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Fortune de France: Roman (German Edition)

Fortune de France: Roman (German Edition)

Titel: Fortune de France: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Merle
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der Tat derart liebestoll und in Hitze, daß sie leicht den Zaun überspringen könnte, um zu ihrem Hengst zu gelangen. Es ist wohl besser, sie ehelich miteinander zu verbinden, bevor das Kind in den Brunnen gefallen ist.«
    »Nun, dann lassen wir sie ungesäumt den Eheknoten schürzen«, sprach darauf mein Vater.
    »Doch erst muß Cabusse sein Land kaufen. Le Breuil ist zu verkaufen.«
    »Le Breuil? Wo liegt das? Den Namen habe ich schon gehört.«
    »Es ist ein großes Anwesen, am Wege nach Les Ayzies gelegen, hinter unserem Steinbruch. Der Fels tritt zwar überall zutage, doch besitzt es eine gute Quelle, und die Wiesen würden sich als Schafweide eignen. Mit dreißig Tieren fänden Cabusse und sein Weib ihr Auskommen, insonderheit wenn wir ihnen noch die unseren auf geteilten Gewinn und Verlust dazugäben. Wie Ihr wißt, bringt uns die Schafherde zur Zeit nichts ein, aller Zuwachs geht an den Schäfer.«
    »Doch versteht Cabusse, mit Schafen umzugehen?«
    »In seinen jungen Jahren hat er drei- bis vierhundert Tiere auf den Bergweiden gehütet.«
    »Und das Haus?«
    »Es fehlen ein paar Dachsteine, welche Jonas zurechthauen könnte.«
    »Nun, dann ist die Sache beschlossen«, sprach Siorac. »Nur wird Isabelle nicht gerade erfreut sein, verliert sie doch damit ihre Kammerjungfer. Was habt Ihr über diese Sarrazine verfügt, von der Ihr mir gesprochen?«
    »Ich habe sie keine acht Tage behalten, sondern sogleich in Stellung gegeben. Aus gutem Grund will Isabelle sie nicht auf Mespech sehen: diese Person ist ohne jede Scham und würde auch den Teufel in Versuchung führen.«
    Siorac öffnete schon den Mund zu einer Erwiderung, doch besann er sich, wandte den Kopf ab und trommelte schweigend mit den Fingern gegen eine der bleigefaßten Scheiben.

FÜNFTES KAPITEL
     
    Nachdem Cabusse das Anwesen Le Breuil gekauft, ward sein Nachbar, der Steinhauer Jonas, beauftragt, die fehlenden Dachsteine zu ersetzen. Doch der ließ es dabei nicht bewenden. Er hatte nämlich an der Nordwand des Hauses einen Riß bemerkt, welcher sich zwischen den Mauersteinen entlangzog, und daraus geschlossen, daß die schweren Dachsteine das schlechtgefügte Mauerwerk gefährlich belasteten. Also erwirkte er von den Hauptleuten die Erlaubnis, an der gefährdeten Wand einen Strebepfeiler zu errichten, welcher selbige stützte und dem Haus an dieser Seite ein Aussehen verlieh, welches Cabusse sehr wohl gefiel. »Es sieht aus«, so sprach er, »wie eine Befestigung.« – »Es ist eine«, sagte Jonas. – »Das will mir gefallen«, sagte Cabusse.
    Er wußte sich nicht zu lassen vor Freude, jetzt seinen eigenen Grund und Boden zu besitzen, und jeden Tag, den Gott werden ließ in jenem schönen Frühling, schritt er sein Anwesen nach allen Seiten hin ab und konnte sich gar nicht satt sehen an den sanft gewellten Flächen, an der Quelle, dem Waldstück, der Weite seines Besitzes, der ihn mit eitlem Stolz erfüllte. Freilich, der Grund war überall felsig und die Bodenschicht darüber zu dünn, als daß man hätte pflügen oder Obstbäume anpflanzen können, sie reichte ja kaum für einen Küchengarten aus. Auch der Wald bestand vornehmlich aus niederem Gesträuch und dürftigen Kiefern und würde nur wenig Brennholz für den Winter abgeben. Karger Boden also, welcher nur Schafe zu nähren vermochte, wie die Herren Brüder ganz richtig erkannt, die im übrigen Le Breuil selbst gekauft hätten, wenn sich dies nur einigermaßen gelohnt hätte, und die nun recht froh darüber waren, daß ihr Bedienter und treuer Soldat Cabusse das Anwesen erwarb: ein zwielichtiger Nachbar in der Nähe ihres so einträglichen Steinbruches und an der Grenze des Fontenacschen Besitzes wäre ihnen sehr ungelegen gewesen. Daß sich nun Cabusse auf Le Breuil niederließ, brachtenicht nur eine glückliche Lösung für das leidige Problem der Schafe von Mespech, welche unter der Aufsicht ihrer unfähigen Schäfer nicht recht gediehen waren, sondern hatte auch den beruhigenden Vorteil, daß Cabusse, wenn es not tat, Jonas seine Hilfe angedeihen lassen konnte. Le Breuil und der Steinbruch bildeten also – zusätzlich zu dem Gewinn, welchen sie abwarfen und der für Le Breuil bescheiden, für den Steinbruch beträchtlich war – eine Art Vorposten an der Grenze zu Fontenac, von welchem Vorposten aus auch der einzige Weg von Les Ayzies nach Mespech überwacht werden konnte. Im übrigen hatte die räuberische Zigeunerbande in der Nacht ihres Angriffes auf Mespech diesen Weg genommen,

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