Foundation 06: Die Grösse des Imperiums
entgegnete Ennius lachend. »Aber im Ernst, was wollen Sie mit dem Apparat eigentlich anfangen, falls er jemals fertiggestellt werden sollte?«
Der Physiker zuckte die Achseln. »Die Entscheidung liegt natürlich nicht bei mir. Das wäre Sache des Hohen Rates.«
»Sie würden nicht erwägen, die Erfindung dem Imperium zur Verfügung zu stellen?«
»Ich? Ich hätte dagegen nichts einzuwenden. Aber nur der Hohe Rat ist befugt…«
»Ach«, rief Ennius ungeduldig, »Ihren Hohen Rat kann meinethalben der Teufel holen. Ich hatte schon des öfteren mit ihm zu tun. Wären Sie bereit, zu gegebener Zeit mit den Leuten zu sprechen?«
»Was könnte ich denn schon erreichen?«
»Sagen Sie ihnen doch, wenn die Erde imstande wäre, einen Synapsifikator herzustellen, der ohne jedes Risiko auf Menschen anwendbar ist, und wenn sie sich bereitfände, dieses Gerät der Galaxis zur Verfügung zu stellen, könnte man eventuell einige der Hürden abbauen, die derzeit noch die Emigration auf andere Planeten verhindern.«
»Wie?« fragte Shekt sarkastisch. »Trotz der Seuchengefahr, und obwohl wir so anders und im Grunde nicht menschlich sind?«
»Man könnte«, bemerkte Ennius ruhig, »sogar die gesamte Bevölkerung auf einen anderen Planeten evakuieren. Denken Sie darüber nach.«
An dieser Stelle wurde die Tür geöffnet, und eine junge Frau zwängte sich am Buchfilmregal vorbei in den Raum. Wie ein frischer Frühlingswind vertrieb sie die muffige Atmosphäre des ungelüfteten Arbeitszimmers. Als sie den Besucher erblickte, wurde sie rot und wandte sich zum Gehen.
»Bleib nur, Pola«, rief Shekt hastig. »Ich glaube« – er wandte sich an den Statthalter –, »Sie haben meine Tochter bisher noch nicht kennengelernt. Pola, das ist Lord Ennius, der Statthalter der Erde.«
Sie setzte hastig und ungeschickt zu einem Knicks an, aber der Statthalter war bereits mit weltmännischer Eleganz aufgesprungen und kam ihr zuvor.
»Meine liebe Miss Shekt«, sagte er. »Ich hätte nicht gedacht, daß die Erde imstande ist, solche Blüten hervorzubringen. Ich kann mir keine Welt vorstellen, der Sie nicht zur Zierde gereichen würden.«
Er griff nach Polas Hand, die sie ihm rasch und etwas schüchtern entgegenstreckte. Zunächst hatte es fast den Anschein, als wolle er die altmodische Sitte des Handkusses Wiederaufleben lassen, aber falls er diese Absicht tatsächlich gehabt haben sollte, so führte er sie nicht aus, sondern ließ die Hand des Mädchens – vielleicht eine Spur zu rasch – auf halber Höhe los.
Ein Schatten glitt über Polas Gesicht. »Sie sind zu gütig zu einem einfachen Mädchen von der Erde, Sir«, sagte sie. »Ich bewundere aufrichtig, wie heldenhaft Sie sich der Gefahr einer Infektion aussetzen.«
Shekt räusperte sich warnend. »Meine Tochter, Statthalter, steht kurz vor dem Abschluß ihres Studiums an der Universität Chica und leistete das für die Prüfung erforderliche Praktikum ab, indem sie zwei Tage pro Woche als Technikerin in meinem Labor arbeitet. Ein tüchtiges Mädchen, wenn ich das als stolzer Vater sagen darf. Vielleicht wird sie eines Tages in meine Fußstapfen treten.«
»Vater«, bemerkte Pola leise. »Ich habe dir etwas Wichtiges mitzuteilen.« Sie zögerte.
»Soll ich gehen?« fragte Ennius ruhig.
»Nein, nein«, wehrte Shekt ab. »Worum handelt es sich, Pola?«
»Wir haben einen Freiwilligen, Vater.«
Shekt schien wie vor den Kopf geschlagen. »Für den Synapsifikator?«
»Das hat er jedenfalls gesagt.«
»Nun«, sagte Ennius, »ich bringe Ihnen offensichtlich Glück.«
»Es sieht so aus.« Shekt wandte sich an seine Tochter.
»Sag ihm, er soll warten. Führe ihn schon einmal in Raum C, ich komme bald nach.«
Nachdem Pola gegangen war, sah er Ennius bittend an. »Würden Sie mich entschuldigen, Statthalter?«
»Gewiß. Wie lange wird die Operation dauern?«
»Mehrere Stunden, fürchte ich. Würden Sie gern zusehen?«
»Ich kann mir nichts Grausigeres vorstellen, mein lieber Shekt. Ich wohne bis morgen in der Residenz. Würden Sie mich wissen lassen, wie die Sache ausgegangen ist?«
Shekt war sichtlich erleichtert. »Aber gewiß.«
»Gut… Und überlegen Sie sich, was ich Ihnen zu Ihrem Synapsifikator gesagt habe. Den neuen Königsweg zur Erkenntnis.«
Als Ennius ging, war er noch mehr beunruhigt als bei seiner Ankunft; er hatte keine neuen Erkenntnisse gewonnen, nur seine Ängste waren sehr viel größer geworden.
5
EIN UNFREIWILLIGER FREIWILLIGER
Sobald Dr. Shekt
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