Foundation 04: Das galaktische Imperium
Vornamen angesprochen zu werden. Wenigstens war es ein ungewöhnlicher Name.
Und auch das schien ihre spiegelbildliche Beziehung zu der solarianischen Frau hervorzuheben, die aus völlig anderen Gründen ihren ersten Mann ebenso verleugnet hatte wie Vasilia ihren Vater. Auch die solarianische Frau konnte nicht mit den Namen leben, die sie früher getragen hatte, und lebte lediglich mit einem Vornamen – Gladia.
Vasilia und Gladia: Ausgestoßene – Verleugner. Sie ähnelten einander sogar.
Vasilia warf einen verstohlenen Blick auf den Spiegel an der Wand der Raumschiffkabine. Sie hatte Gladia viele Dekaden lang nicht gesehen, war aber sicher, daß die Ähnlichkeit erhalten geblieben war. Sie waren beide klein und zierlich. Beide waren blond, und selbst ihre Gesichter ähnelten einander etwas.
Aber Vasilia war es, die stets verlor, während Gladia immer die Siegerin blieb. Als Vasilia ihren Vater verlassen und ihn aus ihrem Leben gelöscht hatte, hatte er statt dessen Gladia gefunden; und sie war zu der passiven, fügsamen Tochter geworden, die Vasilia ihm nie hatte sein können.
Nichtsdestoweniger verbitterte das Vasilia. Sie selbst war Robotikerin und wenigstens so kompetent und geschickt, wie Fastolfe das je gewesen war, während Gladia lediglich eine Künstlerin war, die sich mit Lichtskulpturen amüsierte und mit den Illusionen robotischer Kleidung. Wie konnte Fastolfe zufrieden gewesen sein, die eine zu verlieren und an ihrer Statt nicht mehr als diese Gladia zu gewinnen?
Und als dieser Polizist von der Erde, Elijah Baley, nach Aurora gekommen war, hatte er Vasilia unbarmherzig unter Druck gesetzt und sie dazu gebracht, mehr von ihren Gedanken und Gefühlen preiszugeben, als sie je irgend jemandem sonst offenbart hatte. Gladia gegenüber hingegen war er die Nachgiebigkeit in Person gewesen und hatte ihr – und ihrem Beschützer Fastolfe – dabei geholfen, den Sieg davonzutragen, obwohl Vasilia bis zum heutigen Tage nicht hatte begreifen können, wie es dazu gekommen war.
Gladia war es gewesen, die während seiner letzten Krankheit an Fastolfes Bett gewacht hatte; die in seiner letzten Stunde seine Hand gehalten hatte; die mit ihm die letzten Worte getauscht hatte. Vasilia wußte nicht, weshalb ihr das eigentlich unangenehm war, denn sie selbst hätte unter gar keinen Umständen die Existenz des alten Mannes in dem Maße zur Kenntnis genommen, daß sie ihn besucht hätte, um Zeugin seines Übergangs in die Nichtexistenz zu sein – und dies in einem eher absoluten als subjektiven Sinn. Und doch ärgerte sie sich über Gladias Gegenwart am Sterbebett.
So empfinde ich eben, sagte sie sich trotzig, und dafür bin ich niemandem eine Erklärung schuldig.
Und sie hatte Giskard verloren. Giskard war ihr Roboter gewesen, Vasilias eigener Roboter; damals, als sie noch ein junges Mädchen gewesen war; der Roboter, den ihr ein damals scheinbar liebevoller Vater zugebilligt hatte. Durch Giskard hatte sie Robotik gelernt, und er war es auch gewesen, der ihr die erste echte Zuneigung entgegengebracht hatte. Als Kind hatte sie nicht über die Drei Gesetze nachgedacht und sich nicht mit der Philosophie der positronischen Automatik befaßt. Giskard war ihr liebevoll erschienen; er hatte sich verhalten, als wäre er liebevoll, und das reichte für ein Kind. Derartige Zuneigung hatte sie nie in irgendeinem menschlichen Wesen wiedergefunden – und ganz sicher nicht bei ihrem Vater.
Bis zu diesem Tage war sie noch nie schwach genug gewesen, um mit irgend jemandem das närrische Liebesspiel zu spielen. Die Bitterkeit, die sie über den Verlust Giskards empfunden hatte, hatte sie gelehrt, daß kein anfänglicher Gewinn den späteren Verlust wert war.
Als sie von zu Hause weggegangen war, sich von ihrem Vater losgesagt hatte, hatte er nicht erlaubt, daß Giskard mit ihr ging, obwohl sie selbst im Laufe ihrer sorgfältigen Neuprogrammierung Giskard über alle Maßen verbessert hatte. Und als ihr Vater gestorben war, hatte er Giskard dieser solarianischen Frau hinterlassen. Daneel hatte er ihr ebenfalls hinterlassen; aber diese blasse Imitation eines Mannes interessierte Vasilia nicht. Doch Giskard wollte sie, weil er ihr gehörte.
Vasilia war jetzt auf dem Wege zurück. Ihre Tour war abgeschlossen; tatsächlich war sie das schon vor Monaten gewesen, aber sie war auf Hesperos geblieben, um sich etwas auszuruhen, was sie dringend brauchte – so hatte sie das wenigstens dem Institut in ihrer offiziellen Mitteilung
Weitere Kostenlose Bücher