Foundation 06: Die Grösse des Imperiums
kindisch benahm. Jonti hatte ihn zum Narren gemacht, und nun war er seinem Zorn darüber wehrlos ausgeliefert. Trotzdem, wieso fanden es eigentlich alle vollkommen in Ordnung, daß Jonti den Tyranni Biron Farrill zum Fraß vorgeworfen hatte, um sie sich selbst vom Leibe zu halten? Verdammt, wofür hielt man ihn hier eigentlich?
Wenn er an die Bombenattrappe dachte, an das rhodianische Raumschiff, an die Tyranni und jene wilde Nacht auf Rhodia, drohte er an seinem Selbstmitleid zu ersticken.
»Nun, Farrill?« sagte der Autarch.
»Nun, Biron?« schloß Gillbret sich an.
Biron wandte sich an Artemisia. »Wie denkst du darüber?«
»Wenn du mich fragst«, sagte Artemisia ruhig, »so warten da draußen immer noch seine drei Schiffe, außerdem ist er Autarch von Lingane, und deshalb hast du eigentlich keine Wahl.«
Der Autarch sah sie an und nickte beifällig. »Hoheit sind ein intelligentes Mädchen. Wie schön, daß sich unter diesem hübschen Äußeren ein so wacher Verstand verbirgt.« Sein Blick ruhte unnötig lange auf ihr.
»Wie lauten die Bedingungen?« fragte Biron.
»Sie stellen mir Ihren Namen und Ihre Fähigkeiten zur Verfügung, und ich führe Sie zu der ›Rebellenwelt‹, wie Seine Gnaden Gillbret sie nennt.«
»Sie glauben, es gibt eine solche Welt?« fragte Biron mürrisch.
Und Gillbret rief gleichzeitig: »Dann ist es Ihre Welt?«
Der Autarch lächelte. »Ich glaube, es gibt die Welt, die Euer Gnaden beschrieben haben, aber es ist nicht die meine.«
»Es ist nicht die Ihre«, wiederholte Gillbret enttäuscht.
»Spielt das eine Rolle, solange ich sie finden kann?«
»Wie?« wollte Biron wissen.
»Das ist nicht so schwierig, wie Sie vielleicht glauben«, sagte der Autarch. »Wenn wir Gillbrets Geschichte wörtlich nehmen, müssen wir davon ausgehen, daß irgendwo eine Welt existiert, die gegen die Tyranni rebelliert. Des weiteren müssen wir davon ausgehen, daß sie sich irgendwo im Nebel-Sektor befindet, und daß sie in den letzten zwanzig Jahren von den Tyranni nicht entdeckt wurde. Wenn man das alles zusammennimmt, gibt es im ganzen Sektor nur einen Ort, wo ein solcher Planet sich halten kann.«
»Und wo wäre das?«
»Die Antwort liegt doch auf der Hand! Eine solche Welt muß im Innern des Nebels liegen, oder sehen Sie eine andere Möglichkeit?«
»Im Innern des Nebels!«
»Große Galaxis!« rief Gillbret. »Natürlich.«
Und in diesem Moment schien das in der Tat die einzige Lösung zu sein.
Artemisia meldete sich schüchtern zu Wort. »Können denn auf den Welten im Innern des Nebels Menschen leben?«
»Warum nicht?« fragte der Autarch. »Sie müssen sich nur vor Augen halten, was der Nebel wirklich ist. Er hängt zwar wie eine schwarze Wolke im All, aber er ist kein giftiges Gas, sondern besteht nur aus unvorstellbar feinem Staub, der das Licht der Sterne in seinem Innern und natürlich auch auf der anderen, dem Beobachter gegenüberliegenden Seite absorbiert beziehungsweise verdeckt. Ansonsten ist er harmlos und, jedenfalls in unmittelbarer Nähe einer Sonne, praktisch nicht wahrzunehmen.
Verzeihen Sie, wenn ich Sie mit meiner Pedanterie langweile, aber ich habe mehrere Monate an der Universität der Erde verbracht, um astronomische Daten über den Nebel zusammenzutragen.«
»Warum gerade dort?« fragte Biron. »An sich ist es nicht von Belang, aber ich habe Sie dort kennenngelernt, und deshalb interessiert es mich.«
»Es ist kein Geheimnis. Ursprünglich hatte ich Lingane verlassen, um ein privates Anliegen zu verfolgen. Worum es genau ging, tut nichts zur Sache. Vor etwa sechs Monaten besuchte ich Rhodia. Mein Agent Widemos – Ihr Vater, Biron – hatte mit den Administrator verhandelt, um ihn auf unsere Seite zu ziehen, aber er hatte nichts erreicht. Ich hoffte, mehr Erfolg zu haben, es war jedoch vergeblich, denn Hinrik, Hoheit müssen entschuldigen, ist für unser Vorhaben nicht aus dem richtigen Holz geschnitzt.«
»Hört, hört«, murmelte Biron.
»Allerdings lernte ich bei diesem Besuch Gillbret kennen«, fuhr der Autarch fort. »Seinetwegen flog ich zur Erde, denn die Erde ist die Urheimat der Menschheit. Die frühen Forschungsexpeditionen in die Galaxis starteten fast alle von dort, und so befinden sich dort auch die meisten Unterlagen darüber. Der Pferdekopfnebel wurde sehr gründlich erforscht; zumindest hat man ihn mehrmals durchflogen. Besiedelt wurde er nie, denn Flüge durch einen Weltraumsektor, in dem man die Sterne nicht sehen konnte, waren mit allzu
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