Foundation 06: Die Grösse des Imperiums
nicht nur farbig, sondern schickte vielmehr
unhörbare, farbige Töne aus, und man konnte sie greifen,
ohne dabei etwas zu spüren.
Irgendwann begann die Kugel zu rotieren und in allen
Regenbogenfarben zu schillern, die Töne wurden immer höher
und schwebten schließlich wie eine Wolke aus bunten
Seidenfäden über ihm. Dann zerplatzte das Ding und
überschüttete Biron mit Farbspritzern, die beim ersten
Auftreffen ein wenig brannten. Weiter empfand er nichts.
Abermals stiegen mit leisem Seufzen regengrüne Blasen in die
Höhe. Biron wollte danach schlagen und erkannte zu seiner
Verwirrung, daß er seine Hände weder sehen, noch
spüren konnte. Die kleinen Blasen erfüllten ihn ganz und
gar und schlossen alle anderen Wahrnehmungen aus.
Er stieß einen lautlosen Schrei aus, und die Halluzination
verschwand. Er befand sich wieder im Labor, Gillbret stand lachend
vor ihm, und die Lampen brannten. Biron wurde von einem jähen
Schwindel erfaßt und wischte sich mit zitternder Hand den
kalten Schweiß von der Stirn. Dann ließ er sich schwer
auf einen Stuhl fallen.
»Was ist passiert?« fragte er so förmlich, wie er
nur konnte.
»Ich habe keine Ahnung«, sagte Gillbret.
»Ich bin nämlich draußen geblieben. Sie begreifen das
nicht? Nun, es handelt sich um ein Phänomen, mit dem Ihr Gehirn
bislang noch keine Erfahrung hatte. Es konnte nicht umsetzen, was es
direkt empfing. Solange Sie sich auf die Empfindungen konzentrierten,
konnte es nur – erfolglos – versuchen, das Aufgenommene in
die altvertrauten Bahnen zu lenken, es in optische, akustische und
taktile Signale zu zerlegen und zugleich zu interpretieren. Hatten
Sie übrigens auch Geruchswahrnehmungen? Ich glaube manchmal, das
Zeug riechen zu können. Bei Hunden würden vermutlich fast
ausschließlich die Riechorgane angesprochen. Ich würde den
Apparat gerne einmal an Tieren ausprobieren.
Wenn Sie die Erscheinung allerdings ignorieren und sich auch nicht
dagegen wehren, verschwindet sie. Genau das tue ich, wenn ich die
Wirkung auf Dritte beobachten will. Es ist nicht weiter
schwierig.«
Er faßte mit seiner schmalen, blaugeäderten Hand nach
den Knöpfen und drehte planlos daran herum. »Ich glaube,
wenn man die Sache nur gründlich genug studierte, könnte
man mit diesem neuen Medium ganze Symphonien komponieren und Effekte
hervorbringen, die allein über das Auge oder das Ohr nie zu
erreichen wären. Aber dazu reichen meine Fähigkeiten wohl
leider nicht aus.«
»Ich möchte Ihnen eine Frage stellen«, sagte Biron
unvermittelt.
»Aber bitte sehr.«
»Warum setzen Sie Ihr wissenschaftliches Können nicht
für Projekte ein, die sich lohnen, anstatt…?«
»Mich mit müßigen Spielereien abzugeben? Ich
weiß es nicht. Vielleicht sind sie auch gar nicht so
müßig, wie Sie glauben. Immerhin verstößt es
gegen das Gesetz.«
»Was?«
»Das Visisonor. Genau wie meine Abhörgeräte. Wenn
die Tyranni davon erführen, wäre das womöglich mein
Todesurteil.«
»Sie scherzen.«
»Keineswegs. Man merkt sofort, daß Sie auf einem
Gutshof unter Rindern aufgewachsen sind. Die Jugend von heute
weiß ohnehin nicht mehr, wie es früher zuging.«
Plötzlich legte er den Kopf schräg und kniff die Augen zu
schmalen Schlitzen zusammen. »Sind Sie gegen die Herrschaft der
Tyranni?« fragte er. »Heraus mit der Sprache. Ich bekenne
ganz offen, daß ich sie nicht mag. Und ich weiß,
daß auch Ihr Vater sie ablehnte.«
»Ich bin dagegen«, erklärte Biron mit fester
Stimme.
»Aus welchem Grund?«
»Die Tyranni sind Fremde von einer anderen Welt. Wer oder was
gibt ihnen das Recht, über Nephelos oder Rhodia zu
herrschen?«
»Haben Sie immer so gedacht?«
Biron antwortete nicht.
Gillbret rümpfte verächtlich die Nase. »Mit anderen
Worten, Sie haben sich erst entschlossen, sie als fremde Invasoren zu
betrachten, nachdem sie Ihren Vater hingerichtet hatten. Dabei war
das nur ihr gutes Recht. Langsam, nicht gleich aufbrausen.
Überlegen Sie ganz nüchtern. Glauben Sie mir, ich stehe auf
Ihrer Seite. Aber denken Sie nach! Ihr Vater war Gutsherr. Welche
Rechte hatten seine Hirten? Wenn einer von ihnen ein Rind gestohlen
hätte, um es zu schlachten oder zu verkaufen, was hätte man
wohl mit ihm gemacht? Man hätte ihn als Dieb ins Gefängnis
gesperrt. Und wenn er aus irgendeinem noch so ehrenwerten Grund einen
Anschlag auf Ihren Vater geplant hätte, was wäre dann
passiert? Man hätte ihn zweifellos hingerichtet. Und mit welchem
Recht hat nun Ihr Vater Gesetze erlassen
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