Foundation 01: Meine Freunde, die Roboter
ihm.
Robertson ertappte sich bei einem Gefühl von unbegründeter Scheu vor Harriman. An den wissenschaftlichen Fähigkeiten dieses Mannes hatte nie jemand gezweifelt, doch dieser hatte es im Handumdrehen fertiggebracht, die US Robots vor dem Ruin zu bewahren. Irgendwie hatte Harriman aber nicht das Zeug dazu. Trotzdem…
»Sind Sie eigentlich abergläubisch, Harriman?« fragte er.
»Wie meinen Sie das?«
»Glauben Sie daran, daß jemand, der schon längst tot ist, etwas zurückläßt?«
Harriman leckte sich über die Lippen. Er hätte sich die Frage eigentlich sparen können, stellte sie aber doch. »Meinen Sie Susan Calvin?«
»Ja, Susan Calvin«, sagte Robertson zögernd. »Wir stellen mittlerweile Würmer und Vögel und Käfer her. Was würde sie wohl dazu sagen? Ich für meine Person fühle mich irgendwie entehrt.«
Harriman konnte sich nur mit Mühe das Lachen verkneifen. »Roboter sind Roboter, Sir«, sagte er. »Wurm oder Mensch, der Robot arbeitet zum Wohl des Menschen, und das ist das einzige, was zählt.«
»Nein«, sagte Robertson gereizt. »Das stimmt nicht. Ich kann das einfach nicht glauben.«
»Es ist aber so, Mr. Robertson«, sagte Harriman ernst. »Wir erschaffen eine Welt, Sie und ich, die endlich damit anfängt, den positronischen Robot schlechthin für selbstverständlich zu halten. Der Durchschnittsmensch fürchtet sich vor einem Robot, der wie ein Mensch aussieht und der intelligent genug ist, ihn zu ersetzen, aber er fürchtet sich nicht vor einem Robot, der wie ein Vogel aussieht – und nichts anderes tut, als Insekten zu fressen – und das zum Wohle des Menschen. Wenn diese Furcht vor gewissen Robotern abgebaut ist, wird eines Tages auch die Furcht vor allen Robotern abgebaut sein. Der Mensch wird so an Robo-Vögel, Robo-Würmer und Robo-Bienen gewöhnt sein, daß ihm ein Robo-Mensch lediglich als eine logische Erweiterung des Robo-Programms vorkommt.«
Robertson sah den Wissenschaftler mit kaltem Blick an. Die Hände auf dem Rücken verschränkt, ging er mit schnellen, nervösen Schritten im Raum auf und ab.
»War das von Anfang an Ihr Plan?« fragte er schließlich.
»Ja«, sagte Harriman. »Selbst wenn wir jetzt all unsere humanoiden Roboter verschrotten, können wir ein paar von den höchstentwickelten Versuchsmodellen intakt lassen, neue entwerfen, die noch höher entwickelt sind, und somit für den Tag gerüstet sein, der kommen wird.«
»Man hat uns die Auflage gemacht, Harriman, daß wir keine weiteren humanoiden Roboter bauen dürfen.«
»Tun wir auch nicht. In dem Abkommen ist aber mit keinem Wort die Rede davon, daß wir keinen von den bereits in unserer Firma gebauten Roboter behalten dürfen. Bloß das Gelände der US Robots dürfen sie nicht verlassen. Nichts besagt, daß wir auf dem Reißbrett kein Positronengehirn entwerfen dürfen. Und ein Testmodell zu bauen, hat man uns auch nicht verboten.«
»Und wie wollen Sie gegebenenfalls den Bau eines Testmodells begründen? Man wird uns unter Garantie hinter die Schliche kommen.«
»Wenn das der Fall ist, können wir immer noch sagen, daß wir Methoden zu entwickeln versuchen, mit deren Hilfe wir komplexere Mikrogehirne für die geplanten Robo-Tiere bauen wollen. Damit lügen wir nicht einmal.«
»Ich werde ein wenig Spazierengehen«, sagte Robertson. »Ich muß darüber nachdenken. Nein, Sie bleiben hier. Ich möchte ungestört nachdenken.«
Harriman war allein. Er war bester Laune. Es würde klappen. Nachdem es ihnen erklärt worden war, hatten sich die betreffenden Regierungsstellen geradezu auf das Programm gestürzt.
Wie war es möglich, daß keiner vor ihm auf diese Idee gekommen war? Nicht einmal die große Susan Calvin hatte den genialen Gedanken gehabt, ein Positronengehirn in eine Lebensform zu stecken, die nicht die des Menschen war.
Im Moment machte der Mensch einen Rückzieher, einen zeitlich begrenzten Rückzieher. Er nahm Abstand vom humanoiden Robot, um zu gegebener Zeit wieder nach ihm zu greifen. Und die Zeit war dann gegeben, wenn die Angst vor dem Roboter schlechthin abgebaut war. Dieser neue Roboter der Zukunft, mit einem Positronengehirn ausgestattet, das dem des Menschen gleichzusetzen war, würde – dank den Drei Grundregeln – einzig und allein im Dienste des Menschen stehen und von einer roboterkontrollierten Ökologie unterstützt werden. Dann stand der menschlichen Rasse Tür und Tor offen!
Einen Moment lang erinnerte er sich daran, daß es George Zehn gewesen war, der ihm
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