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Fortune de France: Roman (German Edition)

Fortune de France: Roman (German Edition)

Titel: Fortune de France: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Merle
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Stärke der Hugenotten, meine Herren, hat zugleich ihre Intoleranz zugenommen. Zu Agen haben sie sich – wie Ihr wohl wißt – mit Waffengewalt der Kirche Sainte-Foy bemächtigt, die Kreuze und Altäre zertrümmert, die Bilder und Reliquien zerstört, die Meßgewänder und Gebetbücher verbrannt und die Kirche zu ihrem Gotteshaus gemacht, zu dem sie den katholischen Geistlichen keinen Zutritt mehr gewähren. Gleiches haben sie zu Issigeac und an vielen anderen Orten getan.«
    »Die Ursache dafür ist«, sagte Geoffroy de Caumont finsteren Blickes und schroffen Tones, »daß wir die Götzenverehrung, welche die Papisten diesen Reliquien, Kreuzen und Bildwerken angedeihen lassen, nicht dulden können, denn sie widerspricht dem Worte Gottes.«
    »Und trotzdem muß man sie dulden, Herr Abbé«, sagte La Boétie leicht spöttisch. »Denn Ihr wollet doch auch, daß die Katholiken Eure schmucklosen Gotteshäuser ertragen. Die Bilderstürmereider Reformierten zerstört nicht nur manches Kunstwerk, sondern beleidigt auch das Gefühl vieler guter Untertanen des Königs, welche in diesem Reiche die gleichen Rechte haben wie Ihr.«
    »Wenn diese guten Untertanen Gehör beim König fänden«, hielt ihm Caumont mit finsterer Stirn entgegen, »dann schickten sie uns allesamt auf den Scheiterhaufen, wie unter Heinrich II. und Franz II. mehr als einmal geschehen.«
    »Damals hatten der Guise und seine Anhänger das Sagen, doch mit der Regentschaft der Königinmutter hat sich so manches beträchtlich geändert.« Und mit einem Lächeln fügte La Boétie hinzu: »Glaubt Ihr etwa, daß ich Euch verbrennen ließe, Monsieur de Caumont, so ich die Macht dazu hätte?«
    »Ha, Monsieur de la Boétie!« sprach mein Vater lachend, »Ihr seid ja auch ein ganz außergewöhnlicher Katholik und wie Euer guter Freund Michel de Montaigne ein wendiger und vielseitiger Mann: Ihr dienet dem König getreu und habt gleichwohl in jungen Jahren eine sehr schöne Schrift gegen die absolute Macht verfaßt. Auch seid Ihr ein Papist von besonderer Art. Ihr hört zwar die Messe, doch in Eurer Seele seid Ihr gegen Rom, lehnet Heiligenbilder, Reliquien und Ablaßhandel ab und seid ein Anhänger tiefgehender Reformen der Kirche. Und Eure Versöhnlichkeit geht so weit, daß Ihr Monsieur de Burie ganz einfach vorgeschlagen habt, die Kirchen zu Agen und Issigeac jeweils zur halben Zeit zwischen Katholiken und Reformierten zu teilen. Was dann auch geschehen ist.«
    »Und trotzdem kaum etwas an der Lage geändert hat«, sagte Caumont. »Trotz Eurer Bemühungen um Versöhnung, Monsieur de La Boétie, und vielleicht auch Eures Wohlwollens für uns habt Ihr nicht verhindern können, daß vor kaum einem Monat dreißig der Unseren im Hause Orioles zu Cahors blutig niedergemacht wurden. Und ist der Tod von Menschen nicht beklagenswerter als die Zerstörung von Bildwerken, Reliquien und Kruzifixen?«
    »Gewiß«, antwortete La Boétie, »doch ist in Cahors bereits eine Untersuchung im Gange. Die Königinmutter hat zwei Kommissare dafür ernannt. Und war es nicht ein tödliches Vergehen der Euren, Herr von Caumont, den alten Baron de Fumel auf seinem Schloß zu töten?«
    »Aber daran trage ich keine Schuld, und ich war auch nichtdabei!« sprach Caumont, rot vor Zorn. »Und Euch ist auch nicht unbekannt, daß Baron de Fumel, wie mir gesagt ward, seine protestantischen Untertanen in Harnisch gebracht, indem er einem hugenottischen Pastor auf seinen Ländereien zu predigen verbot.«
    »Es wird so vieles gesagt!« rief La Boétie aus. »Monsieur de Montluc, welcher gemeinsam mit Monsieur de Burie das Amt des Generalleutnants von Guyenne ausübt, behauptet, daß Ihr, Herr von Caumont, insgeheim allen hugenottischen Aufruhr im Agenais und im Périgord unterstützt.«
    Hierauf erhob sich Geoffroy de Caumont so ungestüm, daß er seinen Stuhl umstieß.
    »Wer ist denn dieser Montluc?« schrie er, die Hand unwillkürlich an seinen Degen legend. »Eine Kreatur des Franz von Guise! Ein Mann, der weder an Gott noch an den Teufel glaubt und der nur seine eigenen Interessen verfolgt, wenn er vorgibt, dem König zu dienen. Ist es denn wahr, Monsieur de La Boétie, daß er von Philipp II. spanische Fußsoldaten zu seiner Verfügung bekommt?«
    »Es ist leider wahr«, antwortete La Boétie, »und das sollte Euch zusätzlicher Grund sein, Zurückhaltung zu üben.«
    »Ich bitt’ Euch, Caumont«, sprach da mein Vater, »stellet Euern Stuhl wieder auf die Füße und setzet Euch, um des

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