Foundation 03: Der Aufbruch zu den Sternen
solchen Ort
angesprochen hatte.
Die Buchfilme, die er gesichtet hatte, hatten davon nichts
erwähnt. Sie waren ganz offensichtlich, wie Fastolfe gesagt
hatte, nicht für Erdenleute geschrieben, sondern für
Auroraner und in geringerem Maße für mögliche
Touristen von den anderen neunundvierzig Spacerwelten.
Schließlich besuchten Erdenleute die Spacerwelten fast nie, am
allerwenigsten Aurora. Sie waren dort nicht willkommen. Warum sollten
die Bücher also auf sie eingehen?
Oder warum sich mit Dingen befassen, die jeder wußte?
Sollten sie sich etwa auch damit aufhalten, daß Aurora
kugelförmiger Gestalt war, daß Wasser naß war oder
daß jeder jeden in einem Personal einfach ansprechen
konnte?
Und doch, war dies nicht gleichsam Hohn und Spott auf den Namen
dieses Gebäudes? Und doch mußte Baley gleichzeitig an die
Frauenpersonals auf der Erde denken, wo, wie Jessie häufig
erzählt hatte, die Frauen unablässig schnatterten und dabei
keinerlei Unbehagen empfanden. Warum Frauen, aber nicht Männer?
Baley hatte nie ernsthaft darüber nachgedacht, sondern es
einfach als Sitte akzeptiert – eine festgefügte Sitte
–, aber wenn Frauen, warum dann nicht Männer?
Es war nicht wichtig. Der Gedanke beschäftigte nur seinen
Intellekt und nicht jenen Teil seines Bewußtseins, der ihn
überwältigenden Ekel für die ganze Vorstellung
empfinden ließ. Er wiederholte: »Gehen wir
hinaus!«
»Aber dort Draußen sind Ihre Roboter«,
protestierte Gremionis.
»Dann sind sie eben Draußen. Was macht das?«
»Aber das ist etwas, über das ich unter vier Augen mit
Ihnen sprechen will. Von Mann zu M-M-Mann.« Er kam ins
Stottern.
»Ich nehme an, Sie meinen Spacer zu Erdenmensch.«
»Wenn Sie so wollen.«
»Meine Roboter sind notwendig. Sie sind meine Partner bei
dieser Ermittlung.«
»Aber das hier hat nichts mit der Ermittlung zu tun. Das ist
es doch, was ich Ihnen klarmachen möchte.«
»Das zu beurteilen müssen Sie schon mir
überlassen«, sagte Baley mit fester Stimme und
verließ das Personal.
Gremionis zögerte und folgte ihm dann.
47
Daneel und Giskard warteten – ausdruckslos, geduldig. Baley
dachte, er könne auf Daneels Gesicht eine Andeutung von Sorge
ausmachen, andererseits war es durchaus möglich, daß er
diese Empfindung in jene unmenschlich-menschlichen Züge
hineinlas. Giskard, der weniger menschlich Aussehende, zeigte
natürlich nichts, selbst für jemanden, der noch so bereit
war, Roboter zu personifizieren.
Und dann wartete da noch ein dritter Roboter –
mutmaßlich der von Gremionis. Er sah noch einfacher aus als
selbst Giskard und wirkte irgendwie schäbig. Es war deutlich zu
erkennen, daß Gremionis nicht besonders wohlhabend war.
Daneel sagte mit einem Ausdruck, in den Baley automatisch
Wärme und Erleichterung hineinlas: »Es freut mich,
daß Sie sich wohl befinden, Partner Elijah.«
»Völlig. Aber mich interessiert etwas. Wenn ihr mich von
drinnen hättet rufen hören, wäret ihr dann
hineingegangen?«
»Sofort, Sir«, sagte Giskard.
»Obwohl eure Programmierung nicht erlaubt, daß ihr ein
Personal betretet?«
»Die Notwendigkeit, ein menschliches Wesen zu schützen
– insbesondere Sie –, wäre überwältigend,
Sir.«
»So ist es, Partner Elijah«, sagte Daneel.
»Das freut mich zu hören«, sagte Baley. »Diese
Person ist Santirix Gremionis. Mr. Gremionis, dies ist Daneel, und
dies ist Giskard.«
Jeder der beiden Roboter beugte würdevoll den Kopf. Gremionis
sah sie nur kurz an und hob dann in gleichgültiger
Bestätigung die Hand. Er machte keine Anstalten, seinen eigenen
Roboter vorzustellen.
Baley sah sich um. Das Licht war deutlich schwächer geworden,
der Wind wehte heftiger, die Luft war kühler, und die Sonne war
völlig von Wolken verborgen. Düstere Stimmung lag über
allem, die aber Baley nicht zu beeinträchtigen schien, der
vielmehr erfreut schien, dem Personal entkommen zu sein. Es verlieh
ihm erstaunlichen Auftrieb, daß er tatsächlich ein
Gefühl der Freude empfinden konnte, Draußen zu sein. Es
war ein besonderer Fall, das wußte er, aber es war ein Anfang,
und er mußte das einfach als Triumph aufnehmen.
Baley wollte sich gerade zu Gremionis herumdrehen, um das
Gespräch fortzusetzen, als sein Auge eine Bewegung wahrnahm.
Eine Frau kam in Begleitung eines Roboters über den Rasen. Sie
kam auf sie zu, schien sie aber überhaupt nicht zu beachten. Sie
ging ganz eindeutig auf das Personal zu.
Baley hob den Arm in Richtung auf die Frau, als
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