Foundation 03: Der Aufbruch zu den Sternen
nein, als Jander starb, war kein anderes menschliches Wesen im Hause.«
»Ausgenommen Sie selbst?«
»Ausgenommen ich selbst. Genau wie niemand außer mir selbst im Hause war, als mein Mann getötet wurde.«
»Das ist etwas anderes«, wandte Fastolfe ruhig ein. »Ihr Mann ist mit einem stumpfen Gegenstand getötet worden. Die physische Anwesenheit des Mörders war notwendig, und wenn Sie die einzig Anwesende waren, dann war das sehr ernsthaft. In diesem Fall ist Jander durch ein subtiles gesprochenes Programm außer Funktion gesetzt worden, eine physische Anwesenheit war nicht notwendig. Ihre Anwesenheit hier allein hat gar nichts zu bedeuten, besonders da Sie nicht wissen, wie man das Bewußtsein eines humaniformen Roboters blockiert.«
Beide drehten sich um und sahen Baley an, Fastolfe mit fast spöttischem Gesichtsausdruck, Gladia mit trauriger Miene. (Baley irritierte es, daß Fastolfe, dessen Zukunft ebenso finster war wie Baleys, ihr nichtsdestoweniger mit Humor entgegenzusehen schien. Was, in aller Welt, hat die Situation an sich, daß man darüber lachen muß wie ein Idiot? dachte Baley mürrisch.)
»Unwissenheit«, sagte Baley langsam, »bedeutet möglicherweise überhaupt nichts. Eine Person mag nicht wissen, wie man an einen bestimmten Ort kommt und ihn dennoch zufälligerweise erreichen, indem sie blindlings geht. Man könnte mit Jander sprechen und in völliger Unwissenheit den Knopf für den Mentalblock drücken.«
»Und die Chancen dafür?« fragte Fastolfe.
»Sie sind doch der Fachmann, Dr. Fastolfe, und Sie werden mir jetzt wahrscheinlich sagen, daß sie sehr gering sind.«
»Unglaublich gering. Eine Person mag vielleicht nicht wissen, wie man an einen bestimmten Ort kommt, aber wenn die einzige Route eine Serie von Hochseilen ist, die kreuz und quer in verschiedene Richtungen gespannt sind, wie groß sind dann die Chancen, daß man ein Ziel erreicht, wenn man mit verbunden Augen einfach drauflosgeht?«
Gladias Hände flatterten in höchster Erregung. Sie ballte die Fäuste, als wollte sie sie damit zur Ruhe bringen, und ließ sie schließlich auf die Knie sinken. »Ich habe es nicht getan, Unfall hin oder her. Ich war nicht bei ihm, als es geschah. Ich war nicht bei ihm. Ich habe am Morgen mit ihm gesprochen. Es ging ihm gut, er war völlig normal. Stunden später, als ich ihn zu mir rief, kam er nicht. Ich ging ihn suchen, und er stand an seinem gewohnten Platz und schien mir ganz normal. Die Schwierigkeit war nur, daß er mir nicht antwortete. Er antwortete überhaupt nicht. Er hat seitdem nie wieder geantwortet.«
Baley sah sie an. »Könnte etwas, was Sie zu ihm gesagt hatten, ganz beiläufig vielleicht, den Mentalblock erzeugt haben, nachdem Sie ihn verlassen hatten, eine Stunde später vielleicht?«
Fastolfe fuhr mit scharfer Stimme dazwischen: »Ganz unmöglich, Mr. Baley. Wenn ein Mentalblock auftritt, dann sofort. Bitte bedrängen Sie Gladia nicht auf diese Art. Sie ist außerstande, bewußt einen Mentalblock zu erzeugen, und es ist undenkbar, daß sie ihn zufällig produzieren würde.«
»Ist es nicht undenkbar, daß er, wie Sie sagen, durch die Positronendrift erzeugt würde?«
»Nicht ganz so undenkbar.«
»Beide Alternativen sind in höchstem Maße unwahrscheinlich. Wie groß ist der Unterschied in der Undenkbarkeit?«
»Ziemlich groß. Ich kann mir vorstellen, daß ein Mentalblock infolge Positronendrift eine Wahrscheinlichkeit von 1 zu 10 12 hat; die durch zufälligen Musteraufbau 1 zu 10. 100 . Das ist nur eine Schätzung, aber eine vernünftige. Der Unterschied ist größer als jener zwischen einem einzelnen Elektron und dem ganzen Universum – und zwar zugunsten der Positronendrift.«
Eine Weile herrschte Schweigen. Dann meinte Baley: »Dr. Fastolfe, Sie sagten vorher, Sie könnten nicht lang bleiben.«
»Ich bin bereits zu lang geblieben.«
»Gut. Würden Sie dann jetzt gehen?«
Fastolfe schickte sich an aufzustehen, sagte dann aber: »Warum?«
»Weil ich mit Gladia allein sprechen möchte.«
»Um sie einzuschüchtern?«
»Ich muß sie befragen, ohne daß Sie sich einmischen. Unsere Situation ist viel zu ernst, als daß wir uns um Fragen der Etikette kümmern können.«
»Ich habe keine Angst vor Mr. Baley, lieber Doktor«, sagte Gladia und fügte dann nachdenklich hinzu: »Meine Roboter werden mich beschützen, wenn seine Unhöflichkeit extreme Ausmaße annehmen sollte.«
Fastolfe lächelte. »Gut, Gladia«, meinte er. Er stand auf und hielt ihr die Hand
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