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Fortune de France: Roman (German Edition)

Fortune de France: Roman (German Edition)

Titel: Fortune de France: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Merle
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welche Farbe er aus Liebe zu einer Dame bevorzugt; um die Schultern einen Umhang von schwarzem Samt mit roten Streifen und auf dem Haupt ein schwarzes Samtbarett mit einer hübschen roten Feder daran. Seid Ihr zufrieden, Baronin?« schloß er, halb belustigt, halb gerührt.
    »Ja, mein Herr Gemahl«, erwiderte meine Mutter verlegen.
    »Innerhalb von drei Tagen«, fuhr mein Vater fort, »hatte Guise die Festungswerke von Sainte-Agathe, Nieullay und Risbank eingenommen, die den Dammweg nach Calais beherrschen. Alsdann gab er den Befehl an d’Andelot – von dem ich Euch noch zu berichten habe (setzte er mit einem vielsagenden Blick an Sauveterre hinzu) –, einen Graben anzulegen, welcher das Wasser des die Stadt umgebenden Festungsgrabens ins Meer ableiten würde. Dies war kein leichtes Unterfangen, wie Cabusse und Marsal Euch bestätigen können, denn sie waren daran beteiligt. Und Coulondre war nur deshalb nicht beteiligt, weil er mit seinem eisernen Arm nicht Hacke und Schaufel handhaben konnte, welche ebensoviel zum Erfolg beitrugen wie Kanonen und Arkebusen.«
    »Ei gewiß!« sprach Cabusse, nachdem er sich mit einem Blick vergewissert, daß mein Vater ihm das Wort überließ. (Und nie war Marsal unglücklicher über sein Stottern, als da er sah, wie Cabusse den ganzen Ruhm aus dieser Begebenheit für sich allein einheimste.) »Ei gewiß! Der Grund war unsicher durch all den Schwimmsand und so schlammig, daß wir davon bespritzt wurden bis zum Schnurrbart! (Die Zuhörer richteten ihre Blicke auf den schwarzen Strich in seinem geröteten Gesicht.)Und ganz gewiß wären wir bis zum Hals in diesen Modder eingesunken, hätte nicht Sénarpont …«
    »Der Gouverneur des Boulonnais«, warf mein Vater ein.
    »… Lattenroste verteilen lassen, darauf wir standen und unermüdlich schaufelten, indes die Engländer uns piff! paff! von ihren Wällen beschossen.«
    »A-a-aber wir hatten auch die Schilde«, ließ sich Marsal vernehmen, welcher alle seine Sätze mit »aber« begann, wiewohl dieses Wort nur schwer über seine Zunge kam.
    »Das waren«, so fuhr Cabusse fort, »Schilde aus Weidengeflecht, welche Sénarpont hatte verfertigen lassen und die mit spitzen Pfählen in den Schlamm gesteckt wurden. Das Gute an der Sache war, daß sie beweglich waren und wir sie weiterrücken konnten je nach dem Fortgang unserer Arbeit. Und sie haben so manchem tapferen Kerl das Leben gerettet. (Bei welchen Worten Cabusse die Cathau mit einer Miene anblickte, welche deutlich zeigte, daß er sich zu den tapferen Kerlen zählte.) Nun ja, irgendwann war der verflixte Graben fertig, und als die Ebbe einsetzte, folgte das Süßwasser des Wallgrabens dem Salzwasser des Meeres. Darauf erhielten wir den Befehl, in dem trockenen Wallgraben Stellung zu beziehen und die Kanonen aufzustellen …«
    »A-a-aber als d-d-die Flut kam«, warf Marsal Schielauge ein.
    »Als die Flut kam«, fuhr Cabusse fort, »mußten wir unsere mit schweren Ankern im Boden befestigten Kanonen verlassen, da das Meerwasser unseren Graben überflutete. Und mußten uns selbst in Sicherheit bringen, denn das Wasser stieg über alle Maßen schnell. Sapperment! Nie zuvor in meinem Leben bin ich soviel in Schlamm und kaltem Wasser herumgewatet.«
    »Du sollst nicht fluchen, Cabusse«, mahnte Sauveterre.
    »Sehr wohl, Herr Hauptmann«, erwiderte Cabusse duldsam. Und fuhr mit weit ausholenden Gesten und flinker Zunge fort:
    »Und sobald wieder Ebbe war, ging es sogleich zurück in den Graben: die Kanonen gereinigt und geschossen, und das alles unter dem Büchsenfeuer der Herren Engländer!«
    »Auf die wir aber auch geschossen haben, ihr Büchsenfeuer zu stören«, fiel Coulondre Eisenarm ein und fügte, obgleich ansonsten sehr wortkarg, hinzu: »Ich war dabei und gehörte zu den Schützen.«
    »So war es«, bekräftigte mein Vater.
    »Die Kanonen«, so hub Cabusse wieder an, »waren vom größten Kaliber.« Er warf Cathau einen Blick zu. »Und es waren fünfzehn an der Zahl. Sie machten einen Höllenlärm, daß man meinte, sie wären bis Dover zu hören.«
    Er hielt einen Augenblick inne und fuhr dann mit leuchtenden Augen fort:
    »Und mit diesen Kanonen haben wir eine Bresche in die Mauern der Zitadelle geschossen, durch welche unsere Truppen in die Stadt eindrangen.«
    »Doch dazu mußte die Zitadelle erst einmal erstürmt werden«, sagte mein Vater lächelnd, denn wohlgeneigt gegenüber Cabusse, hatte er ebensoviel Nachsicht für seine sichtbaren Schwächen wie Achtung vor

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