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Fortune de France: Roman (German Edition)

Fortune de France: Roman (German Edition)

Titel: Fortune de France: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Merle
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Rändern?«
    »Ein Morion.«
    Von den drei Soldaten war, wie ich schon berichtet, Cabusse der einzige, welcher stets zu einem Schwatz bereit. Das hatte zwei Ursachen: Coulondre Eisenarm war in allem höchst sparsam, auch mit Worten, und Marsal Schielauge stotterte.
    »Und das da?« fragte ich.
    »Kleiner Dummkopf«, erwiderte François, den Älteren herauskehrend, »das ist ein Panzerhemd.«
    »Und das dort?« wollte mein Halbbruder Samson wissen.
    »Das ist eine Rüstung«, sprach François.
    »Nein, nein«, widersprach Cabusse. »Es ist ein Brustharnisch, welcher nur Brust und Rücken schützt.«
    »Cabusse«, fragte ich nun, »schützt ein Brustharnisch auch gegen Büchsenkugeln?«
    »L-l-leider n-nein«, ließ sich da Marsal vernehmen und blickte mich aus seinen Schielaugen traurig an.
    »Messieurs«, sprach Cabusse, »wenn ich Euch die Namen der Feuerwaffen nenne, geht Ihr dann gehorsam ins Bett?«
    Wir blickten uns recht verdrossen an, doch François, stets der folgsamste von allen, sprach mit wichtiger Miene:
    »Einverstanden, Cabusse.«
    »Nun also«, hub Cabusse an, »das da …«
    »Ist eine Arkebuse«, fiel François ein.
    »Mit Lunten- oder Steinschloß?« fragte Cabusse, sich den Schnurrbart glättend.
    »Mit Steinschloß.«
    »Nein, Moussu«, erwiderte Cabusse, »mit Luntenschloß, nur daß noch keine Lunte aufgelegt ist. Und hier haben wir ein Faustrohr, eine kleine Arkebuse. Es hat den Vorteil, daß man zum Schießen nur eine Hand braucht. Und dort eine Pistole, sie ist am kleinsten. Und das da ist ein Poitrinal, welches beim Schießen nicht gegen die Schulter, sondern gegen die Brust gestemmt wird.«
    »Was für starke Waffen«, sprach ich, »die vielen Feinden den Garaus machen werden!«
    »Der Feind hat die gleichen«, erwiderte Coulondre, welcher wie gewöhnlich mit einer Leichenbittermiene umherlief, ganz im Gegensatz zu Cabusse, der vor sich hin pfiff, höchst zufrieden über die Aussicht, in die Ferne zu ziehen und so der strengen Zucht des Hauses zu entrinnen.
    Barberine rief uns nun alle ins Haus, auch die Soldaten, und wir Kinder, Samson und ich vorneweg, liefen in den großen Saal, worinnen mein Vater und Sauveterre mit ernsten Gesichtern an dem einen Ende des langen Tisches standen, an dem anderen meine Mutter zwischen der Kammerjungfer Cathau und Barberine, welche meine kleine, damals zwei Jahre alte Schwester Catherine auf dem Arm trug.
    Dazwischen nahmen zu beiden Seiten des Tisches die drei Soldaten Aufstellung sowie die beiden Vettern Siorac aus Taniès und der Steinhauer Jonas, welche drei während der Abwesenheit meines Vaters auf der Burg Wohnung nehmen sollten, um die Reihen der Verteidiger zu stärken.
    Zur Rechten meines Vaters bewegte sich geschäftig ein kleines Männlein, schwarz gekleidet vom Kopf bis zum Fuß, mit einer riesigen weißen Spitzenkrause um den Hals; inmitten seines kahlen Vogelköpfchens prangte eine schnabelgleich gebogene Nase, die pechschwarzen Augen hielt das Männlein unablässig auf meinen Vater gerichtet.
    Dieser blieb stumm wie ein Fisch, und da er auch an uns Kinder kein Wort richtete, drängten wir uns, so gut es ging, zwischendie Erwachsenen: François rechts von Sauveterre, Samson links von Jonas und ich selbst rechts von meinem Vater.
    Nach einer Zeit kamen schließlich noch François und Geoffroy de Caumont hinzu, dann Faujanet, welcher wohl ihre Pferde angebunden, nachdem er ihnen die Fallbrücken herabgelassen. Die Brüder und die Neuangekommenen umarmten sich zur Begrüßung, doch mit einem Ernst, welcher mir auf unerklärliche Weise das Herz ergriff. Auch bemerkte ich, daß Geoffroy de Caumont seiner Base Isabelle nur von weitem zuwinkte, ohne um den Tisch herumzugehen, sie zu begrüßen.
    »Herr Notarius Ricou«, sprach nun Jean de Siorac zu dem Männlein mit der Schnabelnase, »da die Angelegenheit von größter Dringlichkeit ist und in Gegenwart der Herren François und Geoffroy de Caumont, meines Eheweibes Isabelle, meiner Kinder, meiner Vettern Siorac sowie aller meiner Dienstleute zu geschehen hat, habe ich Euch gebeten, die Mühen des Weges auf Euch zu nehmen und Euch nach Mespech zu verfügen, wobei es mir eine Ehre sein wird, Euch von meinen Soldaten nach Sarlat zurückbegleiten zu lassen.«
    Er hielt inne in seiner Rede, ließ seinen Blick über die Anwesenden schweifen und fuhr hiernach fort:
    »Monsieur Ricou wird Euch sogleich das Kodizill verlesen, welches Monsieur de Sauveterre und ich für notwendig erachten, unserer

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