Foundation 01: Meine Freunde, die Roboter
den Jahren füllig
gewordene Frau mit ergrauenden Haaren, saß geistesabwesend am
Tisch und kam nur einmal zu sich, um ihn zu fragen, ob er verheiratet
sei. Als sie hörte, daß er es nicht war, schüttelte
sie mißbilligend den Kopf. Dr. Potterley stellte ein paar
neutrale Fragen über seinen Werdegang.
Es war so langweilig und unbehaglich, wie es nur sein konnte.
Foster hatte die letzten Tage benutzt, um sich ein wenig über
Potterley zu informieren. Dabei hatte er herausgefunden, daß
Dr. Potterley drei Bücher und ein gutes Dutzend Artikel
über die mediterrane Welt des Altertums geschrieben hatte.
Namentlich in seinen Fachartikeln hatte er sich bemüht, das alte
Karthago aus einer verständnisvollen Sicht zu schildern. Die
Lektüre hatte Fosters Mißtrauen ein wenig
besänftigt.
Nach dem Essen wurde er in Potterleys Arbeitszimmer geführt
und erlebte eine erste Überraschung. Die Wände waren mit
Bücherregalen bedeckt.
Nicht mit Filmen. Es waren natürlich auch Mikrofilme da, aber
die Bücher herrschten vor – auf Papier gedruckte
Bücher. Foster hatte nicht geglaubt, daß es noch so viele
Bücher in gebrauchsfähigem Zustand gab. Es störte ihn.
Warum sollte jemand in seiner Wohnung eine derartige Menge
Bücher aufbewahren? Zweifellos waren sie sämtlich in der
Universitätsbibliothek erhältlich, und es kostete nur die
geringe Mühe, die entsprechenden Mikrofilme anzufordern, wenn
man das eine oder andere Werk lesen wollte.
Eine private Bibliothek hatte den Geruch der Heimlichkeit. Sie
strahlte förmlich intellektuelle Anarchie aus. Seltsamerweise
wirkte der Gedanke beruhigend. Foster sah in Potterley lieber einen
echten Anarchisten als einen Provokateur.
Potterley kam sofort zur Sache. »Wie Sie wissen, gibt das
Institut für Chronoskopie ein monatlich erscheinendes Heft
heraus, worin Ereignisse der Vergangenheit beschrieben werden, soweit
sie durch die Methode der Zeitbetrachtung ermittelt worden sind. In
jedem Heft werden gewöhnlich ein bis zwei Fälle
erörtert. Was mir von Anfang an auffiel, war die
Trivialität der meisten Beobachtungen, ihre willkürliche
Auswahl. Warum sollten solche Untersuchungen vor meiner Arbeit
Priorität genießen? Also schrieb ich an Leute, die sich
mit Forschungen auf den in der Broschüre behandelten Gebieten
befassen. Nicht einer von ihnen hatte von der Chronoskopie Gebrauch
gemacht. Ich will Ihnen die Beispiele zeigen.«
Nachdem er sich Potterleys mit Akribie zusammengetragene
Einzelheiten angehört hatte, fragte Foster verwirrt: »Aber
warum?«
»Das weiß ich auch nicht«, sagte Potterley,
»aber ich habe eine Theorie. Der Erfinder und Konstrukteur des
Chronoskops war ein Mann namens Sterbinski. Die Erfindung wurde
damals sehr gefeiert. Aber dann übernahm die Regierung das
Instrument und unterdrückte jede weitere Forschung auf dem
Gebiet wie auch die Verwendung des Chronoskops. Aber sie mußte
auch mit der Neugier der Menschen rechnen, die wissen wollten, warum
es nicht benützt wurde. Die Neugierde ist ein gefährliches
Laster, Dr. Foster.«
Foster nickte. Er erlebte es an sich selbst.
»Nehmen wir einmal an«, fuhr Potterley fort,
»daß das Chronoskop benützt würde. Dann
wäre es kein Geheimnis. Es wäre kein Objekt für die
Neugier.«
Foster hatte eine Idee. »Vielleicht existiert das Chronoskop
gar nicht? Haben Sie es gesehen? Vielleicht ist das die
Erklärung für alles.«
»Aber Sterbinski hat gelebt. Er hat ein Chronoskop gebaut.
Das ist eine Tatsache.«
»Es steht in den Büchern«, sagte Foster kalt.
»Hören Sie zu.« Potterley legte seine Hand auf
Fosters Arm. »Wir brauchen das Chronoskop. Wir müssen es
haben. Erzählen Sie mir nicht, daß es nicht existiert. Wir
werden so viel über die Neutrinik in Erfahrung bringen,
daß wir in der Lage sind, selbst eins zu bauen.«
»Das ist ausgeschlossen«, erklärte Foster.
»Wenn das, was ich gelesen habe, stimmt, hat Sterbinski zwanzig
Jahre gebraucht, um seine Maschine zu bauen. Außerdem hat es
mehrere Millionen an Forschungszuwendungen erfordert. Glauben Sie,
wir beide könnten ein illegales Duplikat herstellen? Angenommen,
wir hätten die Zeit, die wir nicht haben, und angenommen, ich
könnte genug aus Büchern lernen, was ich bezweifle: wo
sollten wir dann das Geld und die Ausrüstung hernehmen? Man
sagt, das Chronoskop fülle ein fünfstöckiges
Gebäude. Stellen Sie sich das einmal vor!«
»Dann wollen Sie mir also nicht helfen?«
»Nun, ich will Ihnen etwas sagen. Ich sehe
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