Foundation 03: Der Aufbruch zu den Sternen
sich der Geist auf, und man greift zur künstlichen
Besamung.
Bald wird, wie auf Solaria, die Ektogenese das übliche sein,
und die Befruchtung und die Entwicklung des Fetus wird in Genotarien
stattfinden, und den Sex wird man sich selbst überlassen als
eine Form der gesellschaftlichen Begegnung, des Spiels, die
ebensowenig mit Liebe zu tun hat wie das Weltraumpolo.
Ich konnte mich dieser auroranischen Haltung nicht anpassen,
Elijah. Ich war anders erzogen worden. Von Schrecken erfüllt,
hatte ich nach Sex gegriffen, und niemand lehnte ab – und
niemand war wichtig. Die Augen der Männer waren leer, wenn ich
mich anbot, und blieben leer, wenn sie annahmen. Wieder eine, sagten
sie, was soll’s schon? Sie waren willig, aber auch nicht mehr
als das – willig.
Und sie zu berühren, bedeutete nichts. Ebensogut hätte
ich meinen Ehemann berühren können. Ich lernte, mich ihrer
Führung anzupassen, ihnen zu folgen, mich von ihnen lenken zu
lassen – und alles das bedeutete mir immer noch nichts. Nicht
einmal der Drang stellte sich in mir ein, es selbst und an mir zu
tun. Das Gefühl, das Sie mir vermittelt hatten, Elijah, kam nie
wieder. Nach einer Weile gab ich auf.
In all dem war Dr. Fastolfe mein Freund. Er allein auf ganz Aurora
wußte alles, was auf Solaria geschehen war. Zumindest glaube
ich das. Sie wissen, daß man nicht die ganze Geschichte der
Öffentlichkeit zugänglich gemacht hat, und sie ist auch
ganz sicher nicht in diesem schrecklichen Hyperwellenstück
ausgebreitet worden, von dem ich gehört habe – es mir
anzusehen, habe ich abgelehnt.
Dr. Fastolfe schützte mich gegen das mangelnde Verstehen
seitens der Auroraner und gegen ihre allgemeine Verachtung, die sie
für Solarianer empfanden. Und dann schützte er mich auch
gegen die Verzweiflung, die mich nach einer Weile erfüllte.
Nein, er war nicht mein Geliebter. Ich hätte mich angeboten,
aber als mir schließlich in den Sinn kam, daß ich das tun
könnte, war mir das Gefühl verlorengegangen, daß die
Empfindung, die Sie, Elijah, in mir ausgelöst hatten, sich
jemals wieder einstellen würde. Ich dachte, das Ganze wäre
vielleicht nur ein Produkt meiner Phantasie gewesen, und ich gab es
auf. Ich bot mich nicht an. Und er hat sich auch nicht angeboten. Ich
weiß nicht, warum er es nicht getan hat. Vielleicht erkannte
er, daß meine Verzweiflung daraus entstand, weil ich im Sex
nichts Nützliches finden konnte, und wollte diese Verzweiflung
nicht dadurch noch verstärken, daß er mir erneut eine
Enttäuschung bereitete. Für seine Freundlichkeit wäre
es typisch, so um mich besorgt zu sein – also kam es zu keiner
sexuellen Beziehung zwischen uns. Er war einfach nur mein Freund, zu
einer Zeit, wo ich das viel mehr als alles andere brauchte.
Das wär’s, Elijah. Jetzt haben Sie die ganze Antwort auf
die Fragen, die Sie gestellt haben. Sie wollten wissen, in welcher
Beziehung ich zu Dr. Fastolfe stehe, und hatten gesagt, Sie brauchten
Informationen. Jetzt haben Sie sie. Sind Sie zufrieden?«
Baley versuchte, sein Bedauern nicht zu zeigen. »Es tut mir
leid, Gladia, daß das Leben für Sie so schwer war. Sie
haben mir die Information gegeben, die ich brauchte. Vielleicht haben
Sie mir sogar mehr Information gegeben, als Sie glauben.«
Gladia runzelte die Stirn. »In welcher Weise?«
Baley antwortete darauf nicht direkt. Er sagte nur: »Gladia,
ich bin froh, daß Ihre Erinnerung an mich Ihnen so viel
bedeutet hat. Mir ist niemals während meiner Zeit auf Solaria in
den Sinn gekommen, daß ich solchen Eindruck auf Sie gemacht
habe. Und selbst wenn das der Fall gewesen wäre, hätte ich
nie versucht… – Sie wissen schon.«
»Ich weiß, Elijah«, sagte sie, und ihre Stirn
glättete sich wieder. »Es hätte Ihnen auch nichts
genutzt, wenn Sie es versucht hätten. Ich wäre nicht dazu
fähig gewesen.«
»Und das weiß ich. – Ich empfinde das, was Sie mir
jetzt gesagt haben, auch nicht als Einladung. Eine Berührung,
ein Moment sexuellen Erkennens braucht nicht mehr als das zu sein.
Sehr wahrscheinlich läßt sich so etwas nie wiederholen,
und man sollte jenen einmaligen Augenblick nicht dadurch verderben,
daß man den närrischen Versuch machte, ihn wieder aufleben
zu lassen. Das ist einer der Gründe, weshalb ich mich jetzt
nicht – anbiete. Daß ich das nicht tue, sollen Sie nicht
wieder als ein schales Ende empfinden. Außerdem…«
»Ja?«
»Sie haben mir vielleicht, wie ich schon vorher sagte, mehr
mitgeteilt, als Ihnen vielleicht
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