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Fortune de France: Roman (German Edition)

Fortune de France: Roman (German Edition)

Titel: Fortune de France: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Merle
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von Bayonne aufhielt, Holofernes zu den dort anwesenden französischen Edelleuten sagen hören, daß man ›fünf oder sechs Anführer‹ unserer Partei ›beseitigen‹ müsse.«
    »Nannte er die Namen?« fragte mein Vater.
    »Ja, es handelte sich um Elias, seine beiden Brüder 1 und den Prinzen 2 . Ein Franzose gab Holofernes zu bedenken, daß die Masse der Reformierten ebenfalls bestraft werden müsse. Worauf Holofernes mit deutlichem Hinweis auf Elias erwiderte:
Ein guter Lachs wiegt hundert Frösche auf.
«
    »Wißt Ihr«, sprach mein Vater, »was Holofernes überdies von Jesabel verlangt hat?«
    »Ich meine es zu wissen«, sagte Saint-Geniès. »Vor allemdie Anerkennung des Tridentinischen Konzils durch Frankreich.«
    »Das hängt nicht allein von Jesabel ab, ja nicht einmal von ihrem Sohn«, bemerkte Geoffroy de Baynac, »sondern vom Parlament und auch von der Gallikanischen Kirche, die diesem Konzil bekanntlich sehr ablehnend gegenübersteht, weil es dem Papst über die Kirche und den König von Frankreich Befugnisse verleiht, die er niemals besessen.«
    »Zweitens«, fuhr Saint-Geniès fort, »die Aufhebung des Ediktes von Amboise.«
    »Oder des wenigen, was davon übrig ist«, sagte Sauveterre bitter, »denn Jesabel hat es beträchtlich ausgehöhlt.«
    »Drittens«, sprach Saint-Geniès, »was Caumont schon gesagt: die Hinrichtung des Lachses und der großen Fische. Nach deren Ermordung hätten die Frösche, so sie sich nicht bekehrten, die Wahl zwischen Exil und Scheiterhaufen, was beides den Verlust all ihrer Güter nach sich zöge.«
    Hier folgte ein düsteres Schweigen, denn jeder konnte sich vorstellen, wie er, wenn es zum Schlimmsten käme, sein schönes Schloß, seinen Besitz, seine Leute, Pächter und Dörfer für immer hinter sich lassen müßte.
    »Und wie lautete Jesabels Antwort darauf?« fragte schließlich mein Vater.
    »Die Händlerin«, sagte Saint-Geniès verächtlich, »wollte feilschen: gebt Eure Schwester und Euren Sohn meinen Kindern, und wir liefern Euch unsere Protestanten ans Messer.«
    »Sie würde uns verschachern!« sprach mein Vater. »Und was hat Holofernes gesagt?«
    »›Dieser Handel, Madame, ist nicht ehrenhaft.‹«
    »Er ist es wahrlich nicht«, sagte Sauveterre.
    »›Der katholische König möchte wissen‹, fuhr Holofernes mit echt spanischem Dünkel fort, ›ob Ihr, Madame, in den Dingen der Religion Abhilfe schaffen wollt oder nicht.‹«
    »Ich bewundere diese Art der Rede«, meinte mein Vater. »Die Hälfte eines Volkes ausrotten heißt in der Sprache dieser Blutdiplomatie: in den Dingen der Religion Abhilfe schaffen. Und wie hat Jesabel auf diese Zurechtweisung und Ermahnung reagiert?«
    »Vage Versprechungen, und immer wieder neue Beteuerungen, Schmeicheleien und Bekundungen ihrer Zuneigung fürden Herrn und Meister des Holofernes, den sie ihren ›Sohn‹ nennt und der sich dennoch nicht bequemte, zu ihr nach Bayonne zu kommen.«
    »Diese Schlange kriecht vor ihrem spanischen Herrn und Gebieter im Staub«, sagte Caumont, »und dennoch ist keine Rede von einer Heirat ihres gehätschelten Lieblings mit Doña Juana oder Margots mit Don Carlos. Ich bin sicher, Holofernes hat Jesabel eine definitive Ablehnung überbracht.«
    Diesen Worten folgte ein langes Schweigen, dabei die anwesenden Edelleute, wenngleich noch immer besorgt und erzürnt, sich etwas entspannten. Meinem Vater entging die veränderte Stimmung nicht, und er sagte mit einer gewissen Hast:
    »Man sollte vorsichtig sein und sich nicht zu früh in Sicherheit wiegen. Zwar gewährt uns die Zurückweisung der Heiratspläne einen Aufschub, doch dieser Aufschub hat nicht das über unseren Häuptern schwebende Schwert beseitigt. Es bewegt sich beim geringsten Luftzug, der durch dieses Weiberhirn fährt, und es hängt über uns Tag und Nacht, winters wie sommers, und je nachdem, ob den Interessen Jesabels damit gedient ist oder nicht, wird man die Schnur, mit der es an der Decke befestigt, zerschneiden oder nicht.«
    Er hielt inne.
    »Meine Herren«, fuhr er sodann mit ernster Stimme fort, »es ist an der Zeit, die Dinge in die Hand zu nehmen, damit die Unseren in der Provinz sich bewaffnen, sich stark machen und untereinander ein so festes Bündnis eingehen, daß man den einen nicht angreifen kann, ohne daß die andern ihm zu Hilfe eilen.«
    Ich war sehr bestürzt über die Worte meines Vaters, denn zum ersten Male, seit ich die Dinge ein wenig begriff, hörte ich ihn, den königstreuen Hugenotten (der sich im

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