Foundation 01: Meine Freunde, die Roboter
Präsident!
Die Stimme war unverkennbar. Winkler stand auf dem bewachten
Podium, von dem aus er seine Dreihundertjahresrede halten
sollte und das er vor etwa zehn Minuten verlassen hatte, um
Hände zu schütteln.
Wie war er auf das Podium gekommen?
Edwards hörte zu.
»Mitbürger, nichts ist mir passiert. Was Sie eben
gesehen haben, war nicht etwa das Versagen Ihres Präsidenten,
sondern das Versagen einer mechanischen Vorrichtung, was die Feier
des glücklichsten Tages, den die Welt je gesehen hat, nicht
trüben soll. Mitbürger, schenken Sie mir ihre
Aufmerksamkeit…«
Und dann kam die Dreihundertjahresrede, die größte
Rede, die Winkler jemals gehalten hatte beziehungsweise die Edwards
je gehört hatte. Edwards war so darauf konzentriert, daß
er seine Pflicht vergaß.
Winkler hatte die Situation im Griff! Er hatte begriffen,
daß es ohne das Weltbündnis nicht ging, und würde es
über die Krise hinwegretten.
In seinem tiefsten Innern jedoch schlummerte die Erinnerung an die
hartnäckigen Gerüchte, daß ein Robot hergestellt
worden sei, der haargenau wie der Präsident aussah, Hände
schütteln konnte, unerschöpflich sei, keine Launen habe und
vor allem – nicht ermordet werden konnte.
Das ist es gewesen, dachte Edwards, und die Haare standen ihm zu
Berge. Der Robot hat die Hände der Bürger geschüttelt
– und ist ermordet worden.
13. Oktober 2078
Als der etwa einen Meter zwanzig große Robot auf ihn zukam,
blickte Edwards auf.
»Mr. Janek erwartet Sie«, sagte der Robot.
Edwards stand auf und kam sich plötzlich riesig vor. Jung kam
er sich allerdings nicht vor. In den letzten zwei Jahren hatten sich
scharfe Linien in sein Gesicht gegraben, und er war sich dessen
bewußt.
Er folgte dem Robot in einen erstaunlich kleinen Raum mit einem
erstaunlich kleinen Schreibtisch, hinter dem Francis Janek, ein
leicht dicklicher und erstaunlich junger Mann, saß.
Janek stand lächelnd auf und schüttelte Edwards die
Hand. »Mr. Edwards.«
»Ich freue mich, die Gelegenheit zu haben, Sir…«,
murmelte Edwards und wußte nicht weiter.
Edwards hatte Janek bisher nie zu Gesicht bekommen, aber als
persönlicher Sekretär des Präsidenten trat er ja auch
selten in der Öffentlichkeit auf.
»Nehmen Sie doch Platz«, sagte Janek. »Vielleicht
ein Sojastäbchen?«
Edwards lehnte höflich ab und setzte sich. Janek machte
eindeutig auf betont jugendlich. Sein reichlich zerknittertes Hemd
war aufgeknöpft, die Haare auf der Brust hatte er sich violett
färben lassen.
»Ich weiß, daß Sie sich seit Wochen um einen
Termin bei mir bemühen«, sagte Janek. »Verzeihen Sie,
daß ich Sie so lange habe warten lassen müssen. Sie
verstehen, daß ich über meine Zeit nicht frei
verfügen kann. Aber jetzt hat es endlich geklappt… Ich habe
übrigens mit dem Chef des Sicherheitsdienstes über Sie
gesprochen. Er war sehr angetan von Ihnen und bedauert es, daß
Sie aus dem Dienst ausgetreten sind.«
»Ich fand es besser«, sagte Edwards, den Blick nach
unten gerichtet, »meine eigenen Ermittlungen durchführen zu
können, ohne eventuell den Sicherheitsdienst mit
hineinzuziehen.«
Janeks Lächeln verschwand. »Ihre Aktivitäten sind
trotz aller Diskretion nicht unbemerkt geblieben. Von Ihrem
ehemaligen Chef weiß ich, daß Ihre Ermittlungen den
Zwischenfall bei der Dreihundertjahrfeier betreffen, und diese
Tatsache hat mich veranlaßt, Sie so bald wie möglich zu
sprechen. Sie haben Ihren Beruf dafür aufgegeben? Für
nichts und wieder nichts?«
»Die Tatsache, Mr. Janek, daß Sie von einem
Zwischenfall sprechen, ändert nichts an der Tatsache, daß
es sich um einen Mordversuch handelte.«
»Das ist eine reine Frage des Sprachgefühls. Warum so
dramatische Ausdrücke benutzen?«
»Weil dieser Ausdruck der Wahrheit entspricht. Sie werden
doch nicht abstreiten wollen, daß man versucht hat, den
Präsidenten zu ermorden?«
Janek breitete die Hände aus. »Wenn das wirklich der
Fall war, so ist der Anschlag mißlungen. Eine mechanische
Vorrichtung wurde zerstört. Weiter nichts. Außerdem, wenn
wir die Sache richtig betrachten, hat der Zwischenfall – oder
wie immer man sich ausdrücken will – der Nation und der
Welt nur Gutes gebracht. Wie wir alle wissen, waren sowohl der
Präsident als auch die ganze Nation zutiefst erschüttert.
Der Präsident und wir alle haben plötzlich realisiert, was
es bedeuten würde, zu den Gewalttätigkeiten des letzten
Jahrhunderts zurückzukehren. Der Zwischenfall hat die
große
Weitere Kostenlose Bücher