Foundation 03: Der Aufbruch zu den Sternen
können.
– Aber was ist mit den eingeborenen Lebensformen Auroras? Sie
sind doch sicherlich nicht auf einen toten Planeten
gekommen.«
»Sie wissen, daß es nicht so war, wenn Sie Bücher
über unsere Geschichte betrachtet haben«, sagte Fastolfe.
»Als wir eintrafen, hatte Aurora Vegetation und tierisches Leben
– und eine Stickstoff-Sauerstoff-Atmosphäre. Das traf auf
alle fünfzig Spacerwelten zu. Seltsamerweise waren die
Lebensformen in jedem einzelnen Fall spärlich und nicht sehr
vielfältig. Noch erwiesen sie sich als besonders zäh, so
daß wir die Macht sozusagen ohne Kampf übernehmen konnten
– und was heute vom eingeborenen Leben übrig ist, befindet
sich in unseren Aquarien, unseren Zoos und einigen wenigen,
sorgfältig gehegten Naturschutzzonen.
Wir verstehen nicht ganz, warum die belebten Planeten, die
menschliche Wesen gefunden haben, nur ein so schwächliches Leben
trugen, warum nur die Erde selbst solchen Überfluß an
ungeheuer zähen Arten des Lebens besaß, die jede Nische
ihrer Umwelt ausfüllten, und warum nur die Erde allein
Intelligenz entwickelt hat.«
Baley sagte: »Vielleicht ist es Zufall, der Zufall, der aus
unvollständigen Forschungen herrührt. Wir kennen bislang
doch nur so wenige Planeten.«
»Ich gebe zu«, meinte Fastolfe, »das ist die
wahrscheinlichste Erklärung. Irgendwo mag es ein ähnlich
komplexes ökologisches Gleichgewicht wie das der Erde geben.
Irgendwo mag es intelligentes Leben und eine technologische
Zivilisation geben. Und doch hat sich das Leben und die Intelligenz
der Erde nach jeder Richtung viele Parsek weit ausgebreitet. Wenn es
anderswo Leben und Intelligenz gibt, warum hat es sich dann nicht
ebenfalls ausgebreitet – und warum sind wir einander nicht
begegnet?«
»Aber das könnte doch morgen geschehen, was wissen wir
denn schon?«
»Ja, das könnte es. Und wenn eine solche Begegnung
bevorsteht, so ist das um so mehr Grund, nicht passiv darauf zu
warten. Denn wir sind dabei, passiv zu werden, Mr. Baley. In den
letzten zweieinhalb Jahrhunderten ist keine einzige neue Spacerwelt
besiedelt worden. Unsere Welten sind so zahm, so sympathisch,
daß wir sie nicht verlassen wollen. Sie müssen wissen,
ursprünglich hat man diese Welt besiedelt, weil die Erde so
unangenehm geworden war, daß im Vergleich dazu die Risiken und
Gefahren neuer und leerer Welten erträglich erschienen. Als
unsere fünfzig Spacerwelten schließlich besiedelt und
entwickelt waren – Solaria als letzte –, gab es keinen
Drang mehr, kein Bedürfnis nach irgendwo andershin
weiterzuziehen. Und die Erdbewohner selbst hatten sich in ihre
unterirdischen Stahlhöhlen zurückgezogen. Das Ende.
Finis.«
»Das ist doch in Wirklichkeit nicht Ihr Ernst.«
»Wenn wir so bleiben, wie wir sind? Wenn wir beschaulich und
behaglich abwarten, ohne uns zu bewegen? Doch, das ist mein Ernst!
Die Menschheit muß ihre Grenzen irgendwie ausdehnen, wenn sie
weiterhin gedeihen soll. Eine Methode der Ausdehnung führt durch den Weltraum. Sie ist im Pioniergeist begründet, im
dauernden Griff nach neuen Welten. Wenn uns das mißlingt, wird
uns irgendeine andere Zivilisation, die sich in solcher Ausdehnung
befindet, erreichen, und wir werden ihrer Dynamik keinen Widerstand
leisten können.«
»Sie erwarten einen Raumkrieg – so wie in den
Hyperwellendramen?«
»Nein. Ich bezweifle, daß das notwendig sein
würde. Eine Zivilisation, die sich im Raum ausdehnt, wird unsere
paar Welten nicht brauchen und wird intellektuell wahrscheinlich zu
weit fortgeschritten sein, um das Bedürfnis zu empfinden, sich
hier mit Gewalt eine Hegemonie aufzubauen. Aber wenn wir von einer
lebendigeren Zivilisation umgeben sind, werden wir durch die
bloße Kraft des Vergleichs verkümmern; wir werden sterben
an der Erkenntnis dessen, was wir geworden sind, und des Potentials,
das wir vergeudet haben. Natürlich könnten wir an die
Stelle rein räumlicher Ausdehnung eine andere Art von Expansion
stellen – eine Ausdehnung des wissenschaftlichen
Verständnisses oder zum Beispiel kulturelle Kraft. Ich
fürchte freilich, daß man diese verschiedenen Arten der
Expansion nicht voneinander trennen kann. In einem zu verblassen
heißt in allen verblassen. Und wir verblassen ganz sicher in
allen. Wir leben zu lang. Zu behaglich.«
Baley meinte: »Auf der Erde sehen wir die Spacers als
allmächtig, als völlig selbstbewußt, zuversichtlich.
Ich kann einfach nicht glauben, daß ich das von einem von Ihnen
höre.«
»Sie werden das auch
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