Foundation 07: Die Rettung des Imperiums
Menschenmenge war größtenteils armselig gekleidet, und es war nicht schwer zu erraten, daß viele der Leute aus Billibotton kamen.
Einem Impuls nachgehend, lächelte Seldon und hob grüßend die Hand, was Beifall auslöste. Eine Stimme, in der Anonymität der Menge sicher, rief: »Kann die Lady uns ein paar Tricks mit dem Messer zeigen?«
Als Dors laut zurückrief: »Nein, ich ziehe nur, wenn ich mich ärgere«, hallte Gelächter.
Ein Mann trat vor. Er kam sichtlich nicht aus Billibotton und trug auch nicht die offenkundigen Merkmale eines Dahliters. Er hatte nur einen kleinen Schnurrbart, und der war braun, nicht etwa schwarz. »Mario Tanto von den Trantor HV Nachrichten«, stellte er sich vor. »Haben Sie für unsere Abendsendung ein paar Augenblicke Zeit?«
»Nein«, erwiderte Dors kurz angebunden. »Keine Interviews.«
Aber der Reporter blieb hartnäckig. »Wie ich höre, hatten Sie eine Auseinandersetzung mit einer größeren Zahl von Männern in Billibotton – und haben gewonnen.« Er lächelte. »Das ist doch eine Nachricht, nicht wahr?«
»Nein«, sagte Dors. »Wir begegneten einigen Männern in Billibotton, haben mit ihnen geredet und sind weitergegangen. Sonst ist nichts zu sagen, und mehr kriegen Sie auch nicht.«
»Wie heißen Sie? Sie sind offenbar keine Trantorianerin.«
»Ich habe keinen Namen.«
»Und Ihr Freund?«
»Hat auch keinen Namen.«
Jetzt schien der Reporter verstimmt. »Hören Sie, Lady, ich versuche nur meine Arbeit zu tun.«
Raych zog an Dors’ Ärmel. Sie beugte sich zu ihm hinunter und hörte sich an, was er ihr ins Ohr flüsterte. Dann nickte sie und richtete sich wieder auf. »Ich glaube nicht, daß Sie Reporter sind, Herr Tanto. Ich glaube vielmehr, Sie sind ein kaiserlicher Agent, der hier in Dahl Ärger machen möchte. Es hat keinen Kampf gegeben, und Sie versuchen, hier etwas aufzubauschen, um damit eine kaiserliche Expedition nach Billibotton zu rechtfertigen. An Ihrer Stelle würde ich nicht hier bleiben. Ich glaube nicht, daß Sie bei diesen Leuten hier besonders populär sind.«
Die Menge hatte zu murren begonnen, als sie Dors’ erste Worte hörte. Jetzt wurde das Murren lauter, und die Menschenmenge drängte sich langsam und drohend auf Tanto zu. Er blickte nervös in die Runde und zog sich zurück.
Dors hob die Stimme. »Laßt ihn gehen! Keiner soll ihn anfassen. Sonst hätte er einen Vorwand, Gewalttätigkeiten zu melden.«
Und die Menge öffnete sich vor ihm.
»Hey, Lady, sagen Sie den’n doch, die soll’n ihn ’n wenig aufmischen«, sagte Raych.
»Du bist ein blutdürstiger Junge«, sagte Dors. »Bring uns zu deinem Freund!«
75
Der Mann, der sich Davan nannte, erwartete sie in einem Raum hinter einer heruntergekommenen Imbißstube. Weit dahinter.
Raych ging voraus, wobei sich erneut zeigte, daß er in den Eingeweiden von Billibotton ebenso zu Hause war, wie das ein Maulwurf in den Tunnels von Helicon gewesen wäre.
Dors Venabili fühlte sich als erste zur Vorsicht aufgerufen. Sie blieb stehen und sagte: »Komm zurück, Raych! Wo gehen wir da hin?«
»Zu Davan«, sagte Raych und musterte sie verdutzt. »Hab’ ich Ihn’ doch gesagt.«
»Aber das hier ist ein völlig verlassenes Gebiet. Niemand lebt hier.« Dors blickte sich unbehaglich um. Die Umgebung war leblos und verlassen, und die wenigen Lichttafeln, die es hier gab, leuchteten nicht – oder nur ganz schwach.
»Davan gefällt es so«, sagte Raych. »Er wechselt die ganze Zeit den Platz, bleibt mal hier, mal dort. Sie wissen schon…«
»Warum?« wollte Dors wissen.
»Weil das sicherer ist, Lady.«
»Vor wem?«
»Vor der Regierung.«
»Was sollte die Regierung denn von Davan wollen?«
»Keine Ahnung, Lady. Ich will Ihn’ was sagen. Ich sag’ Ihn’, wo er is’, sag’ Ihn’, wie man hinkommt, und dann gehn Se allein weiter – wenn Se nich wollen, daß ich Se hinbring’.«
»Nein, Raych«, sagte Seldon. »Ohne dich verlaufen wir uns womöglich. Du solltest vielleicht sogar besser warten, bis wir fertig sind, damit du uns wieder zurückführen kannst.«
Das weckte sofort Raychs Habgier. »Und was is’ da für mich drin? Sie erwarten wohl, daß ich warte, wenn ich hungrig werd’?«
»Wenn du wartest und hungrig wirst, Raych, dann kauf ich dir was zu essen. Was du haben willst.«
»Das sagen Se jetzt, Mister. Woher weiß ich denn, daß das auch gilt, wenn ich hungrig bin?«
In Dors’ Hand blitzte plötzlich eine Messerklinge. »Du willst doch nicht etwa
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