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Fortune de France: Roman (German Edition)

Fortune de France: Roman (German Edition)

Titel: Fortune de France: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Merle
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den Frieden seines Königreiches so bedrohliche Nachricht als erbost wie ein Kind, weil er sein Spiel unterbrechen mußte. Karl IX. war damals zweiundzwanzig Jahre alt, und das Blut der Unseren, darin er sich, von seiner Mutter gedrängt, in der Folgezeit wälzte, besudelte ihn, ohne ihn zum Manne zu machen.
    Ich hingegen, auch wenn ich erst zwölf war, konnte mir nicht erlauben, zu lange ein Kind zu bleiben: ich war derZweitgeborene. Ich wußte, daß mir von Mespech nie etwas gehören würde, weder die Burg noch die Beunes-Mühle und ebensowenig die Täler und die Hügel, die üppigen Felder und die grünen Wiesen – nichts würde mir gehören außer (am Tage meines Todes) dem Fleckchen Erde, das vonnöten ist, um einen Christenmenschen zu verscharren, und Gott weiß, wie wenig Platz wir brauchen, wenn wir unser Leben ausgehaucht haben. Ich würde also stets nur mir allein zu verdanken haben, was ich bin und besitze, das sagte ich mir jeden Tag, wenn ich mein Latein lernte, meine Könige, meine Bibel und die Medizin, und dabei versuchte, die Welt zu verstehen von dem Platz aus, den ich in ihr einnahm.
    Ich meinte damals, und ich meine noch immer: ein Mensch kann nur reifen, wenn er mit dem Verstand begreifen lernt, was wir tun oder erleiden. Unter den großen und kleinen Begebnissen meines Lebens in diesen drei Jahren vor meinem Aufbruch gab es zwei, die mich so nachhaltig beschäftigten und – letzteres vor allem – so melancholisch stimmten, daß ich hier davon berichten möchte, damit sich der Leser in einer ähnlichen Bedrängnis vielleicht nicht so verlassen fühle. Denn während man Freude gemeinsam erlebt, ist man im Leid auf sich allein gestellt, wie abgeschnitten von allen anderen Menschen.
    Erst im Mai anno 1564, als die Pest ebenso plötzlich zum Stillstand kam, wie sie ausgebrochen war, kehrten der Seneschall, der Herr Bischof, der eine Konsul, der das Weite gesucht hatte, die Richter des Provinzialgerichts, die betuchten Bürger und die Ärzte nach Sarlat zurück.
    Von den vier Wundärzten, die zur Pflege der Pestkranken in der Stadt geblieben waren, hatte nur einer mit Namen Lasbitz überlebt, dem die Stadt noch sechshundert Livres schuldete; und es bestand keine Aussicht, daß sie jemals gezahlt würden, denn die Stadt war ruiniert und hatte durch die Seuche zwei Drittel der Steuerzahler verloren.
    Überdies erhob in den Vorstädten die Rebellion ihr Haupt. Forcalquier war nicht gestorben, wie er selbst es vorausgesagt hatte. Von seinem Lumpengesindel hatte die Pest – ebenfalls entgegen der Prophezeiung – jeden zweiten verschont, und auf diese gut bewaffnete Bande stützte sich der Schlächterbaron, um zahllose Untaten zu begehen. So wütete vor den Toren der Stadt ein Aufruhr, dem die königlichen Beamten keinen Einhaltgebieten konnten, da nicht ein einziger Soldat in Sarlat am Leben geblieben war und die Stadt keinen roten Heller besaß, um Söldner anzuwerben.
    In dieser schlimmen Lage schickten die Konsuln Botschaften an den Adel des Sarladischen Landes, damit er sich bereit fände, an der Spitze seiner bewaffneten Mannen die Stadt von den Missetätern zu befreien. Auf Drängen des Bischofs waren die Konsuln geneigt, diesen Aufruf nur an die katholischen Lehnsherren zu richten, aber der Seneschall und Monsieur de la Porte setzten dagegen, daß es nicht angebracht sei, die loyalistischen Hugenotten von diesem dringlichen Bittgesuch auszuschließen, zumal etliche der Stadt in ihrem Unglück bereits mit Darlehen und Fleischlieferungen geholfen hatten. Ihre Meinung gab den Ausschlag, und der Aufruf wurde katholischerseits an Fontanille, Puymartin, Périgord, Claude des Martres und La Raymondie gerichtet, calvinistischerseits an Armand de Gontaut Saint-Geniès, Foucaud de Saint-Astier, Geoffroy de Baynac, Jean de Foucauld und den Baron von Mespech.
    Es reagierten bei weitem nicht alle, aber ich will mich hier nicht darüber auslassen, wer ruhig auf seinem Schloß blieb und wer in die Bresche sprang. Als das Leben nach dem großen Schrecken der Pest wieder aufblühte, mußte einer schon sehr verwegen sein oder sich seinem Gewissen verpflichtet fühlen, wenn er es auf sich nahm, in einem Straßenkampf gegen hinterhältiges Gesindel seine Haut aufs Spiel zu setzen, ohne sich bei dem Geschäft etwas anderes einzuhandeln als Blessuren und den Ruhm, der Stadt einen Dienst zu erweisen.
    Mespech knüpfte daran eine Bedingung: daß mein Vater das alleinige Kommando über die Freiwilligen übernähme, was

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