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Fortune de France: Roman (German Edition)

Fortune de France: Roman (German Edition)

Titel: Fortune de France: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Merle
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beiden Vettern für ihr Begehr nach Sicherheit in unseren Mauern gehörig zahlen müssen.
    Cathau wollte gerade die Schwelle von Mespech überschreiten, um in der Kirche zu Marcuays mit Cabusse ehelich verbunden zu werden, als die Maligou mit wichtiger Miene herbeigeeilt kam und einen Besenstiel quer vor die Tür hielt.
    »Ja, richtig!« sprach Cathau, rot vor Beschämung. »Fast hätte ich es vergessen! Dank sei dir, Maligou, daß du daran gedacht!«
    Und ihre Röcke so hoch raffend, wie erforderlich, stieg sie über den Besenstiel. Wenngleich sie dabei zeigte, was eigentlich bedeckt bleiben sollte, sicherte sie sich mit diesem kleinen Verstoß gegen Sitte und Anstand ganze zwanzig Jahre Glück in der Ehe. Dies war die Sache gewißlich wert, wie selbst Cabusse begriff, und alle klatschten Beifall, ausgenommen Sauveterre, welcher die Stirn runzelte ob soviel Aberglaubens, und Jean de Siorac, welcher beim Anblick von Cathaus Beinen vom herrschaftlichen Recht der Brautnacht zu träumen begann, dessen Gebrauch sich im Périgord nach und nach verloren hatte.
    In der Kirche verband der Pfarrer von Marcuays, welchen das Volk nur »Feuerzange« nannte – aus welchem Grunde, werde ich später noch vermelden –, die beiden Ehegatten in der Sprache unseres Landes (vermischt mit Französisch) gemäß dem seit anno 1509 im Périgord üblichen Ritual.
    Cabusse in der Uniform eines Reiters der Legion, die Stiefel blitzblank geputzt, den Schnurrbart gewichst und gezwirbelt, den Hut im Arm, jedoch ohne Waffen, stand vor dem Chor, wandte das Gesicht Cathau zu, welche einige Schritte von ihm entfernt stand, und rief mit lauter Stimme:
    »Catherine Délibie!«
    »Was beliebet?« erwiderte Cathau, einen Schritt näher tretend.
    »Mit diesen meinen Worten«, sprach Cabusse mit klangvoller Stimme weiter, »will ich mich Euch im Angesicht unserer heiligen Mutter Kirche anverbinden als Euer guter und treuer Ehemann und Gemahl.«
    Worauf Cathau an ihn herantrat, beide das Gesicht dem Chor zuwandten und Cathau, um mehr als eine Haupteslänge von Cabusse überragt, mit zitternder Stimme zur Antwort gab:
    »Und als solchen will ich Euch empfangen.«
    Darauf entfernte sich Cabusse wieder einige Schritte von ihr, und Cathau, welche ihre Freudentränen überwunden, rief mit fester Stimme:
    »Jéhan Cabusse!«
    »Was beliebet?« erwiderte der, einen Schritt näher tretend.
    »Mit diesen meinen Worten«, sprach Cathau mit klarer Stimme, »will ich mich Euch im Angesicht unserer heiligen Mutter Kirche anverbinden als Eure gute und treue Ehefrau und Gemahlin.«
    Hierauf trat Cabusse dicht an sie heran und sagte würdevoll:
    »Und als solche will ich Euch empfangen.«
    Feuerzange segnete die beiden Ringe, und es kam zu einem Begebnis, welches Cabusse in gehörige Erregung versetzte. Als er ihr nämlich den Ring auf den Finger stecken wollte, krümmte Cathau diesen unversehens, so daß der Ring nicht weiterrutschen konnte. Was bedeutete, daß die Braut Herrin im Haus sein und ihrem Ehegemahl befehlen wollte.
    »Cathau«, rief Cabusse grimmig, »diese Narretei kann dir nur die Maligou beigebracht haben! Gott im Himmel! Der Teufel soll sie holen!«
    »Du sollst nicht fluchen, Cabusse!« mahnte Feuerzange.
    »Ich bitte um Vergebung, Herr Pfarrer«, sprach Cabusse und fuhr fort: »Hoho, Cathau, kein Gefackel, streck deinen Finger aus!«
    »Niemals!« erwiderte Cathau.
    »Dann werde ich ihn selbst geradebiegen.« Cabusse ergriff die kleine Hand Cathaus mit seiner großen Pranke, bog den Ringfinger mit Gewalt gerade, schob den Ring darauf und sprach mit lauter Stimme:
    »So werde ich dein Herr und Meister sein!«
    »So soll es sein«, antwortete Cathau, zufrieden, daß Cabusse vor aller Augen ihren Widerstand überwunden.
    Ein Chorknabe brachte einen Krug Wein sowie zwei Gläser herbei, und als sie getrunken, sprach Feuerzange in dem leutseligen, lockeren Ton, den er bei solchen Gelegenheiten anzunehmen pflegte:
    »Und nun küsset Euch!«
    Cabusse legte darauf seinen kräftigen Arm um Cathaus hübschen Kopf und drückte seinen großen Schnurrbart auf ihre Lippen.
    »Amen!« sprach Feuerzange.
     
    Meine Mutter war sehr betrübt über den Weggang Cathaus, welche mit zwölf Jahren in ihren Dienst getreten und dreizehn Jahre ihres Lebens in engster Vertrautheit mit ihr geteilt, was nicht ohne so manches Ungewitter abgegangen war, denn meine Mutter war von hochmütigem und zänkischem Wesen, indes Cathau mit spitzer Zunge, eherner Stirn und wilden Augen dem

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