Foules Spiel: Ein Nürnberger Fußballkrimi (German Edition)
lachend hinzu. Cramer knurrte nur. Dann sagte er: »Lass dein Handy an«, und legte auf.
»Ist doch eh klar«, murmelte Wallner. Langsam und nachdenklich fuhr er nach Hause.
Am nächsten Morgen fühlte er sich wie gerädert, was nach einer solchen Nacht nicht weiter verwunderlich war. Gut drei Stunden Schlaf, wovon gefühlte zwei für Träume von ermordeten Fußballspielern draufgingen. Er würde eine kalte Dusche und viel starken Kaffee brauchen.
Einigermaßen erfrischt fuhr er gegen acht ins Präsidium, wo Leo ihn bereits erwartete. »Wir gehen am besten gleich in die KT, vielleicht haben sie ja schon etwas.«
Auf dem Weg dorthin brachte Cramer ihn auf den aktuellen Stand. »Es gibt nichts Neues von den beiden Verletzten. Der Fußballer ist im Koma, wie du weißt. Miriam hat den Zeugen befragt. Er sagt, dass der Porsche ungebremst in die Kreuzung gerauscht ist. Der Fahrer vor ihm hatte keine Chance auszuweichen. Er ist nach der OP noch nicht bei Bewusstsein.«
»Wissen wir schon etwas über die Frau?«, wollte Wallner wissen.
»Der Name kam mir bekannt vor, ich weiß ihn aber grade nicht. Eventuell ist er im Zusammenhang mit der Sache Reed schon mal aufgetaucht. Marius geht dem nach.«
Sie hatten die KT erreicht und gingen in die Halle, wo die beiden Unfallwägen untersucht wurden. Wallner war erschüttert, als er den Porsche sah. Der Wagen war auf der rechten Seite vollkommen lädiert. Kein Wunder, dass die Frau das nicht überlebt hatte. Der Audi war vorne zerknautscht, die Fahrgastzelle war aber weitestgehend instand geblieben.
»Man sollte einen Unfall immer von vorne haben«, sagte er leise.
»Der Audi ist dem Porsche stockvoll in die Seite gefahren«, stimmte Cramer zu, ebenfalls leise. »Die Frau hatte keine Chance.«
»Guten Morgen, Jungs«, rief Bobby, der Leiter der Werkstatt. Er trug seinen unvermeidlichen Blaumann.
»Morgen«, murmelte Leo. Er konnte gute Laune generell nicht leiden, aber am frühen Morgen war es das Schlimmste, was man ihm antun konnte. Bobby und Wallner grinsten sich an. »Hast du schon was?«
Bobby lachte gutmütig. »Du meinst, während du im warmen Bett liegst und von deiner rassigen Frau träumst, liege ich hier unter diesen Schrotthaufen und arbeite? Vergiss es!«
»Lass meine Frau aus dem Spiel!« Leos Stimme klang gefährlich, aber Bobby ließ sich davon nicht beeindrucken. Er kannte Cramer lange genug, um zu wissen, dass für ihn das Sprichwort galt: Hunde, die bellen, beißen nicht. Zumindest meistens nicht.
»Ich hoffe, der Sachverständige kommt bald«, sagte Bobby. »Ich habe gleich um acht beim TÜV angerufen. Sobald ich etwas weiß, melde ich mich. Das weißt du.«
»Ja, ja«, gab Leo zurück. »Wir wollten uns nur mal die Autos anschauen.«
»Na ja, ist nicht mehr viel davon übrig«, lachte Bobby. »So viel wertvollen Schrott hatte ich schon lange nicht mehr hier stehen.«
Cramer und Wallner gingen zurück in ihre Büros, wo sie bereits von Marius erwartet wurden.
»Die Frau hieß Clara Schuhmann«, sagte er und nickte, als Wallner die Stirn runzelte. »Wie die Musikerin, nur mit h. Die Eltern fanden das vielleicht witzig. Sie war 22 Jahre alt, hatte nach dem Abitur eine Ausbildung zur Bürokauffrau absolviert und arbeitete seit knapp einem Jahr bei einer Metallbaufirma im Büro. Frag mich nicht, was genau die machen, muss ich noch herausfinden.«
»Ist nicht so wichtig, vermute ich«, sagte Wallner. »Weißt du was über ihr Verhältnis zu Harry Mägerlein?«
Marius schüttelte den Kopf. »Nein, bisher nicht.« Er warf einen Blick auf seine Armbanduhr. »Sabrina ist gerade bei den Eltern.«
»Ist ihr Name schon einmal irgendwo aufgetaucht?«, wollte Leo wissen.
Marius schüttelte den Kopf. »Nicht im Zusammenhang mit den Clubvorfällen, aber auch sonst nicht.«
»Der Geschäftsmann?«, fragte Leo.
Marius konsultierte seine Notizen. »Jakob Happner, aus Düsseldorf. 34 Jahre alt, verheiratet, eine 4-jährige Tochter. Ist vorgestern mit dem ICE angekommen, übernachtete im Maritim , wollte heute wieder zurückfahren.« Ein weiterer Blick auf die Notizen. »Er ist selbstständig, irgendwas mit Computern, und er hatte gestern Abend ein Geschäftsessen mit zwei Kunden. Sie waren in einer Tapas-Bar in der Wetzendorfer Straße. Keine Ahnung, warum er überhaupt an dieser Kreuzung war, er hätte einfach Richtung Innenstadt fahren können.«
»Vielleicht hat er seine Kunden noch ins Hotel gebracht«, schlug Wallner vor. »Wissen wir deren
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