Foundation 03: Der Aufbruch zu den Sternen
selbst ein mächtiges Motiv
dafür geschildert, daß er die Tat begangen haben
könnte, während Dr. Vasilia ein völlig anderes Motiv
beschrieben hat, das ebenso mächtig ist und noch
schändlicher als das erste.« Baley brütete eine Weile
vor sich hin. »Wenn man die Öffentlichkeit mit dem einen
oder anderen vertraut machte, würde jeder an Dr. Fastolfes
Schuld glauben.«
Baley wandte sich plötzlich Giskard zu. »Wie ist es mit
dir, Giskard? Du kennst Dr. Fastolfe schon länger als Daneel.
Bist du auch nach deinem Verständnis von Dr. Fastolfes Charakter
der Ansicht, daß Dr. Fastolfe die Tat nicht begangen haben und
Jander nicht zerstört haben kann?«
»Ja, das bin ich, Sir.«
Baley sah den Roboter unsicher an. Er war kein so
fortgeschrittenes Modell wie Daneel. Wie weit konnte man ihm als
Zeugen vertrauen? Konnte es nicht sein, daß er gezwungen war,
Daneel in jeder Richtung zu folgen, die dieser einschlug?
»Dr. Vasilia hast du auch gut gekannt, nicht wahr?«
»Ich kannte sie sehr gut«, sagte Giskard.
»Und hast sie wohl auch gemocht?«
»Sie war viele Jahre meiner Obhut anvertraut, und die Aufgabe
hat mir in keiner Weise Schwierigkeiten bereitet.«
»Obwohl sie sich an deiner Programmierung zu schaffen
machte?«
»Sie war sehr geschickt.«
»Würde sie bezüglich ihres Vaters lügen –
in bezug auf Dr. Fastolfe, meine ich?«
Giskard zögerte. »Nein, Sir. Das würde sie
nicht.«
»Dann sagst du, daß das, was sie sagt, die Wahrheit
ist.«
»Nicht ganz, Sir. Ich sage nur, daß sie glaubt, die Wahrheit zu sagen.«
»Aber warum sollte sie denn so böse Dinge über
ihren Vater für wahr halten, wenn er tatsächlich eine so
freundliche Person ist, wie Daneel mir gerade gesagt hat?«
Giskard antwortete langsam: »Sie ist durch verschiedene
Vorgänge in ihrer Jugend verbittert, Vorgänge, für die
sie Dr. Fastolfe die Schuld gibt, und für die er vielleicht
tatsächlich, ohne es zu wollen, die Schuld hat in gewissem
Maße. Mir scheint, daß es nicht seine Absicht war,
daß die fraglichen Vorgänge die Konsequenzen haben
sollten, die sie dann hatten. Aber menschliche Wesen werden nicht von
den geradlinigen Gesetzen der Robotik geleitet. Es ist daher unter
den meisten Umständen schwierig, die Kompliziertheit ihrer
Motive einzuschätzen.«
»Das ist wahr«, murmelte Baley.
»Glauben Sie, daß die Aufgabe, Dr. Fastolfes Unschuld
zu demonstrieren, hoffnungslos ist?« fragte Giskard.
Baleys Augenbrauen schoben sich zusammen, und seine Stirn furchte
sich. »Möglicherweise. Im Augenblick sehe ich keinen Ausweg
– und wenn Dr. Vasilia redet, wie sie das angedroht
hat…«
»Aber Sie haben ihr doch befohlen, nicht zu reden. Sie haben
erklärt, es wäre für sie gefährlich, wenn sie
redete.«
Baley schüttelte den Kopf. »Das war ein Bluff. Ich
wußte nicht, was ich sonst sagen sollte.«
»Dann haben Sie also vor, aufzugeben?«
Und Baley sagte heftig: »Nein! Wenn es nur um Fastolfe ginge,
würde ich das vielleicht. Welcher physische Schaden könnte
ihm schon entstehen? Robotizid ist anscheinend nicht einmal ein
Verbrechen, sondern bloß eine Ordnungswidrigkeit. Im
schlimmsten Fall verliert er seinen politischen Einfluß und
kann seine wissenschaftlichen Arbeiten eine Weile nicht fortsetzen.
Es würde mir leid tun, wenn es dazu käme, aber wenn ich
nichts mehr tun kann, kann ich eben nichts mehr tun.
Und wenn es nur um mich ginge, würde ich vielleicht ebenfalls
aufgeben. Der Mißerfolg würde meinem Ruf schaden, aber wer
kann schon ein Ziegelhaus ohne Ziegelsteine bauen? Ich würde
etwas angekratzt zur Erde zurückkehren, würde ein trauriges
Leben außerhalb der Klassifikation führen, aber das ist
ein Risiko, das jeder Erdenmann und jede Erdenfrau auf sich nehmen
muß. Es hat schon bessere Männer als mich gegeben, die
sich damit abfinden mußten.
Aber es geht hier um die Erde. Wenn ich versage, dann würde
zu dem Verlust für Dr. Fastolfe und mich noch kommen, daß
jede Hoffnung enden würde, die die Erdenmenschen sonst
vielleicht haben, die Erde zu verlassen und in die Galaxis
hinauszuziehen. Aus diesem Grund darf ich nicht versagen und
muß irgendwie weitermachen, solange man mich nicht physisch von
dieser Welt entfernt.«
Er hatte am Ende nur noch im Flüsterton gesprochen, und jetzt
blickte er plötzlich auf und sagte mit fast beleidigt klingender
Stimme: »Warum parken wir hier, Giskard? Läßt du den
Motor zu deinem Vergnügen laufen?«
»Verzeihen Sie, Sir«, sagte Giskard. »Sie
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