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Forstchen, William

Forstchen, William

Titel: Forstchen, William Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William R. Forstchen
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erinnere, finden wir einen Wasserturm direkt hinter dem Bahnhof und daneben ein Holzlager.«
    Hans beugte sich aus dem Führerhaus. Der Bahnhof wirkte ruhig. Er sah, dass in der einzelnen Blockhütte neben der Strecke ein Licht brannte. Im matten Licht des Großen Rades am Himmel erblickte er ein Dutzendjurten, an denen sich jedoch nichts rührte. Mit Glück konnten die Flüchtlinge hier eindringen und wieder verschwinden, ehe Alarm geschlagen wurde.
    Alexi gab drei kurze Stöße durch die Zugpfeife, und seine Heizer nahmen den Gashebel zurück und zogen die Bremse.
    »Behaltet den Dampfdruck bei«, wies Hans ihn an. »Haltet euch bereit, wie der Teufel von hier zu verschwinden, falls uns ein Empfangskomitee erwartet.«
    Er wandte sich an die Männer, die Gregori ausgebildet hatte. »Sobald wir hier halten, kehrt ihr in die Waggons zurück. Verteilt die Gewehre und die Munition. Zeigt den anderen, wie sie funktionieren. Früher oder später werden wir kämpfen müssen, und ich möchte, dass jeder Mann und jede Frau im Zug schießen kann. Jeder von euch trägt die Verantwortung für die Menschen in seinem Waggon. Falls wir kämpfen müssen, gibt Alexi ein langes Signal über die Zugpfeife. Steigt aus und folgt mir dann.«
    Die Männer nickten eifrig.
    »Da ist der Wassertank!«, verkündete Alexi.
    Hans wandte sich zu Ketswana und Gregori um. »Erst schießen, wenn es sein muss. Falls sich ein Bantag in der Hütte aufhält, versucht ihn schnell und leise zu töten.«
    Ketswana grinste und hob das Krummschwert. Die Lok fuhr langsam am Bahnhof vorbei. Ein kurzer Blick ins Fenster zeigte einen einzelnen Menschen in der Hütte, der aufblickte. Ketswana sprang aus dem Zug, gefolgt von Gregori. Die beiden landeten auf dem Bahnsteig und liefen zur Tür. Hans beugte sich hinaus, um die Ereignisse zu verfolgen. Ketswana riss die Tür auf und stürmte hinein. Der Zug glitt weiter langsam dahin, und Hans stieg aus, das Gewehr in der Hand. Ketswana kam wieder aus der Tür zum Vorschein und grinste.
    »Einer von denen, aber er wacht nie wieder auf.«
    Gregori kam ebenfalls wieder zum Vorschein und zerrte einen Mann hinter sich her. »Weißt du, wer wir sind?«, fragte Hans ihn auf Bantag.
    Der Mann glotzte ihn an und richtete den Blick dann auf Ketswana, der danebenstand und von dessen Krummschwert Blut tropfte.
    »Du kannst gern mit uns kommen, aber entscheide dich schnell!«
    Hans ging zum Holzlager, wo ein Dutzend Männer schon an der Arbeit war und Holzscheite in den Tender lud, während sich Alexi und ein Heizer abmühten, den Ausguss des Wassertanks zum Einfüllstutzen der Lokomotive zu schwenken.
    »Hans!« Gregori lief auf ihn zu. »Wir haben ein Problem. Der Telegrafist hat mir gerade berichtet, dass in etwa einer Stunde ein Zug aus dem Westen hier erwartet wird.«
    Verdammt!
    »Ist schon irgendeine Warnung bis hierher durchgedrungen?«
    »Er sagte, sie hätten gewusst, dass die Telegrafenleitung tot ist, wären aber einfach von einem Riss ausgegangen. Der Wachmann hat geschlafen, wie Ketswana sagte.«
    »Irgendeine Garnison?«
    »Ein paar hundert.« Er deutete mit dem Kopf auf die Jurten, die sich hundert Meter weit im Süden auf einem niedrigen Grat entlangzogen.
    »Hans!« Ketswana rief ihn herüber.
    Der Zulu hob eine Hand. »Hör doch mal!«
    Hans blieb am Zugende stehen und blickte nach Osten zurück. Das Einzige, was er hörte, war das Wispern des Nachtwindes im hohen Gras.
    »Da«, flüsterte Ketswana.
    Hans legte den Kopfschief, hörte aber immer noch nichts.
    »Es ist ein Zug!«, zischte Gregori. »Hörst du es nicht?«
    Hans schüttelte den Kopf.
    »Da«, wiederholte Ketswana und deutete nach Osten. Hans blickte die Strecke entlang und entdeckte auf einmal eine tief hängende Rauchwolke über dem Horizont, im Sternenlicht gerade eben erkennbar, dann kurz von einem roten Blitz erhellt.
    »Wie weit?«, fragte Gregori.
    »Fünf, vielleicht sechs Kilometer«, seufzte Hans.
    Wir wussten ja, dass sie uns verfolgen würden, dachte er, aber dass sie uns so verdammt schnell auf den Fersen sind!
    »Wir haben fünf, höchstens sieben Minuten Zeit. Gregori, sag Alexi, dass er sich beeilen soll. Suche in der Hütte und rings um das Holzlager nach Werkzeug. Versuche ein Loch in den Wassertank zu schlagen. Ketswana, hol den Weichensteller wieder her, schaltet die Weiche auf das Nebengleis und blockiert sie!«
    Die beiden sprinteten los. Hans ging am Zug entlang und blieb am vorletzten Wagen stehen. Tamira stand dort und

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