Foules Spiel: Ein Nürnberger Fußballkrimi (German Edition)
gerötet. »Vielleicht sollten wir wirklich rausgehen«, schlug er vor.
»Ich möchte warten, bis sie mit ihr runterkommen«, sagte sie. »Ich – ich habe immerhin die letzten zehn Wochen fast täglich mit ihr verbracht.«
»Kein Problem«, versicherte Wallner.
Schweigend warteten sie, bis die Sargträger wieder die Treppe nach unten gingen. Frau Braun legte kurz ihre Hand auf den Sarg, nickte dann.
Langsam gingen sie hinter den beiden Männern her, die einige Probleme hatten in dem engen Treppenhaus. Braun schaute zu, wie sie den Sarg in den schwarzen Wagen schoben und wegfuhren. Dann nickte sie wieder und sagte zu Wallner: »Wir können.«
Sie setzten sich in einen der VW-Busse. Frau Braun reichte ihm unaufgefordert ihren Personalausweis. »Ich kenne das ja«, sagte sie und lächelte gequält. Dann fragte sie: »Haben Sie Eric Rasmussen erreicht?«
Wallner nickte. »Nicht direkt, aber wir haben eine Nachricht beim Club hinterlassen. – Natürlich nicht, was passiert ist«, fügte er schnell hinzu, als er ihre Miene sah.
»Entschuldigung«, sagte Braun. »Ich habe mich noch nicht daran gewöhnt, auf der anderen Seite zu sein.«
Wallner überlegte, ob er sie nach den Motiven für den Seitenwechsel fragen sollte, beschloss aber, sich das für später aufzuheben. »Sie kannten die Tote gut?«, begann er mit der Befragung.
»Naja, so gut, wie man eben jemanden kennt, mit dem man wochenlang täglich zusammen ist«, antwortete Charlotte Braun. »Wir sind keine Freundinnen geworden, dazu sind – waren wir zu unterschiedlich, auch vom Alter her. Aber ich mochte sie, auf ihre Art.«
»Wie war sie?«
»Sehr zurückhaltend. Ich fand es faszinierend, dass sie Model war. Man erwartet da eher einen extrovertierten Menschen, oder?«, sagte Braun. »Aber sie machte einen sehr guten Job. Ich war ein paar Mal bei Fotoshootings dabei.« Sie dachte kurz nach, fuhr dann fort: »Es war, als hätte sie einen Schalter umgelegt.«
»Erzählen Sie mir, wie Sie an den Job kamen und was genau Sie gemacht haben.«
»Ich bin aus privaten Gründen nach Nürnberg gezogen. Ich wollte mal etwas Neues ausprobieren und bewarb mich deshalb bei Miller Security. Er vermittelte mich als eine Art Aufpasserin hierher.«
Während Braun von der täglichen Routine berichtete, beobachtete Wallner sie. Sie schien extrem beherrscht zu sein, hielt ihre Mimik und Gestik komplett unter Kontrolle. War es, weil sie sonst losheulen würde oder weil sie etwas zu verbergen hatte? Er machte sich eine Notiz, die Kollegen in München anzurufen.
»Hatten Sie einen Verdacht?«, fragte er, als sie fertig war. Er bemerkte ihr Zögern, obwohl es nur Bruchteile von Sekunden dauerte.
»Einen konkreten Verdacht habe ich nicht«, erwiderte sie. »Rein logisch gesehen kamen nur vier Personen in Frage: Dana und Eric, ihre Putzfrau Agata und ich.«
»Waren Sie’s?«, fragte Wallner, gab seiner Stimme aber einen leicht ironischen Ton.
»Nein«, gab Braun ruhig zurück und schaute ihm dabei direkt in die Augen. »Nein, ich war es nicht.« Sie machte eine kurze Pause, fuhr dann fort: »Und Dana war es vermutlich auch nicht.«
»Nein, davon können wir ausgehen«, bestätigte Wallner. Es gab sicher schönere Arten, sich selbst umzubringen. Allerdings traute er den Menschen nach fast 15 Jahren bei der Kripo eigentlich alles zu. Sein Handy klingelte. »Entschuldigung«, sagte er und meldete sich. Ein Kollege teilte ihm mit, dass Eric Rasmussen auf dem Weg war. Man hatte ihm nur gesagt, dass es einen Unfall gegeben hatte.
»Herr Rasmussen ist auf dem Weg«, informierte er Braun. »Da komme ich gleich auf die nächste Frage: Sie haben gesagt, dass Sie in der Regel eine halbe Stunde vor Rasmussens Weggehen eintrafen. Was war heute anders?«
»Ganz ehrlich: Ich weiß es nicht.« Sie stockte. »Das heißt, natürlich war anders, dass die U-Bahn im Tunnel steckenblieb und ich zu spät kam. Ich bin mit dem Taxi gefahren und war sicher keine zehn Minuten später dran als sonst. Ich habe keine Ahnung, warum Eric nicht da war.«
»Er wird uns das sicher sagen können«, erwiderte Wallner. Er schaute auf seine Notizen. »Sie haben eine Putzfrau erwähnt?«
»Agata, ja«, sagte Braun. »Ihr Kollege Hofmeister hat sie mehrmals überprüft, sie ist sauber. Und ihr Umfeld auch, soweit es bekannt ist.« Sie zögerte, fuhr dann fort: »Zu Beginn hatte ich sie in Verdacht, aber ich glaube nicht, dass sie etwas damit zu tun hat. Und wenn, dann höchstens unwissentlich. Sie hat Dana
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