Foundation 07: Die Rettung des Imperiums
Möglichkeit nutzen kann. Verstehen Sie?«
Davan sah zuerst Seldon, dann Dors an. »Dann können Sie die Zukunft nicht vorhersagen.«
»Jetzt haben Sie es richtig erkannt, Master Davan.«
»Sagen Sie einfach Davan. Aber vielleicht lernen Sie eines Tages, die Zukunft vorherzusagen.«
»Das ist vorstellbar.«
»Dann ist das der Grund, weshalb das Imperium Sie haben will.«
»Nein«, erklärte Seldon und hob belehrend den Finger. »Meine Vorstellung ist, daß das Imperium sich aus genau diesem Grund keine große Mühe gibt, mich in seine Gewalt zu bekommen. Die Kaiserlichen würden mich vielleicht gerne haben wollen, wenn man mich ohne Umstände ergreifen könnte, aber sie wissen auch, daß ich im Augenblick nichts weiß und daß es sich deshalb nicht lohnt, das empfindliche Gleichgewicht Trantors zu stören, indem man die lokalen Rechte in diesem oder jenen Bezirk beeinträchtigt. Und das ist auch der Grund, weshalb ich mich einigermaßen sicher unter meinem eigenen Namen bewegen kann.«
Davan vergrub einen Augenblick lang den Kopf in den Händen und sagte: »Das ist Wahnsinn.« Dann blickte er müde auf und sagte zu Dors: »Sind Sie Master Seldons Frau?«
»Ich bin seine Freundin und seine Beschützerin«, erklärte Dors ruhig.
»Wie gut kennen Sie ihn?«
»Wir sind jetzt seit einigen Monaten beisammen.«
»Nicht länger?«
»Nein.«
»Sagt er Ihrer Meinung nach die Wahrheit?«
»Ich weiß, daß er die Wahrheit spricht, aber welchen Anlaß hätten Sie, mir zu vertrauen, wenn Sie ihm nicht vertrauen? Wenn Hari Sie aus irgendeinem Grund anlügen würde, würde ich Sie dann nicht ebenfalls belügen, um ihn zu unterstützen?«
Davans Blick wanderte hilflos zwischen seinen beiden Besuchern hin und her. Dann sagte er: »Würden Sie uns jedenfalls helfen?«
»Wen meinen Sie mit ›uns‹? Und in welcher Weise benötigen Sie Hilfe?«
Davan nickte langsam. »Sie sehen ja, wie die Lage hier in Dahl ist. Man unterdrückt uns. Ich bin sicher, daß Ihnen das bekannt ist. Und danach zu schließen, wie Sie Yugo Amaryl behandelt haben, kann ich einfach nicht glauben, daß Sie keine Sympathie für uns empfinden.«
»Wir empfinden Sympathie für Sie.«
»Und Sie müssen auch wissen, von wem die Unterdrückung ausgeht.«
»Wahrscheinlich werden Sie mir jetzt sagen, daß es die kaiserliche Regierung ist, und ich räume durchaus ein, daß sie ihren Anteil daran hat. Andererseits stelle ich fest, daß es in Dahl eine Mittelklasse gibt, die die Leute in den Glutsümpfen verachtet, und eine Klasse von Kriminellen, die den Rest des Bezirks terrorisiert.«
Davans Lippen preßten sich zusammen, aber sonst war ihm keine Bewegung anzumerken. »Völlig richtig. Völlig richtig. Aber das Imperium unterstützt diesen Zustand aus Prinzip. Dahl besitzt das Potential, ernsthafte Schwierigkeiten zu bereiten. Falls die Leute in den Glutsümpfen streiken sollten, würde das augenblicklich zu ernsthaften Energieversorgungsproblemen in Trantor führen – mit allen Folgen, die man sich ausmalen kann. Aber Dahls Oberklasse würde Geld dafür ausgeben, die Schlägertypen von Billibotton – und anderen Orten – dafür einzustellen, um den Streik in den Glutsümpfen zu brechen. Es wäre nicht das erstemal. Das Imperium erlaubt es einigen Dahlitern, in bescheidenem Wohlstand zu leben, um sie zu imperialistischen Lakaien zu machen, weigert sich aber andererseits, den Waffengesetzen genügenden Nachdruck zu verleihen, um so die kriminellen Elemente zu schwächen.
Die kaiserliche Regierung handelt überall gleich, nicht nur in Dahl. Gewalt kann sie nicht mehr einsetzen, um ihren Willen durchzusetzen wie früher, als sie noch totalitär herrschte. Heutzutage ist Trantor so kompliziert geworden und lebt in einem so empfindlichen Gleichgewichtszustand, den man so leicht stören kann, daß die kaiserlichen Streitkräfte sich zurückhalten müssen.«
»Auch eine Form der Degeneration«, sagte Seldon, dem Hummins Klagen in den Sinn kamen.
»Was?« sagte Davan.
»Nichts«, erklärte Seldon. »Fahren Sie fort!«
»Die kaiserlichen Behörden müssen sich zurückhalten, stellen aber fest, daß sie trotzdem eine ganze Menge bewirken können. Jeder Bezirk wird ermutigt, seine Nachbarn zu beargwöhnen. In jedem Bezirk werden die einzelnen gesellschaftlichen Gruppen dazu ermutigt, eine Art kalten Bürgerkrieg gegeneinander zu führen. Die Folge ist, daß es auf ganz Trantor den Menschen unmöglich ist, gemeinsam zu handeln. Überall ziehen es die
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