Foundation 03: Der Aufbruch zu den Sternen
wollte er sie
aufhalten, obwohl sie noch dreißig Meter entfernt war und
murmelte: »Weiß sie nicht, daß das ein
Männerpersonal ist?«
»Was?« fragte Gremionis.
Die Frau ging geradewegs darauf zu. Baley sah ihr verwirrt nach.
Schließlich trat der Roboter der Frau zur Seite, um zu warten.
Die Frau betrat das Gebäude.
»Aber sie kann doch da nicht hineingehen«, sagte Baley
hilflos.
»Warum nicht?« sagte Gremionis. »Das ist ein
Gemeinschaftspersonal.«
»Aber doch für Männer.«
»Für jeden«, sagte Gremionis. Er schien völlig
verwirrt.
»Beide Geschlechter? Das kann doch sicher nicht Ihr Ernst
sein?«
»Natürlich ist das mein Ernst! Wie würden Sie es
denn gerne haben? Ich verstehe das nicht.«
Baley wandte sich ab. Noch vor wenigen Augenblicken hatte er
gedacht, ein offenes Gespräch in einem Personal sei der Gipfel
schlechten Geschmacks, der Gipfel der Dinge, die man einfach nicht
tat. Wenn er versucht hätte, sich etwas noch Schlimmeres
vorzustellen, wäre er ganz bestimmt nicht auf die
Möglichkeit gekommen, in einem Personal einer Frau zu begegnen.
Die Konvention auf der Erde forderte von ihm, daß er die
Anwesenheit anderer Personen in den großen
Gemeinschaftspersonals geflissentlich ignorierte, aber keine der je
erfundenen Konventionen hätte ihn davon abhalten können zu
wissen, ob eine Person, die an ihm vorbeiging, nun ein Mann oder eine
Frau war.
Was, wenn während seiner Anwesenheit in dem Personal eine
Frau eingetreten wäre – beiläufig, gleichgültig
–, so wie es diese hier gerade getan hatte? Oder, noch
schlimmer, wenn er ein Personal betreten und bereits eine Frau
vorgefunden hätte?
Er konnte seine Reaktion nicht abschätzen. Er hatte nie
über die Möglichkeit nachgedacht, geschweige denn je eine
solche Situation erlebt, aber er empfand den Gedanken als völlig
unerträglich.
Und auch darauf hatten ihn die Buchfilme nicht vorbereitet.
Er hatte jene Filme gesichtet, um seine Ermittlungen nicht in
völliger Unwissenheit über das Leben auf Aurora beginnen zu
müssen – und sie hatten ihn in völliger Unwissenheit
aller wirklich wichtigen Dinge gelassen.
Wie sollte er dann dieses dreifach verknotete Rätsel von
Janders Tod in die Hand nehmen, wo er doch bei jedem Schritt aufs
neue feststellte, wie groß seine Ignoranz war?
Noch vor einem Augenblick hatte er Triumph über einen kleinen
Sieg über die Schrecken des Draußen empfunden,
während er sich jetzt wieder mit dem Gefühl totaler
Ignoranz konfrontiert sah, Ignoranz, die selbst das Maß seiner
Ignoranz betraf.
Und in diesem Augenblick, während er darum kämpfte, sich
kein Bild von der Frau zu machen, wie sie durch den Raum trat, den
vor ganz kurzer Zeit er noch eingenommen hatte, war er der
völligen Verzweiflung nahe.
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Wieder sagte Giskard (und zwar in einer Art und Weise, die es
möglich machte, Sorge aus seinen Worten herauszulesen –
wenn schon nicht aus seinem Tonfall): »Fühlen Sie sich
unwohl, Sir? Brauchen Sie Hilfe?«
Baley murmelte: »Nein, nein. Ich bin schon in Ordnung –
aber gehen wir hier weg! Wir sind den Leuten im Wege, die diesen Bau
benutzen wollen.«
Er ging mit schnellen Schritten auf den Schweber zu, der neben dem
Kiesweg parkte. Auf der anderen Seite stand ein kleines
zweirädriges Fahrzeug mit zwei Sitzen, die hintereinander
angeordnet waren. Baley vermutete, daß dies Gremionis’
Scooter war.
Das Gefühl der Deprimiertheit und des Elends, das Baley
empfand, wurde, das war ihm klar, noch durch die Tatsache
verstärkt, daß er sich hungrig fühlte. Die Zeit des
Mittagessens war schon lange verstrichen, und er hatte nicht
gegessen.
Er wandte sich Gremionis zu. »Wir können reden –
aber, wenn es Ihnen nichts ausmacht, machen wir es doch beim
Mittagessen. Ich meine, falls Sie nicht bereits gegessen haben –
und falls es Ihnen nichts ausmacht, mit mir zu essen.«
»Wo werden Sie essen?«
»Ich weiß nicht. Wo ißt man denn im
Institut?«
»Nicht im Gemeinschaftsspeisesaal«, sagte Gremionis.
»Dort können wir nicht reden.«
»Gibt es eine Alternative?«
»Kommen Sie in meine Niederlassung«, sagte Gremionis
sofort. »Sie ist nicht besonders luxuriös. Ich bin keiner
der großen Chefs. Aber ich habe immerhin ein paar brauchbare
Roboter, und wir können einen ordentlichen Tisch decken –
ich will Ihnen etwas sagen. Ich steige mit Brundij – das ist
mein Roboter, wissen Sie – auf meinen Scooter, und Sie folgen
mir. Sie werden langsam fahren müssen, aber meine
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