Foundation 02: Die Stahlhöhlen
duschen«, sagte er. »Abends ist es ziemlich voll. Ich würde dann nur Zeit verlieren. Wenn ich es jetzt hinter mich bringe, haben wir den ganzen Abend für uns.«
R. Daneels Gesicht wirkte ungerührt. »Ist es Teil der gesellschaftlichen Gepflogenheiten, daß ich draußen warte?«
Baleys Verlegenheit wuchs. »Warum müssen Sie denn hineingehen – ohne Grund.«
»Oh, ich verstehe. Ja, natürlich. Trotzdem, Elijah, meine Hände werden auch schmutzig, und ich würde sie gern waschen.«
Er zeigte seine Handflächen; sie waren rosafarben und fleischig, mit den entsprechenden Falten. Sie legten Zeugnis ab für hervorragende Arbeit und waren so sauber, wie das nur möglich war.
»Wir haben ein Waschbecken in der Wohnung, wissen Sie«, sagte Baley. Er sagte das ganz beiläufig. Snobismus war an einen Roboter ohnehin vergeudet.
»Danke, das ist sehr freundlich. Ich bin aber der Meinung, daß es besser wäre, wenn ich diese Institution benutze. Wenn ich mit euch Menschen der Erde leben soll, ist es besser, wenn ich soviel wie möglich von Ihren Sitten und Gebräuchen annehme.«
»Dann kommen Sie rein.«
Die helle Freundlichkeit des Innenraums bildete einen scharfen Kontrast zur geschäftigen Zweckmäßigkeit, die draußen in der City herrschte; aber diesmal war die Wirkung an Baley vergeudet.
Er flüsterte Daneel zu: »Es kann bis zu einer halben Stunde dauern. Warten Sie auf mich!« Er machte Anstalten zum Gehen, kehrte dann aber um und fügte hinzu: »Und, hören Sie: Sprechen Sie zu niemandem und sehen Sie niemanden an. Kein Wort, nicht einmal ein Blick! Das ist so Sitte.«
Er wandte gehetzt den Kopf, um sich zu vergewissern, daß niemand das kurze Gespräch bemerkt hatte und mit entsetztem Blick darauf reagierte. Zum Glück war niemand im Vorraum; und schließlich war es ja auch nur der Vorraum.
Er eilte weiter, wobei er ein unbestimmtes Gefühl, schmutzig zu sein, empfand, vorbei an den Gemeinschaftsräumen zu den Einzelkabinen. Es war jetzt fünf Jahre her, daß man ihm eine zugeteilt hatte – groß genug für eine Dusche, eine kleine Waschzelle und die anderen Notwendigkeiten. Selbst einen kleinen Projektor enthielt die Zelle, den man auf neue Filme einstellen konnte.
»Ein zweites Zuhause«, hatte er gescherzt, als man ihm die Zelle zugeteilt hatte. Aber jetzt fragte er sich häufig, wie er wohl je die Anpassung an die spartanischere Existenz der Gemeinschaftsräume ertragen würde, wenn man ihm je das Privileg der Einzelzelle streichen sollte.
Er drückte den Knopf, der die Waschzelle aktivierte, und der Bildschirm leuchtete auf.
R. Daneel wartete geduldig, bis Baley frisch geschrubbt, mit sauberer Wäsche, einem frischen Hemd und ganz allgemein mit dem Gefühl größeren Wohlbehagens zurückkehrte.
»Keine Probleme?« fragte Baley, als sie die Tür hinter sich gelassen hatten und wieder reden konnten.
»Überhaupt nicht, Elijah«, sagte R. Daneel.
Jessie stand an der Tür und lächelte nervös. Baley gab ihr einen Kuß.
»Jessie«, murmelte er, »das ist mein neuer Partner, Daneel Olivaw.«
Jessie streckte die Hand aus, die R. Daneel ergriff und wieder losließ. Sie wandte sich zu ihrem Mann und sah dann R. Daneel scheu an.
»Wollen Sie sich nicht setzen, Mr. Olivaw?« sagte sie. »Ich muß mit meinem Mann über eine Familienangelegenheit sprechen. Es dauert nur einen Augenblick. Es macht Ihnen doch hoffentlich nichts aus.«
Ihre Hand lag auf Baleys Arm. Er folgte ihr ins Nebenzimmer.
Dort flüsterte sie hastig: »Du bist doch nicht verletzt, oder? Ich hab’ mir seit den Nachrichten solche Sorgen gemacht.«
»Was für Nachrichten?«
»Vor fast einer Stunde. Der Krawall in diesem Schuhgeschäft. Die sagten, zwei Polizisten in Zivil hätten die Menge beruhigt. Ich wußte, daß du mit einem Partner nach Hause kommen würdest, und das Schuhgeschäft war in unserer Sektion, und gerade, als du heimkommen solltest, und ich dachte, die würden das vielleicht nur beschönigen, und du wärst vielleicht…«
»Bitte, Jessie. Du siehst ja, mir fehlt gar nichts.«
Jessie riß sich zusammen, aber ihre Stimme klang immer noch etwas zitternd. »Dein Partner ist nicht aus deiner Abteilung, oder?«
»Nein«, erwiderte Baley elend. »Er… er ist ein… ein Fremder.«
»Wie soll ich ihm gegenüber sein?«
»So, wie du zu allen Menschen bist. Er ist einfach mein Partner, sonst gar nichts.«
Er sagte das so wenig überzeugend, daß Jessies Augen sich verengten. »Was ist denn?«
»Gar nichts. Komm, wir
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