Fotostudio Plange I (German Edition)
helfen. Die Frage
war aber nachdem wie! „Das kommt aber plötzlich! Hat er nicht gesagt, dass er
heute abreist!“
„Nein! Kein einziges Wort! Nichts! Und ich dachte, er
liebt mich wirklich!“ Er klang verzweifelt.
„Ach, mein Engel, das ist hart, ich weiß!“ Ich setzte
mich neben ihn und legte meinen Arm um seine Schulter.
Er schniefte. „Frederick sagte gestern nichts von einer Abreise!“
„Vielleicht hat er einen Anruf gekriegt und musste weg.
Familiärer Notfall oder so?“ Was sagte ich da?Ich glaubte mir selbst nicht.
„Hör auf, ihn zu verteidigen. Ich hab versucht, ihn
anzurufen – nur die Mailbox. Auch auf meine SMS hat er nicht reagiert.“ Ein
erneuter Weinkrampf überfiel ihn.
Ich drückte ihn fester. „Das ist bitter! Aber hast du ihm
gesagt, wie es um dich steht? Was du für ihn fühlst?“
Er schüttelte den Kopf. „Nicht direkt!“
„Tja dann, …“
„Was dann? Wir haben miteinander geschlafen! Reicht das
nicht?“ Er klang verbittert.
„Anscheinend nicht! Jedenfalls nicht für ihn. Ich will
ihn jetzt nicht in Schutz nehmen, aber ich vermute mal, ihr hattet ein
Verständigungsproblem auf der Gefühlsebene.“ Es würde mit Sicherheit ein langes
Gespräch werden, was folgen würde.
Er blickte mich verwirrt an. „Kannst du mir das mal
erklären? Ich bin wahrscheinlich zu dumm, um das zu verstehen!“
„Du bist alles, aber nicht dumm! Vielleicht etwas
unerfahren in der schwulen Welt, aber auch das wird sich mit der Zeit noch
geben, glaub mir einfach! Das Problem ist einfach, auch wenn es für dich nur
schwer zu verstehen ist, mein Engel! Er wollte Spaß und du wolltest Liebe. Für
ihn war es der Spaß, den er gesucht hatte, und für dich war es eine Liebe, nach
der du gesucht hast.“
„Das ist mir immer noch zu hoch!“ Resignation machte sich
breit.
„Sagen wir es mal anders. Wenn ich hier in die Kneipe
gehe und mir ein Alsterwasser bestelle, was bekomme ich?“ Manchmal hilft es,
wenn man in Bildern spricht. Vielleicht würde es auch diesmal so sein, ich
konnte nur abwarten und hoffen.
Er blickte mich erstaunt an. „Bier mit Sprite!“
„Richtig! Wenn ich jetzt aber im Rheinland in einer
Kneipe ein Alster bestelle, was bekomme ich da? Erinnere dich an die Hochzeit
in Königswinter!“
„Bier mit Fanta! Worauf willst du hinaus?“ Er war immer
noch ratlos.
„Ganz einfach. Was hast du in beiden Fällen bestellt?“
Der Kleine zog die Augenbrauen hoch. „Ein Alster!“
Ich nickte. „Hast du im Rheinland das bekommen, was du
erwartet hast?“
„Nein! Natürlich nicht!“ Der Schwimmer schüttelte fast
verzweifelt den Kopf.
„Genau! Du hast etwas bestellt, aber der Kellner brachte
dir etwas anderes. Nach deiner Sicht besteht ein Alster aus Bier und Sprite,
und wenn du eins bestellst, dann erwartest du Bier mit Sprite und nicht mit
Fanta.“
Er nickte. „Klar!“
„Aber für den Kellner aus dem Rheinland ist ein Alster
halt Bier mit Fanta. Nach seiner Sicht der Dinge brachte er dir das Richtige!“
„Aber was hat das mit Frederick und mir zu tun?“ Wieder
dieser fragende Blick! Die Jugend kann manchmal schwer die Gedanken der Alten
nachvollziehen und umsetzen.
„Überleg einmal und ersetzte das Alster durch Sex!“
„Äh, du meinst also …“ Die Fragezeichen in seinen Augen
wurden kleiner. Ein kleiner Erfolg!
„Genau. Der körperliche Akt ist das Bier, der ist in
beiden Fällen gleich. Nur die Beimischung ist eine andere, entweder Sprite,
also Liebe und echte Gefühle, oder Fanta, sprich der pure Spaß oder das bloße
Abreagieren!“
Er seufzte. „Man, ich hätte nie gedacht, das Schwulsein
so kompliziert sein kann! Aber verrate mir mal bitte, woran man erkennen kann,
dass man das Gleiche meint, also entweder als Sprite oder Fanta.“
„Das ist unheimlich schwer, eine Patentantwort auf diese
Frage gibt es nicht, es kommt immer auf die Art und Weise und die Umstände der
Situation an. Es gibt vielleicht einige Anzeichen, aber mehr auch nicht! Und
die muss man dann auch richtig zu deuten wissen. Das ist die Schwierigkeit!“
„Aber wie erkenne ich diese Anzeichen?“ Neugier machte
sich breit.
„Ein gutes Zeichen ist ein Kuss!“
„Küssen?“
„Genau! Wie küsst du? Was machst du dabei?“
„Lippen aufeinander, mit der Zunge spielen, … Worauf
willst du hinaus?“ Er klang fast
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