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Fotostudio Plange I (German Edition)

Fotostudio Plange I (German Edition)

Titel: Fotostudio Plange I (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Darius von Benin
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rüber geholt, er brauchte es noch im Sperlingsweg. Ergo
nächtigte er im Gästezimmer.
    Nachdem er sich ausgebreitet hatte, kam zu mir ins
Wohnzimmer. „Na? Was machen wir heute noch?“
     
    „Weiß nicht! Schlag was vor!“
     
    „DVD?“
     
    „Da im Regal, such dir was aus! Aber eins sag ich dir: um
22:30 ist Zapfenstreich! Du hast morgen Schule!“
     
    Ein deutliches Stöhnen war zu vernehmen. „Das ist ja
schlimmer als im Knast! Bei Mama und Papa muss ich erst immer um elf ins Bett!“
     
    „Marv! Sei mir bitte nicht böse, wenn ich dir das nicht
so ganz glaube! Nach Auskunft deines Vaters, der zufälligerweise mein Bruder
ist, ist für dich, wenn Schule ist, um zehn Uhr Schicht im Schacht. Über
Ausnahmen kann geredet werden, aber morgen ist keine Ausnahme! Also sei lieber
dankbar für die zusätzliche halbe Stunde. Was zu trinken?“
     
    Er brummelte etwas in seinen nicht vorhandenen Bart, aber
das war mir egal. Mit zwei Flaschen Radler bewaffnet betrat ich wieder das
Wohnzimmer. Er hatte sich entschieden und eine DVD eingelegt. Aus dem Fernseher
erklang die Titelmelodie zu „Queer as Folk“.
     
    Nach der dritten Folge auf der Scheibe, es war kurz nach
zehn, erhob er sich wünschte mir eine gute Nacht. „Träum er was Schönes! Ah,
Marv, hast du dir den Wecker gestellt?“
     
    „Nein! Normalerweise werde ich von alleine wach!“
     
    „OK! Mach, wie du willst! Schlaf gut!“
     
    Gegen kurz nach elf öffnete ich leicht die Tür zum
Gästezimmer. Das Licht war gelöscht und regelmäßiges Atmen war zu vernehmen.
Ich zog die Türe so leise wie möglich wieder zu und gönnte mir noch ein Glas
Wein im Wohnzimmer. Der erste Abend war überstanden.
     
     
    Am nächsten Morgen hätte ich meinen Wecker erschlagen
können, er klingelte anderthalb Stunden früher als normal, nämlich um 6.30 Uhr.
Um rechtzeitig zu Unterrichtsbeginn in seiner höheren Bildungsanstalt zu sein,
müsste Marvin spätestens um 7.20 Uhr das Haus verlassen. Ich schälte mich aus
dem Bett und bereitete schlaftrunken, wie ich war, das Frühstück vor. Kaffeemaschine
gefüllt, Brotscheiben in den Toaster, zwei Eier in den Kocher.
    Um 6.35 Uhr klopfte ich an seine Tür, keine Reaktion! Ich
wieder ab in die Küche: Quark, Marmelade, Honig auf den Tisch, zwei Gläser
Orangensaft eingeschüttet, die nächsten Toastscheiben zum Aufwärmen geschickt,
wieder ab zu Tür. Diesmal rief ich seinen Namen.
    Ich ab ins Bad, Besuch der Örtlichkeit, beim Händewaschen
etwas Wasser ins Gesicht, um selbst frisch zu werden, erneut den Toaster
gefüllt. Danach öffnete ich seine Tür sperrangelweit und rief ihn. Der
Eierkoffer verbreitete sein akustisches Signal, dass seine Produkte nun zum
Verzehr bereit seien. Ich schreckte die Hühnerprodukte ab und stellte sie auf
dem Tisch, es war mittlerweile Viertel vor. Es wurde Zeit!
     
    In seinem Zimmer machte ich diesmal Licht an und rief
ihn, ein Brummeln war zu hören. Ah! Er ist wach! Ich ab in die Küche und den
Kaffee eingeschenkt. Im Flur herrschte Totenstille. Sollst du oder sollst du
nicht? Ich musste! Ich stürmte ins Gästezimmer und riss ihm die Bettdecke weg.
Der Anblick, der sich mir bot, war unheimlich süß. Er lag auf seiner linken
Seite, den Rücken mir zugewandt. Seine linke Hand lag unter dem Kopfkissen,
seine Rechte auf demselben. Es sah so aus, als ob er an seinen Daumen nuckeln
würde. Seine verwuschelten Haare lagen fast engelhaft auf dem Kissen. Ich ging
einen Schritt näher. Sein T-Shirt war leicht hochgerutscht, seine Boxershorts
etwas unterhalb des Beckenknochens, seine Seite lag frei. Ich riskierte einen
Blick und tatsächlich, er hatte ein Zelt gebaut.
    Er schlief ungefähr in der Art wie Manuel es getan hat.
Nein! Nein! Nein! Ich griff ihn in die Seite und fing an, ihn durchzukitzeln.
Er wand sich wie ein Aal, aber er wurde wach! Das, was sie erreichen wollte,
hatte ich erreicht. „Guten Morgen, mein Lieber!“
     
    „Fünf Minuten noch!“ Er kann so süß sein!
     
    „Die hätte ich dir vor 20 Minuten gegeben, nun aber raus!
Oder soll ich etwa mit einem Waschlappen wiederkommen? Die Zeit zum Duschen
wird eh knapp!“
     
    „Ekel!“ Er blickte erst mich an, dann auf sich. Meine
Hand lag immer noch in seiner Seite. Keinen Dezimeter entfernt reckte sich der
Zeltmast in die Höhe. Er wurde rot. Wie süß! Seine Augen suchten meine.
     
    „Marv! Keine Angst, das ist nicht die erste Morgenlatte,
die ich sehe. Ist alles nur natürlich, aber Zeit, sie zu bearbeiten, hast

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