Foundation 03: Der Aufbruch zu den Sternen
hat«, sagte er
vorsichtig, »aber attraktiv ist sie sicherlich.«
»Man hat mir gesagt, Sie würden sich allen anbieten
– ohne Unterscheidung.«
»Das ist eine Lüge.«
»Was ist eine Lüge? Daß Sie sich allen anbieten
oder daß man es mir gesagt hat?«
»Daß ich mich allen anbiete. Wer hat das
gesagt?«
»Ich weiß nicht, welchen Nutzen es hätte, wenn ich
auf diese Frage antwortete. Würden Sie von mir erwarten,
daß ich Sie als Quelle einer peinlichen Information zitierte?
Würden Sie offen zu mir sprechen, wenn Sie der Meinung
wären, daß ich das tun würde?«
»Nun, wer auch immer es gesagt hat, ist ein
Lügner.«
»Vielleicht war es nur eine dramatische Übertreibung.
Hatten Sie sich anderen angeboten, ehe Sie sich Dr. Vasilia angeboten
haben?«
Gremionis wandte den Blick ab. »Ein paarmal. Nie
ernsthaft.«
»Aber Dr. Vasilia war jemand, bei dem Sie es ernst
meinten?«
»Nun…«
»Nach meiner Kenntnis haben Sie sich ihr mehrfach angeboten,
und das widerspricht den auroranischen Sitten.«
»Oh, auroranische Sitten…«, begann Gremionis
wütend. Dann preßte er die Lippen aufeinander, und seine
Stirn runzelte sich. »Sehen Sie, Mr. Baley, kann ich einmal im
Vertrauen etwas sagen?«
»Ja. Alle meine Fragen sollen mich einzig und allein davon
überzeugen, daß Sie nichts mit Janders Tod zu tun hatten.
Sobald ich davon überzeugt bin, können Sie sicher sein,
daß ich all Ihre Bemerkungen vertraulich behandeln
werde.«
»Nun gut. Daran ist nichts Unrechtes – ich meine,
nichts, dessen ich mich schäme, verstehen Sie? Es ist nur so,
ich lege großen Wert darauf, daß man sich nicht in mein
Privatleben mischt. Und darauf habe ich doch ein Recht, oder
nicht?«
»Absolut«, sagte Baley mit einer Stimme, die irgendwie
tröstend klang.
»Sehen Sie, meinem Gefühl nach hat man dann das meiste
vom gesellschaftlichen Sex, wenn zwischen den Partnern tiefe Liebe
und Zuneigung besteht.«
»Ich denke, das ist sehr wahr.«
»Und dann braucht man doch keine anderen, finden Sie nicht
auch?«
»Nun, für mich klingt das – plausibel.«
»Ich habe immer davon geträumt, die perfekte Partnerin
zu finden, und dann niemals mehr jemand anderen zu suchen. Man nennt
das Monogamie. Auf Aurora existiert so etwas nicht, aber auf einigen
Welten – und auf der Erde hat man es auch, nicht wahr, Mr.
Baley?«
»Der Theorie nach, Mr. Gremionis.«
»Das ist es, was ich will. Ich suche seit Jahren danach. Wenn
ich gelegentlich mit Sex experimentierte, spürte ich immer,
daß da etwas fehlte. Dann lernte ich Dr. Vasilia kennen, und
sie hat mir gesagt – nun, die Leute ziehen ihre Stilberater ins
Vertrauen, weil das eine sehr persönliche Arbeit ist
– und das ist der wirklich vertrauliche
Teil…«
»Nun, fahren Sie fort!«
Gremionis leckte sich die Lippen. »Wenn das, was ich jetzt
sage, herauskommt, bin ich ruiniert. Sie wird alles tun, um
dafür zu sorgen, daß ich keine Aufträge mehr bekomme.
Sind Sie sicher, daß das etwas mit dem Fall zu tun
hat?«
»Ich versichere Ihnen mit allem Nachdruck, dessen ich
fähig bin, Mr. Gremionis, daß das von ungeheurer
Wichtigkeit sein kann.«
»Nun, dann…« – Gremionis wirkte nicht ganz
überzeugt – »Tatsache ist, daß ich aus dem, was
Dr. Vasilia mir gesagt hat, stückchenweise, verstehen Sie –
entnommen habe, daß sie…« – er flüsterte
jetzt nur noch – »daß sie Jungfrau ist.«
»Aha«, sagte Baley leise (und erinnerte sich an Vasilias
Überzeugung, daß die Ablehnung ihres Vaters ihr Leben in
Unordnung gebracht hatte, und begann, den Haß, den sie für
ihren Vater empfand, etwas besser zu verstehen).
»Das erregte mich. Es schwebte mir vor, daß ich sie
ganz für mich haben könnte und der einzige sein
könnte, den sie je haben würde. Ich kann Ihnen nicht
erklären, wieviel mir das bedeutet hat. Jedenfalls machte es sie
in meinen Augen wunderschön, und ich wollte sie, wollte sie mehr
als alles andere.«
»Also haben Sie sich ihr angeboten?«
»Ja.«
»Wiederholt. Ihre Ablehnung hat Sie nicht
entmutigt?«
»Im Gegenteil, das hat ihre Jungfernschaft sozusagen
verstärkt und mich noch eifriger gemacht. Daß es nicht
leicht war, machte das Ganze noch aufregender. Ich kann das nicht
erklären und erwarte auch nicht, daß Sie mich
verstehen.«
»Tatsächlich verstehe ich sogar, Mr. Gremionis. –
Aber dann kam eine Zeit, wo Sie aufhörten, sich Dr. Vasilia
anzubieten?«
»Nun – ja.«
»Und anfingen, sich Gladia anzubieten?«
»Nun,
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