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Fossil

Fossil

Titel: Fossil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caitlín R. Kiernan
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vorbei.
    «Ja, da hat Weaver sie gefunden. Es gab hier ein paar heftige Waldbrände in jenem Sommer, wegen der ganzen trockenen Hitze. Ein paar Freiwillige von der Feuerwehr in Georgia waren gerade zwei Tage lang an der Eleanore Road beschäftigt gewesen. Weaver war draußen, um nachzusehen, dass da keine kleinen Brandherde mehr übrig waren. Na ja, jedenfalls so ungefähr bei Sonnenaufgang trifft er auf Miss Dancy Flammarion, die barfuß mitten auf der Straße läuft und diesen großen alten Seesack hinter sich herschleppt. Ihre Kleider waren total versengt, als ob sie geradewegs aus dem Feuer käme. Nur hatte sie nicht eine einzige Brandwunde, nicht einmal eine winzige Blase, Mr. Silvey. Und der verdammte Seesack genauso wenig.
    Gut, Weaver hält also an, um zu fragen, was denn hier vor sich geht. Sie sieht ihn und beginnt Zeter und Mordio zu schreien. Verrückten Kram über Monster und Engel und Lichter am Himmel. Schließlich musste er die Kleine in Handschellen legen, um sie ins Auto zu kriegen, und dann hat sie ihn gebissen.» Der Detective deutet unmittelbar unter seine linke Schläfe.
    «Hat ihm ein hübsches Stück aus der Wange gerissen. Weaver blutete wie ein angestochenes Schwein, als er mit ihr aufs Revier kam.»
    «Und Sie wussten, wer sie war?»
    Toomey lehnt sich gegen die Bank, zupft an seinem gelben Schlips, und seine Augenbrauen krümmen sich wie erschreckte Raupen.
    «Natürlich. Jeder in der Stadt wusste über die Flammarions Bescheid. Heute sind nicht mehr allzu viele echte Sumpfbewohner übrig in der Gegend, die Flammarions jedenfalls wohnten schon draußen in Shrove Wood, als Gott noch in die Windeln geschissen hat. Ich habe mal gehört, dass das FBI während der Prohibition ganz schön mit ihnen zu tun hatte, die müssen auf alles losgeballert haben, was ihrer Hütte zu nahe kam, und als in den Siebzigern Alligatoren auf die Liste der bedrohten Arten gesetzt wurden, gab es fast einen Bürgerkrieg mit ihnen. Zwei Söhne des Alten landeten am Ende im Gefängnis, wegen Wilderei. Aber als das mit dem Albinomädchen passierte, waren die meisten von ihnen schon tot, längst weggezogen oder saßen im Gefängnis. Nur die alte Frau und ihre Tochter Julia waren noch übrig. Julia war die Mutter der Kleinen, also Julia Flammarion. Irgendwann ist sie nach Pensacola abgehauen und hat sich da schwängern lassen.»
    «Also ist Dancy ein uneheliches Kind?», fragt Deacon. Detective Toomey schüttelt den Kopf und bellt ein trockenes, dünnes Lachen.
    «Macht die Sache auch nicht mehr schlimmer, oder? Aber wir kommen vom eigentlichen Thema ab.»
    «Stimmt», sagt Deacon und schaut auf seine Hände, die schwitzigen Handflächen. «Das tun wir wohl. Dieser Officer Weaver, war das derselbe, der Dancy nach Hause gefahren und die heruntergebrannte Blockhütte gefunden hat?»
    «Teufel, nein. Nachdem sie ihn gebissen hatte, schwor Al, dass er nie wieder auch nur in die Nähe des Kinds gehen würde. Wir holten einen Arzt, der die Kleine untersuchte und nachsah, ob sie auch nicht verletzt ist, dann brachten Ned Morrison und jemand von der Fürsorge sie heim. Die haben die Hütte und die Leichen entdeckt.»
    «Und danach sind Sie selbst hingefahren?»
    «Ja, sobald die beiden wieder zurück waren. Und glauben Sie mir, Mr. Silvey, es gibt kaum schlimmere Polizeiarbeit, als es mit verbrannten Leichen zu tun zu kriegen. Außer vielleicht Wasserleichen. Der Gestank dringt einem in die Nase, in die Nebenhöhlen, und man wird ihn tagelang nicht los.»
    «Ich weiß», sagt Deacon, flüstert fast. Die Gerüche sind sofort wieder da, der ganze Gestank nach Tod und Verwesung aus der Zeit, als er für Vincent Hammond gearbeitet hat. Der Detective mustert ihn einen Moment schweigend, seine Fragen stehen ihm auf die Stirn geschrieben.
    «Na ja, egal», sagt er dann, räuspert sich und spuckt ins Gras. «Wie gesagt, nachdem sie das Mädchen zurückgebracht hatten, nachdem Morrison die beiden Leichen gemeldet hatte, landete die Sache bei mir.» Er unterbricht sich, holt eine angebrochene Rolle Pfefferminzbonbons aus seiner Hemdtasche und bietet Deacon eins an, bevor er sich selbst bedient.
    «Nein danke», sagt Deacon. Toomey zuckt die Schultern, steckt die Rolle mit den Bonbons wieder zurück in seine Tasche und lutscht dann eine Weile gedankenversunken an seinem Pfefferminz.
    «Wir mussten die Zähne überprüfen, um bei der Identifizierung der beiden Frauen sicherzugehen. Wir wussten natürlich alle, wer da lag, wenn man es den

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