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Fortune de France: Roman (German Edition)

Fortune de France: Roman (German Edition)

Titel: Fortune de France: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Merle
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Henkersknecht:
    »Schlag zu, Bube!«
    Und unversehens schlug der Henker dem armen Verdier gleich auf dem Kreuz das Haupt ab. Die anderen beiden Hugenotten knüpfte man ohne weiteres Federlesen an der Friedhofsulme auf. Blieb nur noch der Diakon übrig. Ihm gegenüber zeigte Montluc eine gar seltsame Milde. Mit Rücksicht auf sein junges Alter ließ er ihn lediglich auspeitschen – doch so lange, bis er unter den Schlägen seinen Geist aufgab.
    Auf diese Weise wurden ohne Prozeß, ohne Richter und ohne Urteil vier Untertanen des Königs vom Leben zum Tode gebracht.
    Während dieser Zeit führten in Cahors die beiden von der Königinmutter entsandten Kommissare ihre Untersuchung über das Blutbad im Hause Orioles. Sie machten fünfzehn Katholiken den Prozeß, welche allesamt an den Galgen kamen. Montlucbegab sich sogleich nach Fumel. Sein Weg führte ihn über Sainte-Livrade, wo man ihm sechs Hugenotten vorführte, welche er, ohne lange zu fackeln, hängen ließ. In Fumel indes, wohin sich auch Monsieur de Burie begeben hatte, mußte er förmlicher zu Werke gehen und zwei Gerichtsherren aus Agen bemühen, um über die Mörder des Barons von Fumel richten zu lassen. Der Prozeß fand unverweilt statt, und neunzehn Hugenotten kamen an den Galgen.
    Von Fumel verfügte sich Montluc alsdann nach Cahors, um die beiden Kommissare der Königinmutter einzuschüchtern, welche die Kühnheit gehabt, Monsieur de Vieule in den Kerker werfen zu lassen, einen Domherrn, von dem sie vermeinten, er habe die Menge zu dem Blutbad im Hause Orioles angestachelt. Kaum in Cahors angelangt, legte sich Montluc im Angesicht zahlreicher Versammelter mit Geoffroy de Caumont an, welcher gekommen war, sich über ihn bei Herrn de Burie zu beschweren.
    »Monsieur de Burie«, sprach Caumont, »Herr von Montluc hat fälschlicherweise behauptet, daß ein Pastor in meiner Gegenwart in seiner Predigt die Person des Königs angegriffen habe.«
    »Das habe ich gesagt, und es ist die Wahrheit!« rief Montluc, mit der Hand am Dolch auf Caumont zugehend, gefolgt von einem Dutzend seiner Edelleute. »Und es ist eine große Schande, daß Ihr diese Worte Eures hugenottischen Pastors geduldet habt nach all den Wohltaten, die Euch der König erwiesen.«
    Caumont erbleichte vor Zorn und widersprach:
    »Ich sage und wiederhole, daß ich nicht zugegen war, als dieser Pastor seine Predigt hielt. Und im übrigen bin ich Euch keine Rechenschaft schuldig.«
    Hierauf tat Montluc, den Dolch halb gezogen, noch einen Schritt auf ihn zu. Caumont legte die Hand an seinen Degen, vermochte ihn aber nicht zu ziehen, denn Montlucs Gefolgsleute hatten sich schon auf ihn gestürzt und hätten ihm den Garaus gemacht, wäre Monsieur de Burie nicht eingeschritten und hätte ihn aus dem Haus hinausgedrängt, ihm so das Leben rettend.
    »Und ich sage und wiederhole«, schrie Montluc noch, indes Caumont schon auf der Schwelle war, »daß Ihr allen hugenottischenAufruhr im Agenais und im Périgord unterstützt und der König gut beraten wäre, Euch eine Zeitlang in den Turm von Loches zu werfen! …«
    Nachdem Caumont entschwunden, versetzte Montluc die beiden Kommissare mit seinen Drohungen und Beleidigungen solcherart in Angst und Schrecken, daß sie ihrerseits Cahors verließen und er der alleinige Vollstrecker der königlichen Gerichtsbarkeit in Guyenne blieb. Monsieur de Burie hatte nicht mehr den Mut, sich ihm entgegenzustellen. Der Wind begann in der Tat, sich zu drehen. Der Herzog von Guise – hinter ihm standen die katholische Kirche Frankreichs, der Papst und Philipp II. von Spanien – wurde wieder allmächtig. Und Montluc war nur der grausame und gefügige Vollstrecker seines Willens in unseren Provinzen. Die Herren Brüder waren sich dessen wohlbewußt, und obgleich sie keinen Teil gehabt hatten an dem Aufruhr und den blutigen Zusammenstößen im Périgord, begannen sie, die Befestigungen Mespechs zu verstärken.
    Die Nachrichten aus dem Norden und aus Paris ließen unsere Besorgnis nur noch wachsen. Am ersten März war der Herzog von Guise mit einem zahlreichen Gefolge von Joinville aufgebrochen, wo er seine Mutter besucht hatte, und hatte sich auf den Weg zurück nach Paris begeben. Es war ein Sonntag, und da es schon auf Mittag ging, hielt er in Vassy an, um dort der Messe beizuwohnen. Noch nie zuvor war der bescheidenen Kirche die Ehre eines so hohen Besuches zuteil geworden. Prächtig anzusehen in seinem Wams und seinen Kniehosen aus karmesinroter Seide, eine rote Feder am

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