Foundation 03: Der Aufbruch zu den Sternen
Mahlzeit kein Wort gesagt hatte und dies das erste Mal
überhaupt war, daß einer von ihnen beiden gesprochen
hatte, seit dem kurzen Wortwechsel über Daneel, ehe die Mahlzeit
serviert worden war. Und über Servietten konnte man nicht gut
plaudern.
So meinte Baley ziemlich schroff: »Sind Sie Friseur, Mr.
Gremionis?«
Gremionis wurde rot, seine helle Haut lief bis unter den
Haaransatz rot an. Dann würgte er heraus: »Wer hat Ihnen
das gesagt?«
»Wenn dies eine unhöfliche Bezeichnung für Ihren
Beruf ist, so bitte ich Sie um Entschuldigung«, sagte Baley.
»Auf der Erde ist das ein ganz normales Wort und gilt dort nicht
als Beleidigung.«
»Ich bin Haardesigner«, sagte Gremionis. »Und
außerdem auch Kleidungsdesigner. Das ist ein anerkannter
Kunstzweig. Tatsächlich bin ich Stilberater.« Wieder strich
er über seinen Schnurrbart.
Baley sagte schwerfällig. »Ich habe Ihren Bart bemerkt.
Ist es auf Aurora üblich, sich einen Bart wachsen zu
lassen?«
»Nein, das ist es nicht. Ich hoffe, daß es einmal
üblich sein wird. Nehmen Sie doch ein männliches Gesicht
– wenn man das Gesichtshaar kunstvoll gestaltet, kann man viele
Männergesichter stärker machen und verbessern. Im Entwurf
liegt alles – das ist Teil meines Berufes. Man kann
natürlich zu weit gehen. Auf der Welt Pallas ist Gesichtshaar
allgemein verbreitet, aber man färbt es dort. Jedes einzelne
Haar wird separat getönt, um irgendeine Mischung zu erzeugen.
– Das halte ich nun wieder für albern. Es hält nicht
an, die Farben verändern sich mit der Zeit, und dann sieht es
schrecklich aus. Aber trotzdem ist es in mancher Hinsicht besser als
Kahlheit im Gesicht. Nichts ist weniger attraktiv als eine
Gesichtswüste – das ist ein Ausdruck, den ich geprägt
habe. Ich verwende ihn in Gesprächen mit potentiellen Klienten,
und das ist sehr wirksam. Frauen kommen ohne Gesichtshaar durch, weil
sie es anders ausgleichen können. Auf der Welt
Smitheus…«
Die Schnelligkeit, mit der er leise, mit ernster Miene, auf Baley
einredete, und die Art, wie seine Augen sich weiteten und Baley
fixierten, hatten etwas Hypnotisches an sich. Baley kostete es fast
physische Kraftanwendung, um sich davon loszureißen.
»Sind Sie Robotiker, Mr. Gremionis?« fragte er.
Gremionis blickte verblüfft und ein wenig verwirrt
darüber, daß man ihn mitten im Redefluß unterbrochen
hatte. »Robotiker?«
»Ja. Robotiker.«
»Nein, überhaupt nicht. Ich verwende natürlich
Roboter, wie jeder andere auch, aber ich weiß nicht, was in
ihnen steckt. Das ist mir auch nicht wichtig.«
»Aber Sie leben hier auf dem Gelände des
Robotikinstituts. Wie kommt das?«
»Warum sollte ich nicht?« Gremionis Stimme klang jetzt
erkennbar feindseliger.
»Wenn Sie kein Robotiker sind…«
Gremionis schnitt eine Grimasse. »Das ist Unsinn! Als das
Institut vor einigen Jahren errichtet wurde, sollte es zu einer
selbständigen Gemeinschaft werden. Wir haben unsere eigenen
Reparaturwerkstätten für unsere Fahrzeuge, unsere eigenen
Wartungsstätten für Roboter, unsere eigenen Ärzte,
unsere eigenen Strukturisten. Und wenn sie einen Stilberater
brauchen, dann ist das Santirix Gremionis, und deshalb lebe ich auch
hier. – Stimmt etwas nicht an meinem Beruf, und spricht das
dagegen, daß ich hier lebe?«
»Das habe ich nicht gesagt.«
Gremionis wandte sich mit etwas beleidigter Miene ab, offenbar
hatte Baleys letzter Satz ihn in dieser Beziehung nicht
zufriedengestellt. Er drückte einen Knopf, studierte dann einen
mehrfarbigen, rechteckigen Streifen und tat etwas, das so wirkte, als
trommelte er kurz mit den Fingern.
Eine Kugel fiel von der Decke und blieb etwa einen Meter über
ihnen schweben. Sie öffnete sich so, als wäre es eine
Orange, die sich in ihre einzelnen Segmente auflöst, und in ihr
begann ein Farbenspiel, in das sich weiche Töne mischten. Die
beiden Manifestationen vermengten sich so geschickt, daß Baley,
der das Ganze erstaunt in sich aufnahm, nach einer Weile feststellte,
daß es schwerfiel, Klang und Farbe voneinander zu
unterscheiden.
Die Fenster wurden undurchsichtig, und die Segmente wurden
heller.
»Zu hell?« fragte Gremionis.
»Nein«, sagte Baley nach einigem Zögern.
»Das ist als Hintergrund gedacht; ich habe eine beruhigende
Kombination ausgewählt, die es uns leichtermachen sollte, auf
zivilisierte Art miteinander zu reden, wissen Sie.« Und dann,
etwas schärfer: »Wollen wir zur Sache kommen?«
Baley löste mit einiger Mühe seine Aufmerksamkeit
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