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Fortune de France: Roman (German Edition)

Fortune de France: Roman (German Edition)

Titel: Fortune de France: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Merle
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Unsern –, so gedenke ich, seinen Wagemut und seine wunderbare Gewandtheit in einer Weise zu nutzen, die ich noch nicht verraten will (bei dieser Feststellung runzelte er vielsagend die Stirn), die jedoch viel zum Erfolg der Unternehmung beitragen wird.«
    Mein Vater ließ seine Blicke um den Tisch schweifen – darauf man aus diesem großen Anlaß die beiden Leuchter gestellt, deren Kerzen alle brannten –, sah einem nach dem andern in die Augen und sagte schließlich mit lauter, tönender Stimme:
    »Meine wackeren Krieger, ich habe der Maligou aufgetragen, von unserm besten Wein zu zapfen, ein halbes Dutzend schöner Hähnchen zu braten und reichlich anderen Mundvorrat vorzubereiten, damit wir am Mittag, nach beendetem Kampf, uns daran stärken können, wenn jeder dem anderen von seinenTaten berichtet, die am Abend, des könnt ihr sicher sein, in unseren Dörfern in aller Munde sein werden.«
    Wieder hob er die Stimme:
    »Und jetzt, Maligou, Barberine, Franchou, füllt jedem noch einmal Suppe nach! Kräftig mit Wein gemischt!«
    Mit solcher Rede war der Kampf bereits halb gewonnen, so gestärkt waren die Gemüter ob des in Aussicht stehenden Ruhmes. Rund um den Tisch wurden nun zuversichtliche Töne laut. Die Frauen, die bis dahin verängstigt und zitternd auf der Küchenschwelle geblieben waren, eilten herbei, unsere Krieger zu bedienen, und deren Gesichter röteten sich, ihre Augen glänzten unter der feurigen Wirkung des Weins und der klugen Rede, sie strafften Rücken und Schultern in den stählernen Harnischen, die im Kerzenschein stolzen Glanz annahmen.
    Ich für mein Teil, der ich mit Samson von meinem Vater gerühmt worden war, da ich »den Aufruhr von Lendrevie niedergehalten, ohne mit der Wimper zu zucken«, dachte schadenfroh, daß »die Söhne«, von denen er gesprochen, meinen älteren Bruder François nicht einschlossen, denn er sollte an diesem Tag zum ersten Mal ins Feuer gehen. Der Gedanke daran ließ mir das Blut rascher durch die Adern rollen, zumal mir ein wenig der Wein zu Kopfe stieg, den mir die kleine Hélix mit zärtlichen Blicken in die Suppe gegossen hatte. Mit stolzgeschwellter Brust warf ich siegessichere Blicke um mich und brannte darauf, loszuschlagen. Denn ach! wie wenig ahnte ich, befangen in dem Kriegsrausch, in den die Worte meines Vaters uns alle gestürzt, in welcher Stimmung ich Stunden später, »am Mittag, nach beendetem Kampf«, sein würde.
    Wir erreichten Campagnac auf Wegen, die unseren Pferden und uns so vertraut waren, daß wir auch mit geschlossenen Augen hingefunden hätten, doch zum Glück war die Nacht nicht so finster, für kurze Augenblicke tauchte der Mond aus den Wolken auf. Herr von Campagnac hütete das Bett, von einem hitzigen Fieber geplagt, doch seine Leute standen bereit. Zahlenmäßig nahezu verdreifacht, brach unsere Truppe sogleich nach Sarlat auf, wobei mein Vater an der Spitze ritt, zusammen mit Puymartin, dem katholischen Edelmann, der sich an der Verteidigung von Sarlat gegen Duras beteiligt hatte, weniger aus religiösem Eifer als vielmehr darum, die Plünderung der Stadt zu verhindern. Er bewunderte meinen Vater sehr, und hinter ihmreitend, hörte ich ihn bedauern, daß Mespech so sittenstreng und zurückgezogen lebe, statt an den glänzenden Festen teilzunehmen, die der katholische Adel des Sarladais auf seinen Schlössern zu feiern pflegte.
    Aus Besorgnis über den Lärm, den unsere Karren und die Pferdehufe verursachten, saßen wir eine Viertelmeile vor Sarlat ab und vertrauten unsere Reittiere und Bagagen drei Männern an, denen man größte Wachsamkeit anempfahl. Der Rest des Weges wurde zu Fuß zurückgelegt, in kleinen Gruppen, die sich im Abstand von jeweils zwanzig Klaftern vorwärtsbewegten. Als Späher eilten Cabusse, Marsal Schielauge und Coulondre Eisenarm leisen Schrittes voraus, die glänzenden Harnische unter schwarzen Umhängen verborgen, die Füße mit Lappen umwickelt. Sie drangen in Lendrevie ein und durchstreiften den Ort, ohne auf einen Posten zu stoßen, ein Zeichen dafür, daß sich der Schlächterbaron durch die Verhandlungen de la Portes in Sicherheit wiegte und wenig auf der Hut war. Cabusse kam zurück, es meinem Vater zu berichten, der sich mit Puymartin zu der gelungenen Überraschung freute und an allen Zugängen der Vorstadt Männer postierte, um dem Gesindel nach der Vertreibung aus seinem Schlupfloch den Rückzug abzuschneiden.
    Dieses Schlupfloch war ein großes Haus, welches Mönchen gehört hatte, die – im

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