Foundation 06: Die Grösse des Imperiums
dann könnte er vielleicht auch einen Teil der Arbeit übernehmen, die meine Frau nicht mehr schafft.«
»Es könnte auch sein Tod sein. Ist Ihnen das klar?«
Arbin sah ihn hilflos an und spielte nervös mit seinen Fingern.
»Ich brauche seine Einwilligung«, sagte Shekt.
Der Farmer schüttelte störrisch den Kopf. »Er wird nicht verstehen, um was es geht.« In verzweifeltem Flüsterton fuhr er fort: »Können Sie das denn gar nicht begreifen? Sie sehen doch so aus, als wüßten Sie, wie hart das Leben sein kann. Der Mann wird allmählich alt. Noch geht es nicht um die Sechzig, aber wenn man ihn nun beim nächsten Zensus als schwachsinnig einstuft – und ihn einfach mitnimmt? Wir möchten ihn nicht verlieren, und deshalb hab ich ihn hierhergebracht.
Und ich mache nur deshalb ein Geheimnis draus, weil… weil…« Arbins Blick huschte unwillkürlich an den Wänden entlang, suchte sie förmlich zu durchdringen, um zu sehen, ob sich dahinter womöglich ein Lauscher verbarg. »Na ja, den Ahnen wär’s vielleicht nicht recht, was ich da mache. Sie könnten ja sagen, es verstößt gegen das Sittengesetz, einen behinderten Menschen retten zu wollen, aber das Leben ist hart… Und für Sie wäre er nützlich. Sie haben doch gesagt, daß Sie Freiwillige suchen.«
»Ich weiß. Wo ist Ihr Verwandter?«
Arbin sprang über seinen Schatten. »Draußen in meinem Zweirad, es sei denn, jemand hätte ihn entdeckt. In dem Fall wüßte er sich allerdings nicht zu helfen…«
»Dann wollen wir hoffen, daß ihm nichts geschehen ist. Wir beide gehen jetzt sofort hinaus und bringen den Wagen nach hinten in unsere Tiefgarage. Ich werde dafür sorgen, daß ihn außer uns und meinen Helfern niemand zu Gesicht bekommt. Und ich garantiere Ihnen, daß Sie keinen Ärger mit der Bruderschaft bekommen.«
Er legte Arbin freundschaftlich den Arm um die Schulter. Der Farmer grinste verzerrt. Die Schlinge um seinen Hals schien sich ein wenig zu lockern.
Auf der Couch lag ein dicklicher Mann mit schütterem Haar. Shekt sah auf ihn hinab. Der Patient war bewußtlos, er atmete gleichmäßig in tiefen Zügen. Zuvor hatte er nur unverständliches Zeug geredet und selbst kein Wort verstanden. Doch Shekt hatte keines der bekannten physischen Anzeichen für Schwachsinn entdecken können. Auch die Reflexe waren in Ordnung gewesen, jedenfalls für einen alten Mann.
Alt! Hmm.
Er sah zu Arbin hinüber, der alles aufmerksam beobachtete.
»Sollen wir eine Knochenanalyse vornehmen?«
»Nein«, rief der Farmer. Dann mäßigte er seinen Ton. »Nichts, womit man ihn identifizieren könnte.«
»Es könnte uns helfen – die Gefahr verringern –, wenn wir wüßten, wie alt er ist«, sagte Shekt.
»Er ist fünfzig«, erklärte Arbin knapp.
Der Physiker zuckte die Achseln. Es kam nicht darauf an. Wieder sah er auf den Schlafenden hinab. Als man ihn hereinführte, war er allem Anschein nach deprimiert, in sich gekehrt, apathisch gewesen. Nicht einmal die Hypnopillen hatten sein Mißtrauen erregt. Er hatte nur verkrampft gelächelt, als man sie ihm hinhielt, und sie widerstandslos geschluckt.
Der Techniker rollte bereits das letzte der ziemlich unförmigen Elemente herein, aus denen sich der Synapsifikator zusammensetzte. Auf Knopfdruck veränderte sich die Molekularstruktur der polarisierten Glasfenster des Operationssaals, und sie wurden undurchsichtig. Nur das kalte, grellweiße Licht einer einzigen Lampe fiel noch auf den Patienten, der jetzt von einem mehrere hundert Kilowatt starken, diamagnetischen Feld auf den Operationstisch befördert und etwa fünf Zentimeter darüber in der Schwebe gehalten wurde.
Arbin blieb im Dunkeln sitzen, ohne zu begreifen, was eigentlich vorging. Obwohl er wild entschlossen war, allein durch seine Gegenwart alle faulen Tricks zu verhindern, wußte er doch genau, daß er nicht imstande wäre, irgend etwas dagegen zu tun.
Die Physiker nahmen keine Notiz von ihm. Sie waren vollauf damit beschäftigt, die Elektroden am Kopf des Patienten zu befestigen – eine langwierige Prozedur. Der erste Schritt war die sorgfältige Vermessung des Schädels nach dem Ullsterverfahren, das auch die vielfach gewundenen, festverwachsenen Kleinhirnfissuren sichtbar machte. Shekt lächelte grimmig in sich hinein. Die Fissuren waren nicht unbedingt ein zuverlässiger Anhaltspunkt für das Alter eines Menschen, doch in diesem Fall genügten sie. Der Mann hatte die Fünfzig mit Sicherheit längst hinter sich.
Doch bald darauf erlosch das
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