Foundation 04: Das galaktische Imperium
gleicht. Jede Welt besteht aus individuellen Forschern, von denen jeder einzelne eifersüchtig seine eigenen Daten und Erkenntnisse vor allen anderen geheimhält.«
Amadiros Stimme klang beinahe selbstgefällig, als er darauf sagte: »Ich hätte auch nicht erwartet, daß Sie so weit wie wir fortgeschritten sind.«
»Ein Jammer«, erwiderte Vasilia bissig. »Bei so viel Individualismus entwickelt sich der Fortschritt zu langsam. Die Siedler-Welten treffen sich regelmäßig auf Kongressen, haben ihre Institute – und werden, obwohl sie noch ein gutes Stück hinter uns zurückliegen, aufholen. – Trotzdem, es ist mir gelungen, einige wenige technologische Fortschritte zu entdecken, an denen man auf den Spacer-Welten arbeitet, und ich habe sie alle in meinem Bericht aufgeführt. Sie beschäftigen sich beispielsweise alle mit dem Nuklear-Verstärker; aber ich kann mir nicht vorstellen, daß auch nur auf einer einzigen Welt ein solches Gerät über das Laborstadium hinausgediehen ist. Etwas, das praktisch auf einem Raumschiff eingesetzt werden könnte, gibt es bis jetzt noch nicht.«
»Ich hoffe, daß Sie darin recht haben, Vasilia. Der Nuklear-Verstärker ist eine Waffe, den unsere Flotten gebrauchen könnten, denn damit könnten wir die Siedler am schnellsten fertigmachen. Andrerseits glaube ich, daß es insgesamt betrachtet besser wäre, wenn Aurora die Waffe vor unseren Spacer-Brüdern besäße. – Aber Sie sagten, daß alles in Ihrem Bericht stünde – fast. Dieses ›fast‹ habe ich gehört. Was steht also nicht in ihm?«
»Solaria!«
»Ah, die jüngste und eigenartigste aller Spacer-Welten.«
»Von denen habe ich fast nichts bekommen. Sie haben mich absolut feindselig aufgenommen, so, wie sie jeden Nicht-Solarianer aufgenommen hätten, ob nun Spacer oder Siedler. Und wenn ich sage, aufgenommen, dann meine ich das in ihrem Sinne – ich habe fast ein Jahr auf der Welt verbracht, eine wesentlich längere Zeit als auf irgendeiner anderen, und in all diesen Monaten habe ich keinen einzigen Solarianer von Angesicht zu Angesicht gesehen. Ich habe sie alle in jedem einzelnen Fall gesichtet, per Hyperwellen-Hologramm. Da war nie irgend etwas, das ich anfassen konnte, nur Bilder. Diese Welt ist komfortabel, ja sogar unglaublich luxuriös, und für jemanden, der die Natur liebt, völlig unverdorben. Aber Sie können sich kaum vorstellen, wie mir das Sehen gefehlt hat.«
»Nun, sichten ist eine solarianische Sitte; das wissen wir alle, Vasilia. Leben und leben lassen.«
»Hm«, entgegnete Vasilia. »Ihre Toleranz ist hier vielleicht nicht am Platz. Sind Ihre Roboter auf Wiederhol-Sperre geschaltet?«
»Ja, das sind sie. Und ich kann Ihnen auch versichern, daß man uns nicht belauscht.«
»Das will ich hoffen, Kendel. Ich habe den untrüglichen Eindruck, daß die Solarianer in der Entwicklung eines miniaturisierten Nuklear-Verstärkers wesentlich weitergekommen sind als jede andere Welt – auch als wir. Es könnte sein, daß sie den Punkt erreicht haben, wo sie ein transportables Gerät herstellen können, mit einem Energieverbrauch, der den Einsatz in Raumfahrzeugen gestatten würde.«
Amadiro runzelte die Stirn. »Wie haben sie das geschafft?«
»Das kann ich nicht sagen. Sie glauben doch nicht etwa, daß die mir Baupläne gezeigt haben, oder? Meine Eindrücke sind so vage, daß ich es nicht wagte, sie in den Bericht aufzunehmen. Aber kleine Dinge, die ich da oder dort beobachtet habe, machen mich ziemlich sicher, daß ihnen wichtige Fortschritte gelungen sind. Wir sollten darüber gründlich nachdenken.«
»Das werden wir. Gibt es noch etwas, das Sie mir gern sagen würden?«
»Ja, und das steht auch nicht im Bericht. Solaria hat seit vielen Dekaden an humanoiden Robotern gearbeitet, und ich glaube, sie haben ihr Ziel erreicht. Keine andere Spacer-Welt – abgesehen von uns – hat sich mit dieser Sache befaßt. Als ich fragte – das habe ich auf jeder Welt getan –, was sie hinsichtlich humanoider Roboter unternehmen würden, war die Reaktion immer dieselbe. Allein die Vorstellung schon erschien ihnen unangenehm und erschreckend. Ich vermute, daß sie alle das Scheitern unseres Projekts beobachtet und es sich zu Herzen genommen haben.«
»Aber nicht Solaria. Warum?«
»Zum einen haben sie stets in der im extremsten Maße robotisierten Gesellschaft in der Galaxis gelebt. Sie sind von Robotern umgeben; zehntausend pro Individuum. Die Welt ist angefüllt mit ihnen, förmlich gesättigt. Wenn Sie ziellos
Weitere Kostenlose Bücher