Foundation 07: Die Rettung des Imperiums
die unverkennbare Ausstrahlung einer Autoritätsperson und die noch unverkennbarere Ausstrahlung von jemandem, der ganz und gar nicht zufrieden war.
53
Hari Seldon stand auf, als der Mykogenier auf sie zukam. Er hatte nicht die leiseste Ahnung, ob das angemessenes, höfliches Verhalten war, aber er hatte das sichere Gefühl, daß es nicht schaden würde. Dors Venabili stand mit ihm auf und hielt den Blick sorgsam gesenkt.
Der Mann blieb vor ihnen stehen. Er war ebenfalls ein alter Mann, aber auf subtilere Art gealtert als Mycelium Zweiundsiebzig. Das Alter schien seinem immer noch gut aussehenden Gesicht eine besondere Würde zu verleihen. Sein kahler Schädel war schön gerundet und seine Augen von auffälligem Blau, so daß sie einen scharfen Kontrast zu dem hellen, fast leuchtenden Rot seiner Schärpe bildeten.
»Ich sehe, Sie sind Stammesleute«, erklärte er. Seine Stimme war schriller, als Seldon erwartet hatte. Er sprach langsam, als wäre er sich bei jedem Wort, das er von sich gab, der Last seiner Autorität bewußt.
»Das sind wir«, sagte Seldon höflich, aber entschieden. Er sah keinen Anlaß, die Position des anderen nicht anzuerkennen, hatte aber auch nicht vor, die eigene aufzugeben.
»Ihre Namen?«
»Ich bin Hari Seldon von Helicon. Meine Begleiterin ist Dors Venabili von Cinna. Und der Ihre, Mann von Mykogen?«
Seine Augen verengten sich in einem Anflug von Verärgerung, aber auch er vermochte Autorität zu erkennen.
»Ich heiße Himmelsstreifen Zwei«, sagte er und hob den Kopf noch höher. »Ich bin ein Ältester des Sakratoriums. Und welche Position haben Sie inne, Stammesmann?«
»Wir«, sagte Seldon betont, »sind Gelehrte der Streeling-Universität. Ich bin Mathematiker, und meine Begleiterin ist Historikerin. Wir sind hier, um das Leben in Mykogen zu studieren.«
»Mit wessen Vollmacht?«
»Mit der von Sonnenmeister Vierzehn, der uns bei unserer Ankunft begrüßt hat.«
Himmelsstreifen Zwei verstummte einen Augenblick lang, dann zog ein leichtes Lächeln über sein Gesicht, das einen fast wohlwollenden Ausdruck annahm. »Der Hohe Älteste. Ich kenne ihn gut«, sagte er.
»Das sollten Sie auch«, meinte Seldon kühl. »Ist sonst noch etwas, Ältester?«
»Ja.« Der Älteste schien sichtlich bemüht, wieder die Oberhand zu gewinnen. »Wer war der Mann in Ihrer Gesellschaft, der sich so eilig entfernte, als ich kam?«
Seldon schüttelte den Kopf. »Wir haben ihn noch nie gesehen, Ältester, und ich weiß nichts über ihn. Wir sind ihm rein zufällig begegnet und haben uns bei ihm nach dem Sakratorium erkundigt.«
»Was haben Sie ihn gefragt?«
»Zwei Dinge, Ältester. Wir fragten, ob jenes Gebäude das Sakratorium sei und ob Stammesleute es betreten dürfen. Er hat die erste Frage bejaht und die zweite verneint.«
»Ganz richtig. Und worauf beruht Ihr Interesse am Sakratorium?«
»Nun, wir sind hier, das Leben in Mykogen zu studieren. Und ist das Sakratorium denn nicht Herz und Gehirn von Mykogen?«
»Es gehört einzig und allein uns und ist ausschließlich uns vorbehalten.«
»Selbst wenn ein Ältester – der Hohe Älteste – angesichts unserer Funktion als Gelehrte die Genehmigung veranlassen würde?«
»Haben Sie denn die Genehmigung des Hohen Ältesten?«
Seldon zögerte den Bruchteil einer Sekunde, während Dors kurz den Blick hob und ihn von der Seite musterte. Doch er kam zu dem Schluß, daß er mit einer so großen Lüge nicht durchkommen würde. »Nein«, sagte er, »noch nicht.«
»Und die werden sie auch nie bekommen«, versicherte der Älteste. »Sie sind mit Genehmigung hier in Mykogen, aber selbst die höchste Autorität kann keine totale Kontrolle über die Öffentlichkeit ausüben. Wir schätzen unser Sakratorium sehr, und die Bevölkerung kann sich nur zu leicht über die Anwesenheit einer Stammesperson irgendwo in Mykogen erregen. Aber ganz besonders in der Umgebung des Sakratoriums. Es würde schon ausreichen, wenn ein einziger ›Invasion!‹ rufen würde, um eine friedliche Menschenmenge wie diese hier in eine blutdürstige Meute zu verwandeln, die Sie in Stücke reißen würde. Ich meine das ganz wörtlich. Im eigensten Interesse, selbst wenn der Hohe Älteste freundlich zu Ihnen war, sollten Sie gehen. Jetzt gleich!«
»Aber das Sakratorium…«, sagte Seldon hartnäckig, obwohl Dors schon an seinem Kittel zerrte.
»Was gibt es denn im Sakratorium, das Sie interessieren könnte?« sagte der Älteste. »Sie sehen es ja jetzt. In seinem
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