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Forstchen, William

Forstchen, William

Titel: Forstchen, William Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William R. Forstchen
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zerschmetterte ihn mit einem Holzscheit.
    Der Zug beschleunigte weiter, donnerte durch die zweite Weiche und gelangte so auf die Hauptstrecke. Mehrere Dutzend Menschen liefen noch immer neben dem Zug her. Krank vor Mitleid sah Hans, wie einer nach dem anderen entweder durch Gewehrschüsse der Bantag niedergestreckt wurde oder neben der Strecke zusammenbrach, da er einfach keine Kraft mehr hatte.
    Eine weitere Linie Bantagwachleute kam von der Westseite des Gießereigeländes herangestürmt und lief zur Strecke. Vier von ihnen trugen ein Schienenstück.
    »Gregori!«
    Er deutete auf die vier und war sich darüber klar, dass sie versuchten, das Schienenstück vor der Lokomotive auf die Gleise zu werfen. Gregori beugte sich über die Wand des Tenders, zielte und feuerte. Die vier setzten ihren Weg fort.
    Hans schob ein weiteres Geschoss in die Kammer und schloss sie. Die Waffe war für einen Bantag von fast zweieinhalb Metern Größe ausgelegt und somit unhandlich für Hans. Der Zug schwankte und ruckelte, während er die Gleise entlangdonnerte. Hans fand ein Ziel, verlor es wieder, schwenkte das Gewehr erneut darauf ein. Die Sicht auf den Ersten der vier war schon von der Lok blockiert. Hans schwenkte die Waffe auf den Letzten und drückte ab. Der Bantag wirbelte herum und stürzte, hielt das Schienenstück dabei weiter fest. Die anderen drei kämpften darum, es freizuzerren, als die Lok auch schon vorbeidonnerte.
    Hans erkannte auf einmal den vordersten Krieger … Karga.
    »Karga, du Dreckskerl!«, brüllte Hans und stand triumphierend auf. Karga hob den Blick und brüllte vor Wut, als Hans ihm eine universelle Geste der Verachtung zeigte.
    Ungeachtet der ringsherum krachenden Schüsse überwältigte Hans die Begeisterung. Karga verschwand endlich außer Sicht, als der Zug um eine scharfe Kurve fuhr. Die ganze Zeit über beschleunigte die Lok weiter, und Hans stand auf dem Holzstapel des Tenders und konnte es noch immer kaum glauben, während der Wind, schwer vom Geruch des Holzfeuers, ihn umpeitschte. Sie donnerten eine kurze Steigung hinauf, und er konnte einen Blick zurück auf das Gießereigelände werfen, das jetzt anderthalb Kilometer hinter ihnen lag. Etliche Unterkünfte standen in Brand. Hans wusste, welches Grauen dort seinen Lauf nahm, und erneut biss das Schuldgefühl in seine Seele. Noch ehe die Nacht vorüber war, würden die Zurückgebliebenen tot sein.
    »Wir waren ohnehin alle tot.«
    Das war Ketswana.
    »Ich weiß, aber trotzdem.«
    »Wir waren ohnehin alle tot!«, schimpfte Ketswana, und Hans spürte, dass die Worte ihnen beiden Trost spenden sollten.
    Ein seltsamer Laut kam ihm auf einmal zu Ohren, der Klang von Lachen, von Weinen, aber das Weinen war anders als sonst. Es kündete von hysterischer Lockerung.
    Hans blickte Gregori an. »Tamira, das Baby, Manda? Haben sie es geschafft?«
    Gregori brach schwer atmend an der Wand des Tenders zusammen. »Ich weiß nicht recht. Ich habe sie durch die Tür laufen sehen …« Er verstummte.
    Hans kniete sich neben ihn und fragte sich, ob der Junge einen Treffer eingesteckt hatte.
    Gregori rang sich ein Lächeln ab. »Noch nie hatte ich solche Angst«, flüsterte er. »Nicht mal bei Hispania. Allein da draußen, jede Sekunde mit der Befürchtung, dass sie uns entdecken …« Ihm versagte aufs Neue die Stimme.
    »Lin ist tot. Seine übrigen Leute, tot. Sie haben die Bastarde mit bloßen Händen angegriffen. Ich sagte ihnen, sie sollten es tun, und sie taten es.«
    Hans nickte. Er verstand das Schuldgefühl und erinnerte sich an die Panik im Umfeld des Tunnels. Er blickte Ketswana an und fragte sich, welches Grauen der Mann in den letzten Sekunden miterlebt hatte, ehe er in den Tunnel stieg.
    Gregori lächelte. »Ein Gutes ist allerdings zu vermelden«, flüsterte er.
    »Nämlich was?«
    »Hinsen. Ich habe Hinsen sterben sehen. Niedergehauen von einem Bantag. Es war wundervoll!«
    Hans nickte, bemühte sich, das aufzunehmen, wusste aber zugleich, dass nicht mal diese Nachricht in diesem Augenblick, Freude mit sich brachte.
    Der Zug wurde langsamer, und Hans blickte erschrocken auf.
    »Was ist los?«
    »Wir müssen die Telegrafenleitung durchschneiden!«, gab Alexi bekannt. »Dauert nur eine Minute.«
    Während der Zug allmählich zum Stehen kam, sprang Hans aus dem Führerstand, ging die Reihe der Waggons entlang und rief allen zu, sie sollten drinbleiben. Am vorletzten Waggon wollte ihm schier das Herz bersten … Tamira blickte zu ihm herab, Andrew auf den

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