Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fortune de France: Roman (German Edition)

Fortune de France: Roman (German Edition)

Titel: Fortune de France: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Merle
Vom Netzwerk:
unter Führung abenteuerlustiger Hauptleute zersplitterten sie sich im Kampf gegen die Städte und Flecken in einer Vielzahl von Aktionen, welche mehr von Beutegier und Rachedurst denn vom Geiste Calvins beseelt waren. In unserer unmittelbaren Nachbarschaft erlebten wir ein trauriges Beispiel dieser Art.
    Als unsere hugenottischen Nachbarn von Montignac sich der Burg ihres Fleckens bemächtigten, knüpften sie den sich wehrenden La Chilaudie an einen Baum und plünderten die Kirche, ohne dabei zu vergessen, die eigenen Taschen zu füllen; ihr Anführer Arnaud de Bord erpreßte von den verschreckten Katholiken ein hohes Lösegeld.
    Da Montignac nur wenige Meilen von Taniès und Marcuays entfernt liegt, geriet Feuerzange in große Beunruhigung, als zu Beginn des Monats August Gerüchte aufkamen, wonach seine Kirchen und er selbst die nächsten Opfer von Arnaud de Bordsein würden. Mit dem Hute in der Hand kam er demütig zu den Herren Brüdern, ihnen seine Besorgnis zu offenbaren.
    »Herr Pfarrer«, sprach mein Vater, »wenn Ihr vermeiden wollt, daß die Leute von Montignac Eure Kirchen plündern, müßt Ihr sie selbst leer räumen. Nehmt die Möbel, die Leuchter, die Kelche, Monstranzen und Meßgewänder heraus und bringt sie zum Bischofssitz von Sarlat.«
    »Aber werde ich sie dann jemals wiedersehen?« fragte Feuerzange mit gesenktem Blick. »Der Bischof hat ein einnehmendes Wesen.«
    »Dann vertraut Eure Sachen dem Kriminalleutnant an. Monsieur de la Porte ist ein ehrenwerter Mann.«
    »Ich habe nicht die Mittel, sie dorthin zu bringen und unterwegs zu schützen.«
    »Mespech wird Euch die Wagen, die Pferde und den Begleitschutz stellen«, sagte mein Vater, wohingegen Sauveterre darob nicht glücklich war, sosehr er die Freveltaten von Arnaud de Bord mißbilligte.
    Feuerzange tat, wie ihm mein Vater geraten, doch kaum hatte er die Räumung beendet, erschien ein Leutnant von Arnaud de Bord mit einigen Reitern in Taniès. Sofort begab sich auch Jean de Siorac mit unseren Soldaten dorthin. Batifol – dies war der Name des Leutnants – war angetan mit Brustharnisch und Morion und trug einen riesigen Schnurrbart, größer noch und länger als der von Cabusse. Als er die leere Kirche gewahrte, geriet er in einen großen Zorn.
    »Man will uns täuschen und an der Nase herumführen, wie mir vermeldet wird«, sprach er großmäulig. »Und wenn dem so ist, dann werden wir den Pfarrer von Marcuays und seine Helfershelfer dafür bestrafen«
    »Zählt Ihr mich auch dazu, Monsieur Batifol?« fragte ihn Jean de Siorac mit kühler Stimme, ihm dabei in die Augen blickend.
    »Aber nein, keineswegs, Herr Baron. Doch sagt man, Ihr hättet dem Pfarrer Roß und Wagen geliehen, damit er das Kirchengerät wegschaffen könne.«
    »Da sagt man die Wahrheit.«
    »Dann seid Ihr also nur ein halber Hugenott, Herr Baron«, sprach Batifol mit finsterer Miene, »denn Ihr beschützt die papistische Kirche.«
    »Ich beschütze ihr Eigentum, nicht ihren Glauben; denn der meinige, der dem Euren in nichts nachstehen dürfte, duldet kein Räubern und Plündern unter Angehörigen gleicher Nation.«
    »Soll ich dies Arnaud de Bord vermelden?« fragte Batifol, seinen Schnurrbart zwirbelnd.
    »Ihr könnt es und sollt es, mein Herr«, antwortete mein Vater, sich auf sein Roß schwingend.
    »Bedenket, daß es um Euer Leben geht, Herr Baron«, sprach Batifol und stieg ebenfalls auf sein Roß.
    »In der Tat, Monsieur!« erwiderte mein Vater lächelnd.
    Batifol warf meinem Vater noch einen drohenden, doch etwas unsicher wirkenden Blick zu, wendete sein Roß und sprengte mit den Seinen im Galopp davon. Mein Vater und seine Soldaten sahen der kleinen Reiterschar schweigend nach, und in diesem Augenblick machte Coulondre Eisenarm eine seiner düsteren Prophezeiungen.
    »Dieser Mann wird am Galgen enden«, sprach er mit rauher Stimme.
    Der Wortwechsel zwischen dem Baron von Mespech und Batifol hatte in aller Öffentlichkeit stattgefunden, und als die Bewohner von Taniès Feuerzange davon berichteten, lief er sogleich nach Mespech. Sein sonst so rotes Angesicht war merklich farbloser, und seine Lippen zitterten, daß er kaum zu sprechen vermochte.
    »Ihr Herren«, stammelte er, »die aus Montignac werden nicht wagen, sich an Mespech zu rächen, doch an mir können sie sehr wohl ihre Rachgier stillen, zumal mir der Herr Bischof verboten hat, meine Dörfer zu verlassen. Soll ich also in Marcuays warten, bis man mich aufhängt, wie es mit dem armen La Chilaudie

Weitere Kostenlose Bücher