Fortunas Odyssee (German Edition)
beenden. Er verabschiedete sich und entfernte sich eilig.
Vor der Haustür übergab er sich. Als er sein Zimmer betrat, ging es ihm noch schlechter, nicht nur, weil er betrunken war, sondern weil es niemanden gab, der auf ihn wartete. Er beschloss definitiv, so schnell wie möglich umzuziehen.
Lynda kam nach Hause und dachte die ganze Zeit nur an den Soldaten Ligier. Sie bereute, ihm ihren wahren Namen und die Tatsache, dass sie ausgezeichnet tanzen konnte, verschwiegen zu haben.
Die Jugend!
Monate waren vergangen und Mama hatte nie ein wirkliches Gehalt empfangen. Obwohl sie kein Geld hatte, beschloss sie, ihre Söhne aufzusuchen. Aber welchen zuerst?
Tim wohnte bei seiner Tante, deren Adresse sie kannte. Schon aus diesem Grund würde sie ihn zuerst besuchen.
Als sie Genésio von ihrem Vorhaben unterrichtete, zeigte sich der Mann sehr daran interessiert, ihr zu helfen.
»Ich bringe Sie zu ihrem Sohn.«
»Danke, Seu Genésio, aber bemühen Sie sich nicht. Ich fahre mit dem Zug.«
»Das kommt gar nicht in Frage! Ich lasse Sie nicht so lange in einem schmutzigen Zug fahren.«
»Aber …«
»Ich selbst fahre Sie hin, und Sie brauchen nichts zu bezahlen. Ich bringe mein Auto vorher in die Werkstatt, denn es ist eine lange Reise«, sagte er und schloss die Unterhaltung ab.
Es blieb ihr nichts anderes übrig, als zuzustimmen. Allerdings dauerte es länger als einen Monat, bis das Auto wieder aus der Werkstatt kam. Tim konzentrierte sich auf sein Studium und hatte außerdem viel Arbeit in der Kaserne.
Fred verbrachte die Ferien in einem Haus, das Dr. Afonsos Familie gehörte. Es lag an einem Flussufer und war von Hügeln und schönen Wäldern umgeben. Dort lernte er seine erste Freundin kennen, von der er dachte, sie sei das Mädchen seiner Träume. Es war Liebe auf den ersten Blick. Sie war bezaubernd, gut erzogen, intelligent und erwiderte sein Interesse. Ihr Vater war ein berühmter Politiker und kam gern zum Angeln an diesen wunderschönen Ort.
Tereza blieb weiter Junggesellin und beschwerte sich über die Männer. Ihre Arbeitgeber bemühten sich sogar, einen Lebens-gefährten für sie zu finden, aber der arme Auserwählte wagte es nicht, noch einmal in dieses Haus zurückzukehren, aus Angst, er könne von einem Nudelholz am Kopf getroffen werden. Tereza war einfach nicht zu ändern!
Mama wusste nicht, was sich hinter Genésios Freundlichkeit verbarg. Sie ahnte nicht, welcher Hinterhalt auf sie wartete.
Am Tag der Abreise lief sie in der Küche auf und ab, während Esperanza versuchte, sie zu beruhigen. An diesem Tag, der ihr Glückstag sein sollte, wechselte ihr Leben vom Realen ins Surreale.
Die bloße Vorstellung, Tim wiederzusehen, machte sie nervös. Er war bestimmt gewachsen und hatte sich auch sonst verändert. Sie dachte auch daran, dass ihre Schwägerin nicht ihr Wort gehalten hatte, ihr regelmäßig zu schreiben. Trotzdem war sie ihr dankbar, denn sie hatte sich bestimmt mit aller Zuwendung um Tim gekümmert. Sie lachte und schnalzte mit den Fingern.
Am Nachmittag fuhr das Auto vor, erschreckte dabei einige Tiere und weckte die Fazenda aus ihrer Trägheit.
Der Patron ging direkt in sein Arbeitszimmer, während Esperanza ihren Koffer trug.
»Pass gut auf dich auf«, bat die Magd.
»Ich verspreche es.«
Sie umarmten sich herzlich, während sie auf den Patron warteten. Viele Kinder wollten sich ebenfalls von ihr verabschieden. Franciska brachte einen Korb mit Süßigkeiten und Broten, und einige Männer drückten ihr kräftig die Hand und wünschten ihr alles Gute.
Als Mama ins Auto stieg, saßen der Hexer und ich schon auf der Rückbank und schauten mit Abscheu auf den fetten furzenden Fahrer. Genésio passte zu diesem Auto wie ein Elefant zu einer Streichholzschachtel.
Sie schaute zurück und erblickte Esperanza und deren Vater im Rückfenster. Sie lächelte ihnen zu, obwohl ihr zum Weinen zumute war. Es war die Emotion, ihren Sohn, den sie so lange Zeit nur in Gedanken umarmt hatte, endlich wiederzusehen.
Aber inmitten dieser Gefühle empfand sie plötzlich eine Angst in ihrer Seele.
Frauen können Vorahnungen haben, aber viele wissen es nicht.
Die Reise begann, und alles schien gut zu sein, bis der Wagen plötzlich nach einer halben Stunde Fahrt in einem Waldstück anfing, zu ruckeln. Genésio fuhr an den Straßenrand und hielt an. Die nächste Stadt war weit entfernt, und bald würde es dunkel sein.
Eine große Verzweiflung überfiel meine Mutter, als der Patron anfing, am Motor
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