Foundation 08: Foundation
spielte auf seinem Visi-Sonor, und als er
aufhörte, war der Kronprinz tot. Ist das nicht merkwürdig?
Ist es nicht seltsam, daß ein Geschöpf, das sich vor allem
fürchtet, das offensichtlich vor Angst hilflos ist, die
Fähigkeit hat, nach Lust und Laune zu töten?«
»Die Musik und die Licht-Effekte«, wandte Toran ein,
»haben eine tiefgehende Wirkung auf die
Emotionen…«
»Ja, auf die Emotionen. Eine sehr tiefgehende.
Einwirkung auf die Emotionen ist zufällig die Spezialität
des Maultiers. Das könnte man noch als zufälliges
Zusammentreffen betrachten. Und ein Geschöpf, das durch
Suggestion töten kann, ist so voll von Angst. Nun, das Maultier
hat an seinem Verstand herumgepfuscht, so daß auch das
erklärt ist. Aber, Toran, ich habe ein bißchen von dieser
Visi-Sonor-Auswahl mitbekommen, die den Kronprinzen tötete. Nur
ein bißchen – aber es genügte, um in mir das gleiche
Gefühl der Niedergeschlagenheit, der tiefen Depression zu
erzeugen, wie ich es im Zeitgewölbe und auf Haven hatte. Toran,
dieses Gefühl ist unverwechselbar.«
Torans Gesicht verfinsterte sich. »Ich… ich habe es auch
gespürt. Das hatte ich vergessen. Ich hätte nie
gedacht…«
»Damals kam mir der Gedanke zum erstenmal. Es war nichts als
ein vages Gefühl – eine Intuition, wenn du so willst. Ich
hatte nichts, woraus ich Schlußfolgerungen hätte ziehen
können. Und dann berichtete uns Pritcher von dem Maultier und
seiner Mutation, und im gleichen Augenblick war mir alles klar. Das
Maultier hatte die Depression im Zeitgewölbe erzeugt; Magnifico
hatte die Depression auf Neu-Trantor erzeugt. Es war die gleiche
Emotion. Deshalb mußten das Maultier und Magnifico die gleiche
Person sein. Paßt nicht alles wunderbar zusammen, Torie? Ist es
nicht wie ein Axiom in der Geometrie: Zwei Größen, die
einer dritten Größe gleich sind, sind auch untereinander
gleich?«
Sie stand am Rand der Hysterie, nahm sich jedoch mit aller Kraft
zusammen. »Die Entdeckung ängstigte mich zu Tode. Wenn
Magnifico das Maultier war, würde er meine Emotionen erkennen
– und sie seinen Zwecken entsprechend umwandeln. Ich wagte
nicht, es ihn wissen zu lassen. Ich ging ihm aus dem Weg.
Glücklicherweise ging er auch mir aus dem Weg; er hatte zuviel
Interesse an Ebling Mis. Ich plante, Mis zu töten, bevor er
sprechen konnte. Ich plante es heimlich – so heimlich ich konnte
– so heimlich, daß ich es nicht einmal mir selbst zu sagen
getraute. Wenn ich das Maultier selbst hätte töten
können. – Aber das Risiko durfte ich nicht eingehen. Er
hätte es sicher bemerkt, und ich hätte keine Chance mehr
gehabt.«
Sie machte den Eindruck, völlig ausgehöhlt zu sein.
Toran erklärte barsch: »Es ist unmöglich. Sieh dir
den Jammerlappen an. Der soll das Maultier sein? Er hört
nicht einmal, was wir sagen.«
Aber als seine Augen seinem ausgestreckten Zeigefinger folgten,
war Magnifico hellwach. Er stand aufrecht, und seine Augen waren
scharf und von einem dunklen Glanz. Seine Stimme hatte nicht die Spur
eines Akzents. »Ich höre, was Bayta sagt, mein Freund. Ich
habe bloß hier gesessen und über die Tatsache nachgedacht,
daß ich mit all meiner Klugheit und Voraussicht einen Fehler
gemacht und soviel verloren habe.«
Toran taumelte zurück, als fürchte er, der Narr
könne ihn berühren oder der Atem des Narren könne ihn
vergiften.
Magnifico nickte und beantwortete die unausgesprochene Frage.
»Ich bin das Maultier.«
Er wirkte nicht länger grotesk. Seine Besenstiel-Glieder,
sein Schnabel von einer Nase verloren ihre Lächerlichkeit.
Seine Ängstlichkeit war verschwunden, seine Haltung war
fest.
Er beherrschte die Situation mit einer Leichtigkeit, die aus
langer Übung stammte.
Tolerant meinte er: »Setzt euch doch! Nun los, ihr könnt
es euch ebensogut bequem machen. Das Spiel ist aus, und ich
würde euch gern eine Geschichte erzählen. Das ist eine
Schwäche von mir – ich möchte, daß die Leute
mich verstehen.«
Er sah Bayta an, und seine Augen waren noch die alten. Es waren
die von sanfter Traurigkeit erfüllten braunen Augen Magnificos,
des Narren.
»In meiner Kindheit gab es nichts«, begann er schnell
und ungeduldig, »an das ich mich gern erinnere. Vielleicht
könnt ihr das verstehen. Meine Magerkeit ist drüsenbedingt;
meine Nase ist mir angeboren. Es war mir als Kind nicht möglich,
ein normales Leben zu führen. Meine Mutter starb, bevor sie mich
gesehen hatte. Meinen Vater kenne ich nicht. Ich wuchs planlos auf,
im Geist
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