Foundation 04: Das galaktische Imperium
schlich sich ein Lächeln in Gladias Gesicht, und sie sagte: »Du argumentierst immer mehr wie ein menschliches Wesen, Daneel.«
Sie wandte sich wieder den Robotern zu und spürte dabei deutlich den Frieden, der von dieser Umgebung ausging. Der Himmel war, abgesehen von einer dünnen Reihe von Wolken am westlichen Horizont, von klarem Blau. Am Nachmittag würde es bewölkt sein. Das Rascheln von Blättern im Wind war zu hören und das Summen von Insekten; der Ruf eines einsamen Vogels. Kein Laut, der auf Menschen hindeutete. Ringsum mochten Hunderte, ja Tausende von Robotern sein; aber sie arbeiteten lautlos. Die überschwenglichen Geräusche von Menschen, an die sie sich (zuerst so schmerzhaft) auf Aurora hatte gewöhnen müssen, fehlten ihr.
Aber jetzt, wo sie wieder auf Solaria war, empfand sie den Frieden als etwas Wunderbares. Eigentlich war es auf Solaria gar nicht so schlecht gewesen, das mußte sie zugeben. Sie sagte schnell zu dem Roboter: »Wo sind deine Herrschaften?« Ihre Stimme klang dabei leicht gereizt.
Aber der Versuch, einen Roboter zu drängeln oder zu beunruhigen, war natürlich nutzlos, ebenso auch der Versuch, ihn zu überrumpeln. »Sie sind weggegangen, Madam«, sagte er ohne eine Spur von Beunruhigung.
»Wohin sind sie gegangen?«
»Das weiß ich nicht, Madam. Das hat man mir nicht gesagt.«
»Welcher von euch weiß es?«
Schweigen.
»Gibt es irgendeinen Roboter auf dem Anwesen, der es weiß?« fragte Gladia.
»Ich kenne keinen, Madam«, antwortete der Roboter.
»Haben die Herrschaften Roboter mitgenommen?«
»Ja, Madam.«
»Aber euch haben sie nicht mitgenommen. Weshalb seid ihr zurückgeblieben?«
»Um unsere Arbeit zu tun, Madam.«
»Und doch steht ihr hier und tut nichts. Ist das Arbeit?«
»Wir beschützen das Anwesen vor denen von draußen, Madam.«
»Solchen, wie wir es sind?«
»Ja, Madam.«
»Aber wir sind hier, und dennoch tut ihr nichts. Warum ist das so?«
»Wir beobachten, Madam. Wir haben keine weiteren Anweisungen.«
»Habt ihr eure Beobachtungen berichtet?«
»Ja, Madam.«
»Wem?«
»Dem Aufseher, Madam.«
»Wo ist der Aufseher?«
»In der Villa, Madam.«
»Ah.« Gladia drehte sich um und ging mit schnellen Schritten zu D. G. zurück.
Daneel folgte ihr.
»Nun?« sagte D. G. Er hielt beide Waffen schußbereit, schob sie aber in die Holster zurück, als Gladia und Daneel vor ihm standen.
Gladia schüttelte den Kopf. »Nichts. Kein Roboter kennt mich. Und kein Roboter, dessen bin ich sicher, weiß, wohin die Solarianer gegangen sind. Aber sie berichten einem Aufseher.«
»Einem Aufseher?«
»Auf Aurora und den anderen Spacer-Welten gibt es auf großen Anwesen mit vielen Robotern Aufseher – das sind Menschen, deren Beruf es ist, Gruppen von Arbeitsrobotern auf Feldern, in Bergwerken und in industriellen Niederlassungen zu organisieren und zu leiten.«
»Dann sind also doch Solarianer zurückgeblieben.«
Gladia schüttelte den Kopf. »Solaria ist da eine Ausnahme. Das Verhältnis zwischen Robotern und menschlichen Wesen ist immer so gewesen, daß es nicht Sitte war, Männer oder Frauen mit der Beaufsichtigung der Roboter zu beauftragen. Hier haben das andere, speziell programmierte Roboter übernommen.«
»Dann gibt es in dieser Villa einen Roboter«, meinte D. G. und deutete mit einer Kopfbewegung auf das Haus, »der weiterentwickelt ist als diese hier und den zu befragen vielleicht Nutzen bringen könnte.«
»Vielleicht. Aber ich bin nicht sicher, ob es ungefährlich ist, die Villa zu betreten.«
»Es ist ja auch nur ein Roboter«, meinte D. G. sarkastisch.
»Es könnte in der Villa Fallen geben.«
»Es könnte auch auf diesem Feld Fallen geben.«
»Es wäre besser«, meinte Gladia, »einen der Roboter in die Villa zu schicken und dem Aufseher bestellen zu lassen, daß ihn menschliche Wesen sprechen wollen.«
»Das wird nicht nötig sein«, sagte D. G. »Das ist offenbar bereits geschehen. Der Aufseher kommt heraus. Es ist weder ein Roboter noch ein ›Er‹. Was ich sehe, ist eine menschliche Frau.«
Gladia blickte erstaunt auf. Eine hochgewachsene, ausnehmend attraktive Frau kam auf sie zugeeilt.
25
D. G. lächelte breit. Er schien sich aufzurichten, die Schultern nach hinten zu drücken, und eine Hand griff an seinen Bart, als wollte er sich vergewissern, daß er frisiert war.
Gladia warf ihm einen geringschätzigen Blick zu und meinte: »Das ist keine solarianische Frau.«
»Wie wollen Sie das wissen?« sagte D.
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