketswana. »Hol ein paar Männer aus jedem Wagen und bring sie zum Tender, und wir zeigen ihnen, wie sie die Gewehre, die wir dort haben, laden und abfeuern können. Dann schicken wir sie zu den Waggons zurück, und sie geben die Kenntnisse an die anderen weiter. Verdammt, falls uns die Bantag doch noch einmal stellen, wird es einen mörderischen Kampf geben!«
Die Pfeife ertönte und meldete damit, dass der Telegrafist die Leitungen durchgeschnitten hatte. Bebend ruckte der Zug an. Hans wandte sich erneut an Tamira.
»Versuche ein wenig zu schlafen«, sagte er, während er sie packte und küsste. Er schenkte ihr ein beruhigendes Lächeln. »Unser Sohn wird frei sein«, sagte er leise, lief zurück zum Führerstand und stieg ein.
»Nichts hält uns jetzt mehr auf!«, brüllte Alexi.
Hans schwieg und sah zu, wie der Rauch wirbelnd aus dem Schornstein stieg. Gregori trat zu ihm.
»Der Wind kommt für uns aus der passenden Richtung, aber ich wünschte, er wäre stärker«, flüsterte er Hans zu. »Falls sie einen Flieger starten können, eilt er uns womöglich voraus.«
Hans nickte und tastete in der Tasche nach der Rolle Tabak, die Ha’ark ihm gerade erst tags zuvor geschenkt hatte.
Er biss ein Stück ab und reichte Gregori die Rolle, der sie zögernd entgegennahm und ein Stück abbiss. Der Junge fing an zu kauen und würgte, kaute aber trotzdem weiter.
Ha’ark. Auf keinen Fall durfte dieser Mistkerl sie entkommen lassen. Falls sie die Republik erreichten, würden ihre Nachrichten über die Aufrüstung und die neuen Waffen seine Pläne zerstören. Außerdem schöpften vielleicht Millionen Gefangene der Bantag die Hoffnung, dass sich Widerstand lohnte, wenn es dem Qar Qarth nicht gelangt, die Leichen der Flüchtlinge zurückzubringen und öffentlich aufzuspießen.
Hans zog die kostbare Karte der Bahnlinie aus der Tasche. Fünfundsechzig Kilometer bis zum nächsten größeren Haltepunkt. Eine Nebenstrecke lief von dort aus in die südlichen Berge, wo Kalkstein abgebaut wurde, um daraus Flussmittel zu gewinnen. Die Flüchtlinge mussten ihren Vorrat an Holz und Wasser aufstocken. Darüber hinaus existierte dort eine Garnison. Er sah, dass Gregori schon einen Kreis aus Männern um sich gebildet hatte und ihnen zeigte, wie man ein Gewehr lud und damit zielte. Zwei Stunden, um eine Infanterie auf die Beine zu stellen … Wahnsinn! Aber andererseits war ja das ganze Unternehmen Wahnsinn. Hans lehnte sich über die Bordwand des Tenders und spuckte einen Strom Tabaksaft aus. Erneut stellte sich ihm die Frage: Was unternahm Ha’ark jetzt?
»Wie viele Züge haben wir?«, schnauzte Ha’ark, als er am Bahnhof abstieg. Er zog sein Gewehr aus dem Futteral und lief zur Gießerei.
Der Bantag-Bahnhofsvorsteher musste neben ihm herrennen, um Schritt zu halten.
»Fünf, mein Qarth, die derzeit andernorts verstreut sind, aber sie können vor dem Morgen hier sein.«
Jamul galoppierte heran, stieg ab und schloss sich Ha’ark an.
»Bring die Krieger unseres Ersten Umen so schnell wie möglich an Bord.«
Jamul schüttelte den Kopf. »Sie lagern eine halbe Stunde zu Fuß von der Bahnlinie. Allein ihnen die Nachricht zu schicken und sie an die Bahnlinie zu führen und in die Züge zu schaffen, das dauert schon bis zur Morgendämmerung.«
Ha’ark fluchte heftig.
»Wir haben noch die Wacheinheiten. Wir können in Minuten wenigstens zwei oder drei Kompanien aus ihnen bilden.«
Ha’ark packte Jamul an der Schulter.
»Ich breche sofort auf! Du schaffst so viele Krieger des Ersten Umen auf Züge, wie du nur kannst, und folgst mir.«
»Sollte ich nicht zuerst aufbrechen? Das ist nicht deine Aufgabe.«
»Ich gehe.«
Er ging zu einer Gruppe Wachleuten hinüber, die auf den Knien lagen.
»Karga! Wo steckt Karga?«
»Mein Qarth.«
Ha’ark sah Karga flach vor ihm auf dem Boden liegen. »Hoch mit dir, verdammt!«
Eine Kanone krachte in der Fabrik.
»Wie sind sie entkommen?«
Karga berichtete ihm nervös vom Tunnel und dem Ausbruch.
»Hatte ich dich nicht informiert, dass ich den Verdacht habe?«
»Ja, mein Qarth.«
»Und?«
»Wir haben das gesamte Werksgelände von
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