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Fortune de France: Roman (German Edition)

Fortune de France: Roman (German Edition)

Titel: Fortune de France: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Merle
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beiden Seiten hat ein Interesse daran, daß der Krieg weitergehe. Vor allem aber haben die Dinge für uns (wo bei er das uns besonders betonte) eine neue Wendung genommen. Guise und sein Bruder …«
    »Welcher?«
    »Der Kardinal von Lothringen … sind zu Marcoing mit Granvelle, dem Vertrauten Philipps II. von Spanien, zusammengetroffen. Bei dieser Zusammenkunft ward kurz über den Frieden gesprochen und lange vom Kampf gegen das Ketzertum …«
    »Das kann ich mir vorstellen.«
    »Und Granvelle, welcher über gute Spitzel in unserem Heer verfügen muß, schwärzte d’Andelot bei den Guisen an: er habe in der Bretagne die Lehre Calvins verbreiten lassen, habe seinem Bruder Coligny während der spanischen Gefangenschaft verdächtige Bücher gesandt, und schließlich sei er während der ganzen Calais-Expedition nicht ein einziges Mal zur Messe gegangen. Und was, glaubt Ihr, tat darauf Guise?«
    »Er trug die Anschuldigungen, die ein Bedienter der spanischen Krone gegen seinen eigenen General erhob, dem König vor.«
    »Ihr habt die schändliche Wahrheit erraten! Der König ließ d’Andelot sogleich festnehmen und, da selbiger sich laut zu seinem Glauben bekannte, auf Schloß Melun gefangensetzen. Der König von Frankreich läßt also den Generalobersten der französischen Fußtruppen auf eine Anschuldigung des Feindeshin in den Kerker werfen! Noch weiter lassen sich wohl die Torheit und die Willkür nicht steigern!«
    »Trotz allem gegenteiligen Augenschein«, sprach da Sauveterre, »ist dies eine gute Nachricht. Denn d’Andelot ist ein Feldherr und eine angesehene Person im Königreiche. Ebenso wie Coligny. Zudem sind sie mütterlicherseits die Neffen von Montmorency. Wenn d’Andelot standhaft bleibt und Coligny sich zur neuen Religion bekennt, kann sie der König wohl kaum vor Gericht stellen und auf den Scheiterhaufen bringen. Und wenn er sie nicht verbrennen läßt, wie könnte er solches dann mit den anderen geschehen lassen? Und so werden wir der Gewissensfreiheit, die wir fordern, ein ganzes Stück näherkommen.«
    Siorac schüttelte ungläubig den Kopf.
    »Eure Hoffnungen, mein Herr Bruder, scheinen mir übertrieben. Ihr lasset die Dummheit des Königs außer acht. Er kann sehr wohl d’Andelot verschonen und trotzdem geringere Edelleute auf den Scheiterhaufen bringen. Um die Logik hat er sich nie groß gekümmert.«
    Sauveterre seufzte auf, und seine tiefliegenden schwarzen Augen füllten sich mit Trauer: die Überlegungen Sioracs hatten ihm bewußt gemacht, daß sein vielgeliebter Bruder trotz des Beispiels von d’Andelot noch nicht bereit war, sich öffentlich zur Reformation zu bekennen.
    »Jean«, sprach er mit sanfter Stimme, »Ihr seid noch zu sehr in dieser Welt verhaftet und gebt Euch Gott nicht vorbehaltlos hin.«
    »Mitnichten«, sprach Siorac. »Ich zögere nur, um mich dann desto besser hinzugeben. Zu viele Leben hängen von dem meinen ab, als daß ich mich blindlings dem Scheiterhaufen ausliefern dürfte. Es kommt nicht darauf an, zu sterben; es gilt, seinem Glauben zum Siege zu verhelfen.«
    Hierauf seufzte Sauveterre nochmals, krampfte seine Hände um die Armlehne seines Stuhles und schwieg.
    »Wisset Ihr …«, sprach da Siorac, stand auf, trat zum Fenster und betrachtete das ihm vertraute, doch fast vergessene Schauspiel, welches der riesige Innenhof von Mespech mit seinem Brunnen, seinem Trompetenbaum und dem ständigen Kommen und Gehen bot, »wisset Ihr, daß auch unsere Soldaten keine schlechte Beute gemacht haben? Allen voran Cabusse!Da es ihnen nicht erlaubt war, die Stadt zu plündern, haben sie sich an den englischen Schiffen im Hafen schadlos gehalten. Und so hat Cabusse in seinem Ranzen eine ansehnliche Kriegsbeute stecken: gut tausend Dukaten.«
    »Und was gedenkt er damit anzufangen?«
    »Er will sich ein Stück Land kaufen und ein Weib nehmen. Doch damit hat es keine Eile.«
    »Es ist, ganz im Gegenteil, allerhöchste Eile geboten!« erwiderte Sauveterre. »Während Eurer Abwesenheit hat die Kammerjungfer Ströme von Tränen vergossen und dabei Seufzer ausgestoßen, die ein Schmiedefeuer hätten anfachen können!«
    »Ha!« lachte mein Vater, »mich deuchte schon immer, daß diese kleine Lunte trotz ihrer Vornehmtuerei nur auf den Zündstein wartete!«
    »Es geht nicht mehr ums Zünden«, erwiderte Sauveterre, »sie steht schon lichterloh in Flammen. Ihr habet, wie ich glaube, ihre inniglichen Blicke bemerkt, als unser Gascogner von seinen Heldentaten berichtete. Sie ist in

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