Foundation 07: Die Rettung des Imperiums
würden sie das«, sagte Hummin, »aber bis jetzt sind Sie von meinen Mitbewerbern, wie Sie sie nennen, nur dem Kaiser begegnet, und der war daran interessiert, daß Sie fiktive Vorhersagen liefern, die seine Dynastie stabilisieren könnten. Ich bitte Sie um nichts dergleichen. Ich bitte Sie nur, daß Sie Ihre psychohistorische Technik vervollständigen, so daß mathematisch gültige Vorhersagen, wenn auch nur statistischer Art, gemacht werden können.«
»Das stimmt. Bis jetzt zumindest«, meinte Seldon mit einem schiefen Lächeln.
»Deshalb darf ich wohl fragen, welche Fortschritte Sie machen? Sind Sie weitergekommen?«
Seldon wußte nicht recht, ob er lachen oder wütend sein sollte. Nach einer kurzen Pause tat er keines von beiden, sondern brachte es zuwege, ruhig zu sprechen. »Vorwärtsgekommen? In nicht einmal zwei Monaten? Hummin, dies ist etwas, das vielleicht mein ganzes Leben in Anspruch nehmen könnte und das Leben des nächsten Dutzend, das nach mir kommt. – Und selbst dann könnte am Ende noch ein Mißerfolg stehen.«
»Ich spreche nicht von etwas Endgültigem wie eine Lösung oder auch nur etwas, was zu Hoffnungen Anlaß gibt, so wie der Anfang einer Lösung. Sie haben einige Male ganz lapidar erklärt, daß eine brauchbare Psychohistorik möglich, aber nicht praktikabel ist. Ich möchte ja nur wissen, ob es inzwischen Hoffnungen gibt, daß man sie praktikabel machen kann.«
»Offen gestanden, nein.«
»Sie müssen mich entschuldigen«, sagte Dors, »aber ich bin keine Mathematikerin und kann daher nur hoffen, daß meine Frage nicht unsinnig ist. Wie können Sie wissen, daß etwas gleichzeitig möglich und nicht praktikabel ist? Ich habe Sie sagen hören, daß Sie theoretisch alle Menschen, die im Imperium leben, persönlich kennenlernen und Sie begrüßen könnten. Aber daß das praktisch unmöglich ist, weil Sie dafür nicht lange genug leben würden. Aber wie können Sie sagen, daß die Psychohistorik etwas von dieser Art ist?«
Seldon sah Dors ungläubig an. »Und dafür wollen Sie eine Erklärung?«
»Ja«, sagte sie und nickte so heftig, daß ihr lockiges Haar dabei flog.
»Ich offengestanden auch«, sagte Hummin.
»Ohne Mathematik?« sagte Seldon mit dem Anflug eines Lächelns.
»Bitte«, sagte Hummin.
»Nun…« er schien sich in sich zurückzuziehen, wie um eine Methode für die Präsentation auszuwählen. Dann sagte er: »Wenn Sie irgendeinen Aspekt des Universums verstehen wollen, dann hilft es Ihnen, wenn Sie ihn so weit wie möglich vereinfachen und nur diejenigen Eigenschaften und Charakteristika einschließen, die für das Verhältnis wesentlich sind. Wenn Sie bestimmen wollen, wie ein Gegenstand fällt, dann befassen Sie sich nicht damit, ob er neu, alt, rot oder grün ist und ob er einen Geruch hat oder nicht. Sie eliminieren diese Dinge und vermeiden damit, daß unnötige Komplikationen berücksichtigt werden müssen. Diese Vereinfachung können Sie als Modell oder Simulation bezeichnen und können sie entweder als tatsächliche Darstellung auf einem Computerbildschirm oder als mathematische Beziehung präsentieren. Wenn Sie an die primitive Theorie der nichtrelativistischen Gravitation denken…«
Dors unterbrach ihn. »Sie haben doch versprochen, daß es ohne Mathematik abgehen würde. Versuchen Sie nicht, sie jetzt doch hereinzuschmuggeln, indem Sie sie als ›primitiv‹ bezeichnen.«
»Nein, nein. Ich meine ›primitiv‹ nur in dem Sinne, daß man diese Theorie schon so lange kennt wie es geschriebene Aufzeichnungen gibt, daß ihre Entdeckung also von den Nebeln des Altertums verhüllt ist, so wie die Erfindung des Feuers und des Rades. Jedenfalls enthalten die Gleichungen jener Gravitationstheorie eine Beschreibung der Bewegungen eines Planetensystems, eines Doppelsterns, der Gezeiten und vieler anderer Dinge. Indem wir solche Gleichungen benutzen, können wir sogar auf einem zweidimensionalen Schirm eine bildhafte Simulation erzeugen und einen Planeten um einen Stern kreisen lassen oder zwei Sterne umeinander. Wir können auch kompliziertere Systeme in einer dreidimensionalen Holografie ansehen. Derartige vereinfachte Simulationen machen es viel leichter, ein Phänomen zu erfassen, als wenn wir das Phänomen selbst studieren müßten. Tatsächlich wäre unser Wissen um planetarische Bewegungen und um die Himmelsmechanik ohne die Gravitationsgleichungen sehr spärlich.
Wenn Sie jetzt mehr und mehr über irgendein Phänomen wissen wollen, oder wenn ein Phänomen
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